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Bob Marleys Rastaman Vibration – Das gute Leben

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Das achte Studioalbum mag nicht das kommerziell erfolgreichste Bob Marley & The Wailer’s Album gewesen sein, doch Rastaman Vibration besticht durch gesellschaftspolitische Botschaften und eine hervorragende Mischung aus tollen Musikern, kreativem Songwriting und gelungenen Synthi-Experimenten. Ende April 1976 in den USA veröffentlicht, erreichte es als erstes Album von Marley die Top Ten der Billboard Charts. Marley präsentierte darauf seinen voll ausgereiften Signature Sound: Rastafarigesang, repetitive Texte, summender und wabernder Reggae Beat und E-Gitarren im Offbeat. Gemixt wurde das Album übrigens von sei großen jamaikanischen Sound-Ingenieuren, Sylvan Morris und Errol Thompson. Und auch noch zwei weitere Neubesetzungen sind nicht zu überhören: die Gitarristen Donald Kinsey aus Peter Tosh’s Band sowie Earl “Chinna” Smith, ein legendärer Musiker aus Jamaika leisten auf dem ganzen Album fantastische Arbeit.


 

Während sich Marley auf jedem Album und insbesondere auf Konzerten stets für politische Belange einsetzte, hat dieses Album gefühlt nur den einen Existenzgrund: Eine Botschaft zu senden. Religion, Vorstellungen von Gut und Böse, politische Anliegen und natürlich die Liebe: alles hat seinen Platz. Marley sagte über Rastaman Vibration selbst: “The music don’t take you away, it’s more to listen to”, sehr frei übersetzt, nicht die Musik, sondern die Botschaft zählt. Dabei sind Songs wie War oder Rat Race besonders hervorzuheben. Der Sound der Songs mag entspannt sein, die Botschaft dagegen ist klar wie nur irgendwas: That until there no longer / First class and second class citizens of any nation / Until / the colour of a man’s skin / Is of no more significance than the colour of his eyes / Me say war.


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Rat Race wiederum behandelt zwischen vielen Uh! Uh! Eh! Yaa! und ein paar kruden Verschwörungsthesen auch die Gewalt in den Städten, die regelmäßig ausbricht, wenn es zu Demonstrationen kommt. Außerdem geht es um die Anwerbung von Polizeispitzeln. Political voilence fill ya city, ye-ah! / Don’t involve Rasta in your say say; / Rasta don’t work for no C.I.A. Einer der schönsten Songs ist der Opener Positive Vibration. Es geht natürlich um den guten Vibe, den man zum Leben braucht. Say you just can’t live that negative way, / If you know what I mean; /Make way for the positive day. Ach, wenn es immer so einfach wäre. Marley und seine Musik helfen aber auf jeden Fall. Wenn dann noch die Sonne scheint und das Kaktuseis schmeckt, stimmt auch der Vibe.



Marley gab beim Produzieren des Albums übrigens Freunde, Familienmitglieder und Bandmitglieder als Autoren der Songs aus. Heute weiß man, dass er alle Songs selbst geschrieben hat. Er war in Streit mit seiner ehemaligen Publishing Company um die Urheberrechte geraten und wollte Cayman music damit wohl eins auswischen. Gleichzeitig konnte Marley, selbst schon ein gut verdienender Künstler, mit diesem Trick jenen finanziell helfen, die ihm am nächsten standen. Nach Marleys Tod klagten seine Witwe und sein Manager die Rechte an den Songs zurück, in einem Urteil von 1987 bekamen sie Recht.


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Natürlich hatte Marley auch eine keineswegs versteckte Botschaft an die Fangemeinde der Kräuterpfeife adressiert: Auf der Innenseite des Schallplattenalbums stand der Satz: “This album jacket is great for cleaning herb.” Wie das genau geht, kann man sich in Youtube-Videos ansehen. Noch heute findet man in Second Hand Plattenläden manchmal Überreste von Gras in den Covern versteckt. Der Verbrauchertip Marleys war wohl eher ein Witz, seine Fans wussten sicher um diesen Trick. Ein Song auf Rastaman Vibration darf nicht unerwähnt bleiben: Roots, Rock, Reggae, der einzige des Albums, der sich auf vielen Best-Of-Compilations findet. Der sich ständig wiederholende Backround-Refrain Play us some music! Just some reggae music! setzt sich als widerstandsfähiger Ohrwurm fest und will gar nicht mehr verschwinden. Das Wochenende kann kommen. Darauf noch ein Kaktuseis!


 

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