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The Traveling Wilburys – Auf den Spuren einer Familiensaga

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Schaltet euren Ventilator an, nehmt euch ein kühles Bier oder ein Glas Wein und lehnt euch zurück.  Wir wollen uns auf eine Spurensuche in die Prärie Nord Amerikas begeben, die keinen Anspruch auf Wahrheit hat sondern unsere Sinne wie eine Fatamorgana umschlingt, um uns in einer flirrenden Sphäre schwingend, einer alten Familiensaga zu nähern, die fast in Vergessenheit geraten ist. Lasst euch entführen in die karge sonnengeflutete Landschaft dieses weit entfernten Kontinents. Am besten setzt ihr euch in einen schattigen Stuhl auf eurer Terrasse und genießt die Geschichte während ihr im Hintergrund der Musik lauscht.


Eine kleine Brise weht und wirbelt Staub auf. Ein einsam stehendes Holzhaus, mit einer Veranda und Schaukelstuhl, steht in einer -zugegebenermaßen – Einöde. Rechter Hand ist ein alter Planwagen geparkt, der an frühere Zeiten erinnert – fast so als habe sich eine Evolution ergeben vom Pilgern zur Sesshaftigkeit. Möglicherweise trügt dieser Schein auch und es hat sich in diesem Fall genau andersherum ereignet. Zu betagt erscheinen Haus und Wagen.  Auf der Rückseite des Gebäudes lässt sich das gelegentliche wiehern einer Handvoll Pferde vernehmen. Drinnen herrscht ein gegenteiliges Klima. Es ist laut, es wird gelacht.


 

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Nelson, Otis, Lucky, Charlie T. Jnr. und Lefty Wilbury haben gerade ihre schweren Gitarrenkoffer abgestellt. Sie sind, wie sich unschwer am Nachnamen erkennen lässt, Brüder. Doch was haben diese Jungs eigentlich an diesem einsamen Ort verloren? Nelson, der mittlere der Brüder, hatte von einem fernen Verwandten gehört, dass in ihrem Elternhaus, verstaubt auf dem Dachboden, eine alte Schellackplatte liegen müsste. Gesagt, getan, gefunden. Die Platte entstaubt und auf das alte Grammophon gelegt. Es knistert und rauscht. Die Nadel furcht sich ihren Weg durch die eingravierte Rille und die Stimme ihres Großvaters samt Band erklingt: This Is Love.


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Einer nach dem anderen Stimmt mit ein. Da alle bereits in jüngstem Alter, aus traditionellen Gründen, mit den unglaublichsten Klängen und ihrer Hervorbringung in Berührung gekommen sind, durchströmt die Melodie ihre Körper und formt den  Wilbury Twist. Nur so viel sei gesagt: Um den einzigartigen Tanz zu erlernen muss man zunächst die grundlegenden Schritte und Handbewegungen kennen. Würde ist der Schlüssel zum erfolgreichen Tanzen. Flüssige, koordinierte Bewegungen machen den Tänzer herausragend. Gute Tänzer wackeln nicht einfach mit ihren Hüften, sie bewegen sie natürlich zu den Schritten und dem Rhythmus der Musik.


Schaut euch hier den unglaublichen Wilbury Twist an:


 

Jedem Beobachter wird klar, dass die Klangfarben und der freie Ausdruck, der sich hier entfaltet tief verwoben ist mit einer über zwei  Jahrhunderte alten Familientradition, die sich in der Sprache der Musik ihren Ausdruck gesucht hat. Jahre des Schmerzes, des Leidens.  Die Erinnerung an Auftritte in albtraumhaften Spielunken und ihren Besitzern, an Aufnahmeleiter, verrückte Agenten und dem Tour Leben im Allgemeinen, haben sich tief in das kollektive Gedächtnis dieser Familie eingegraben.


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Die Nadel holpert in die Auslaufrille. Der Trichter verströmt ein diffuses  Rauschen. Ansonsten Stille. Es ist so, als würde sich der Moment in der Ewigkeit verlieren. Den Jungs ist hingegen sofort klar, was gerade geschehen ist und was das bedeutet: Schluss mit Soloprojekten. An dieser Stelle sollte man aber  nicht denken, dass die bisherigen eigenbrötlerischen Projekte unter den Pseudonymen Roy Orbison (Lefty), George Harrison (Nelson), Bob Dylan (Lucky), Tom Petty (Charlie T. Jnr.) und Jeff Lynne (Otis) nicht erfolgreich sind. Ganz im Gegenteil. Doch hat ihnen sofort eingeleuchtet: Hier ist etwas Besonderes entstanden – eine Supergroup. Kurzum: Sie satteln die Pferde, schnallen sich ihre Gitarrenkoffer um und machen sich – Text und Melodie im Kopf – auf in Luckys Studio, um eine Platte aufzunehmen.


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Die in den folgenden zehn Tagen entstehenden Songs, mit epischen Geschichten und Klangstrukturen, die noch nach dem Verklingen in euren Ohren weiter hallen, sind nicht nur in jüngerer Zeit populär sondern tragen ihren zeitlosen Klang durch die Jahre. Fortan sind sie bekannt als The Traveling Wilburys – ganz in Tradition ihrer familiären Wurzeln. Da allerdings  eine Supergroup auch nicht von Schicksalsschlägen gefeit ist, lässt sich im Volume drei die Verarbeitung des schmerzhaften Verlustes ihres Bruders Lefty hören. Warum allerdings auf Volume eins die Nummer drei folgt ist schwer zu sagen. Vermutlich ist ihnen Ru(h)m und Erfolg etwas zu Kopfe gestiegen und sie haben in der Euphorie einfach vergessen, dass sie erst eine Platte aufgenommen haben. An dieser Stelle fadet die Familiengeschichte aus. Naja, fast. Wir haben nämlich noch ein besonderes Relikt vergangener Zeiten für euch gefunden und präsentieren euch an dieser Stelle die wirklich, wahre Geschichte der Traveling Wilburys – zumindest, wenn man den Jungs vor der Kamera Glauben schenken kann.


Schau dir hier die Geschichte an:


 

Möchtet ihr den einzigartigen Sound bei euch zu Hause genießen? Dann nehmt an unserem Gewinnspiel auf Facebook teil und freut euch über das tolle Boxset. Enthalten sind 2 CDs mit Bonus Tracks, eine exklusive DVD mit Unmengen an Videomaterial sowie ein liebevoll gestaltetes Booklet und echte Fotoabzüge der Traveling Wilburys. Wir würden uns natürlich freuen, wenn uns der Gewinner ein Video schickt, in dem er den Tanz aufführt.  Ruhm und Ehre in der Geschichte der Wilburys sind ihm damit gewiss!


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