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Meilenstein der Musikgeschichte: Creedence Clearwater Revival – Bayou Country

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“Von der Westküste kommen Creedence Clearwater Revival – eine in San Francisco beheimatete Band mit einem knackigen R&B-Sound, fesselnden Bluesmomenten und einem soliden Rockrepertoire”. Mit diesen Worten kündigte das Billboard Magazin Ende Juni 1968 das selbstbetitelte Debüt der Band an. Zwei Wochen später war es im Handel und stieg schon bald darauf in die amerikanischen Albumcharts ein. Es kletterte bis auf Platz 52, auch dank der erfolgreichen Singleauskopplung “Suzie Q”, die es sogar bis auf Platz 11 der Single-Charts schaffte.

Nach diesem respektablen Erfolgserlebnis gingen CCR im Oktober 1968 in das Studio von RCA in Hollywood und nahmen voller Zuversicht den Nachfolger in Angriff. Noch vor dem Jahreswechsel war das Album fertig und seine Veröffentlichung für Ende Januar 1969 angesetzt. Mitte Januar koppelte Fantasy Records die Single “Proud Mary” mit der B-Seite “Born on the Bayou” aus – eigentlich unvorstellbar, einen großartigen Song wie “Bayou” als B-Seite zu verwenden!). Ende des Monats hatte die Single die Billboard Singlecharts im Sturm erobert und erreichte im März Platz 2, den sie drei Wochen lang verteidigte. Nur Tommy Roe und sein Hit “Dizzy” konnten sie von der Spitzenposition fernhalten.


Eine Woche nach “Proud Mary” kam Bayou Country offiziell auf den Markt. Dank der Vorarbeit, die die Single geleistet hatte, kletterte das Album unaufhaltsam in den Charts und erreichte Anfang April die Top 10, wo es im Mai auf Platz 7 zum Stehen kam. In derselben Woche stieg die Single “Bad Moon Rising” in die Single-Charts ein und kündigte bereits das dritte Album an: Green River erschien zwei Wochen vor ihrem Auftritt beim Woodstock Festival im August.

Mit seinem Swamp-Sound eröffnet “Born on the Bayou” das Album Bayou Country und bringt den Hörer in die richtige Stimmung für die komplette erste Seite des Longplayers. “Bootleg” und “Graveyard Train” nehmen diesen Voodoo-Vibe auf – die Mystik von New Orleans und einem Amerika, das sich in allem von den Metropolen im Norden und an der kalifornischen Küste unterscheidet. Allerdings war nicht jeder von der Kraft und dem Potential dieser Songs beeindruckt. Die Kritiker waren weniger überschwenglich. Sogar der Rolling Stone schrieb: “Die guten Stücke sind richtig gut. Aber die schlechten sind wirklich schwach.” Damit hätte das Magazin wohl recht gehabt, wenn es ein schlechtes Stück gegeben hätte…

Viele der Songs hatte John Fogerty schon geschrieben, bevor die Band für Bayou Country ins Studio ging, darunter auch “Proud Mary”; allerdings hatte er noch keinen Titel für den Song. “Ich schlug also das Buch der Songtitel auf und stieß auf ‘Proud Mary’. Wenn das nicht wie ein Schaufelrad klingt, sagte ich mir. Man, das klingt wie ein Flussdampfer! Das ist die Magie, das Geheimnisvolle, der Voodoo. Ich schrieb den Song – die Geschichte – dieses Schiffs, der Proud Mary. Sie ist die Hauptfigur. Genauso ist es passiert.”

Es mag seltsam erscheinen, einen Song wie “Proud Mary” als sechsten von sieben Tracks auf dem Album zu platzieren. Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass das nicht der ideale Platz für den stärksten Song des Albums ist. Und doch funktioniert es. Seite 2 beginnt mit einem Cover von Little Richards “Good Golly Miss Molly”, welches im Grunde gar kein richtiges Cover ist, sondern eine komplett neue Version des Rock’n’Roll-Klassikers.


CCR


Vor “Proud Mary” steht das bluesige “Penthouse Pauper” – ebenfalls ein großartiges Stücke mit schneidender Leadgitarre von John Fogerty und einem soliden Fundament, gelegt von der Rhythmusgruppe Doug Clifford (Drums) und Stu Cook (Bass). Das ist eigentlich auch so etwas wie das Markenzeichen der Band und des Albums.

Mit einem an Canned Heat erinnernden Boogie rundet “Keep on Chooglin’” das Ganze ab. Fogertys charakteristischer Gesang und eindringliche Gitarre sind der Motor und das Herz dieses Tracks. Es ist der perfekte Abschluss für ein fast perfektes Album, welches aber im Vergleich mit ihren erfolgreicheren LPs viel weniger Aufmerksamkeit bekam, als es verdiente.
Als CCR beim Woodstock Festival aufschlugen, waren sie dank “Proud Mary” und “Bad Moon Rising”eine der populärsten Bands der USA und sie präsentierten beide Songs auf der Festivalbühne. Auch “Bootleg” und “Keep on Chooglin’” von Bayou Country waren Teil des einstündigen Sets, welches, genau wie das Album, mit “Born on the Bayou” begann.
Gerne überlassen wir John Fogerty das letzte Wort: “Als wir beim Woodstock ankamen, hatte ich definitiv das Gefühl, dass wir gerade die heißeste Band waren. Wenn die Beatles Gott waren, dann kamen wir direkt dahinter.” Und damit lag er richtig.


Warum sich Frontmann John Fogerty sich von seinem eigenen Schaffen distanzierte, nie wieder seine Songs spielen wollte – und warum er es dann doch noch mal tat erzählt euch der erfahrene Musikjournalist Fritz Egner in der 6. Episode unserer uDiscover: Rewind! Ausgabe.

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