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Elliot Smith – Either Or erscheint als neu gemasterte Platte

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Die Großartigkeit der Feinheiten! Zum 20-jährigen Jubiläum von Either/Or wird eine neu gemasterte und erweiterte Version von Elliott Smiths wohl bedeutendsten Album veröffentlicht!

Es ist kein Album, das man sich mal so eben reinziehen kann. Es ist bestimmt vom Filigranen, von diesen Feinheiten in den Harmonien. Die Stimme von Elliott Smith entfaltet ihre Tragweite erst, wenn diesen subtilen Gesten Gehör geschenkt wird. Darin liegt seine Stärke, in der Schönheit des Kleinen und Leisen. Nun, 20 Jahre nach der Veröffentlichung von Either/Or, wird ein Remaster jenes letzten Albums veröffentlicht, bevor Smith von der Major-Maschinerie übernommen wurde.


Hört euch hier das Elliot Smith Album Either/Or an und lest weiter:


Ein Album, auf dem er sich als Songwriter, Komponist und schlicht als Künstler endlich gefunden zu haben scheint. Gebrandmarkt vom Post-Grunge Goldgräber-Fieber in den 90ern an der  amerikanischen Westküste, spielt er geschickt mit der Rebellion gegen das Kommerzielle und schreibt doch kein rebellisches Album. Es ist zu durchdacht und zu ambitioniert, um als Protest durchzugehen – aber eben auch viel zu gehaltvoll um der dem Pop inhärenten Redundanz gerecht zu werden. Und ganz plötzlich wird die Aufgabe, dieses besondere Album neu zu mastern, zu einem Tanz auf Messers Schneide: Denn das Schlimmste, was man dieser Platte antun kann, ist seine Ecken und Kanten glatt zu ziehen.


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Gut, genug mit dem Zeigefinger gewedelt. Elliott Smith Fans der ersten Stunde sei an dieser Stelle die Entwarnung gegeben, dass die geremasterte Auflage von Either/Or die Feinheiten seiner Produktion mit vorsichtigen Fingern aufgreift und mit weichem Pinsel herausputzt. Bereits im ersten Song Speed Trials teilt sich nach ein paar Minuten die vorher so nahtlos zusammengefügte, zweispurige Stimme des Songwriters in eine doppelte, zweistimmige Harmonie. Nur für einen kurzen Moment. Ein paar Sekunden, die uns einen Einblick in Smiths Mikrokosmos aus Bombast und Intimität geben, der wie eine Blaupause für das restliche Album erscheint.

Seine Texte spielen mit ganz spezifischen Bildern und genau beschriebenen Situationen, schaffen es – ganz in der Manier der großen Songwriter – aber genau damit große, beinahe abstrakte Emotionen zu erforschen. Wenn man versucht, über die Musik von Elliott Smith zu schreiben, kommt man um eine gewisse Schwere im Ton nicht herum. Aber vielleicht ist „Schwere“ das falsche Wort, eher ein andächtiges Reflektieren oder eine Nachdenklichkeit, die jene ruhigen Stunden reflektiert, in denen sich Smith in sein Hotelzimmer zurückzog, um an seinen Songs zu arbeiten.


elliot Smith


Das nur als Hinweis, falls sich inzwischen die Laune des ein oder anderen Lesers abdunkeln sollte. Alright, also frohen Mutes weiter im Text!

Larry Crane, seines Zeichens Besitzer der Jackpot! Studios in Portland, Oregon und Archivist von Smiths musikalischem Erbe, beaufsichtigte das Mastering der Neuauflage. Nicht nur das, er verhalf, zusammen mit Elliott Smiths früheren Produzenten und seiner Ex-Freundin, der Platte auch zu einer Expanded Tracklist. Was dieser Insider-Anglizismus nun wieder bedeutet? Ganz einfach: Über die zwölf originalen Titel hinaus umfasst die Neuauflage zusätzliche Live-Mitschnitte vom Yo Yo A Go Go Festival in Olympia, WA aus dem schönen Jahre 1997, einen Remix und zwei bisher unveröffentlichte Tracks. Spannende Geschichte also. Dabei ist auch interessant zu bemerken, dass es bei den hinzugefügten Songs weniger darum geht, irgendwie die Geschichte von Elliott Smith zu Ende zu erzählen oder zu irgendeiner Erkenntnis zu gelangen. Es sind vielmehr wunderschöne Einblicke in seine Entwicklung und in seinen Schaffensprozess als Solo-Künstler, nachdem es mit seiner Band Heatmister zu Ende ging.


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Den Song New Monkey klimpert er untypischer Weise mal auf den Tasten und lässt, neben seinem Hang zur Schwermütigkeit á la Nick Drake, einen gewissen Sinn für Humor nicht verkennen. Oder Bottle Up And Explode, das als aufpolierte Version auf dem Nachfolger-Album XO erschien und uns so, in seiner ursprünglichen Form vor Augen führt, wie viel Bearbeitungszeit nochmal in sein erstes Major Release geflossen sein muss. Und dann ist da noch I Figured You Out, ein Song, den er ursprünglich an seine Kollegin und Freundin Mary Luo Lord gegeben hat. Es wäre wohl der aufpolierteste Song auf Either/Or gewesen und seine ursprüngliche Auslassung spricht Bände darüber, wie entschlossen Elliott Smith seiner Zeit war, seinen eigenen Weg zu ebnen.

Die Neuauflage erscheint am 19. Mai als 2 LP-Version und als Download. Zusammen mit dem Original-Begleittext finden sich im Klapp-Cover noch eine Postkarte von den Original-Masterbändern und bisher unveröffentlichte Fotos.


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