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Platten

10 Songs, die das Jahr 2016 perfekt zusammenfassen

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Ein Scheißjahr geht zu Ende. So stand es Ende 2015 auf dem Cover einer Musikzeitschrift. 2016 stand seinem Vorgänger in Sachen Beschissenheit leider in wenig nach, und auch die Aussichten für 2017 sind mehr als durchwachsen. Nur auf die Musik kann man sich  verlassen. Auch wenn zahlreiche große Musiker von uns gegangen sind, haben sie uns meistens immerhin noch ein starkes Werk hinterlassen. „Scheiß Jahr, gute Musik“, schreiben andere Kollegen über 2016. Besser kann man es nicht sagen. Wir lassen die letzten Monate mit zehn Songs Revue passieren.


Hört euch hier alle 10 Songs in einer Spotify Playlist an & abonniert die Liste!


Leonard Cohen – You Want It Darker

So long, Leonard. Einer der einflussreichsten Singer-Songwriter aller Zeiten hat im November für immer die Bühne verlassen, nicht mal einen Monat nach Veröffentlichung seines 14. Studioalbums You Want It Darker. Einen besseren Titel hätte Cohen seiner letzten Platte nicht geben können. Düsternis und Vergänglichkeit waren immer seine Paradethemen, 2016 stieg er noch mal in tiefste Tiefen hinab. Und kam nicht mehr zurück, als hätte er sich einem höheren Plan gefügt: „I’m ready, My Lord.“


David Bowie – Lazarus

Noch schmerzhafter war für die Musikwelt im Januar der Abschied von David Bowie. Und noch unheimlicher scheint die Verbindung zu seinem letzten Album Blackstar, das nur zwei Tage vor seinem Tod erschien. Das verschachtelte Konzeptalbum ist randvoll mit Themen und Metaphern, die nahelegen, dass Bowie die Dinge vorausgesehen hat. Musikalisch ist es das die stärkste Veröffentlichung Bowies seit seinen Meilensteinen der 1970er-Jahre und führt viele Bestenlisten von 2016 an. Ein würdiger Abgang eines einmaligen Künstlers.


The Rolling Stones – Hate To See You Go

Lemmy, Prince, Alan Vega, Manfred Krug – die schreckliche Totenliste dieses Jahres ist fast endlos. Man muss beinahe um jeden froh sein, der 2016 heil überstanden hat, vor allem die etwas betagteren MusikerInnen. Es tut unglaublich gut, eine Band wie die Stones in Zeiten wie diesen putzmunter drauf los rocken zu sehen. Ihr erstes Studioalbum seit 2005 ist eine Sammlung von Blues-Covern, mit denen die Stones ihren Anfängen huldigen. Aber keine Spur von sentimentaler Opa-Musik: Rock’n’Roll scheint ein Jungbrunnen zu sein, so zeitlos und frisch wie die vier Herren hier klingen. Passend dazu: Mick Jagger ist vor kurzem wieder Vater geworden, herzlichen Glückwunsch.


Metallica – Atlas, Rise!

War 2016 ein Jahr der alten Männer? Sieht ganz so aus bisher. Um Metallica musste man sich gesundheitlich in den letzten Jahren keine Sorgen machen, musikalisch allerdings schon. Jetzt die große Erleichterung: Die Jungs können es wieder! Hardwired…To Self-Destruct ist das beste Metallica-Album seit Ewigkeiten und kann sich locker mit Klassikern wie dem „Schwarzen Album“ messen.


Nick Cave & The Bad Seeds – I Need You

Eines der schönsten Alben des Jahres kommt von Nick Cave, und es steht ebenfalls im Zeichen der Trauer. 2015 verstarb sein 15-jähriger Sohn bei einem tragischen Unfall. Der Schmerz zieht sich hörbar durch jede Sekunde von Skeleton Tree. Aber wer, wenn nicht Nick Cave könnte aus die größten Schicksalsschlägen zu umwerfend schöner und berührender Musik destillieren.


Neil Young – Peace Trail

Der letzte alte Knacker, versprochen! Aber man muss Neil Young einfach vergöttern. Nicht nur, weil er mit Peace Trail eine dieser Platten gemacht hat, für die man ihn liebt, sondern weil jahrelange politische Aktivisten wie er in einem schrecklichen Jahr wie 2016 wichtiger denn je waren. Natürlich trat er bei den Protesten in Standing Rock gegen die Dakota Access Pipeline auf. Und wie viele andere Musiker machte er es Donald Trump unmissverständlich klar, dass dieser kein Recht habe, seine Songs bei Wahlkampfveranstaltungen zu spielen. Genutzt hat es Ende leider nicht viel.


Solange – Cranes In The Sky

Es war ein großes Jahr für modernen Soul und R&B. Frank Ocean, Beyoncé und vor allem ihre Schwester Solange veröffentlichten wichtige und extrem erfolgreiche Alben. Musikalisch ist ihr Sound vielleicht am zurückhaltendsten, doch ihre Message ist mächtig: In einem weiteren tragischen Jahr für die afroamerikanische Bevölkerung der USA, bestimmt von Polizeigewalt und offener Diskriminierung, war das aufrüttelnde Gesellschaftsportrait von Solange die Vertonung der BlackLivesMatter-Bewegung.


Rihanna – Work (feat. Drake)

Jetzt kommen wir zu den Superstars im Geschäft: Rihanna hat mit ANTI ihren Pop-Thron eindrucksvoll verteidigt, und Drake ist mit Views noch mal über sich hinausgewachsen. Egal, was der Junge anfasst, es wird zu Gold. Welchen Streaming-Rekord er im Moment gerade wieder bricht, lesen Sie morgen in der einschlägigen Presse. Bei Hits wie „Work“ kein Wunder.


Kanye West – Famous

Wenn Drake everybody’s darling ist, dann ist Kanye der meistgehasste Superstar des Jahres. Er selbst trägt nicht gerade viel dazu bei, seinen Ruf zu verbessern. Vor kurzem traft sich West mit Donald Trump, um angeblich „mulitcultural issues“ zu besprechen und sich sogar noch ein Autogram vom zukünftigen Präsidenten zu holen, der ihn einen „guten Freund“ nannte. Alles total verrückt, aber dennoch: Kanye ist ein musikalisches Genie und sein Album The Life Of Pablo, das in dem ganzen Medienrummel und seinen Twitter-Rants schon längst wieder untergegangen ist, stellt die meisten anderen Hip-Hop-Platten des Jahres locker in den Schatten. Gut, dass wir ihn haben.


Jóhann Jóhannsson – Flight From The City

Für den besinnlichen Ausklang sorgt der Isländer Jóhann Jóhannsson, seit Jahren eine Koryphäe der modernen minimalistischen Komposition, oft auch Neoklassik genannt. Neben seinem großartigen Soloalbum Orphée hat er sich 2016 zu einem der beliebtesten Soundtrack-Komponisten gemausert, unter anderem zum Film „Arrival“. Und 2017 wird man seine Vertonung zu „Blade Runner 2“ hören dürfen. Auch wenn die Welt nächstes Jahr weiter untergeht, bei einem sind wir uns sicher: Die Musik wird uns retten.


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