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Popkultur

5 Wahrheiten über Joe Strummer

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Joe Strummer

Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen in der Musikwelt… Einfach, weil wir es können bzw. einfach, weil es so viel mehr Vorurteile gibt als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder eine*n Künstler*in und schauen, wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind.

Zieht eure Kugelsicheren Westen an, der Beschuss mit gängigen Klischees erfolgt diesmal zu einem Künstler, der Punkrock vom feinsten zelebriert: Joe Strummer.

Hört hier die größten Hits von The Clash:

1. Gründer, oder wie?

Nein, war er nicht. Der Diplomatensohn, geboren in Ankara, lief in Brixton den eigentlichen The-Clash-Gründern auf der Straße durch Zufall in die Arme. Aber zu den Voraussetzungen: Mitte der 1970er, als The Clash geboren wurde, lag England am Boden. Die De-Industrialisierung nahm ihren Lauf, Städte wie Hull wurden langsam aber sicher zu Geisterstädten und das erste Referendum 1975 unter Harold Wilson, Premierminister und Vorsitzender der Labour-Partei, fand statt. England entschied sich in der ersten landesweiten Volksabstimmung für den Verbleib in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Heute Brexit, aber das ist ein anderes Thema.

Der Londoner Stadtteil Brixton war ebenso wenig attraktiv wie die Hafenstädte. Eher zum Weglaufen, wenn man konnte. Dort hatte Joe Strummer seine Band, die 101’s. Das Internatskind beteuerte bis zu seinem Lebensende: „I shudder to think what would have happened if I hadn’t gone to boarding school.“ Denn dort wurde ihm erst klar, was Musik für ihn bedeutet, darauf (und auf Zufall natürlich) baute alles auf.

Paul Simonon und Mick Jones waren Kunststudenten in London. Mick hatte eine Band und brachte Paul dazu zu singen. War aber nix. „‘You can sing, can’t you?’ And they got me singing. But I couldn’t get into it. They were into the New York Dolls and they all had very long hair, so it only lasted a couple of days.“

Paul wollte nicht singen und hatte in der Zwischenzeit, woher auch immer, einen Bass ergattert. Man probte, oder auch nicht. Nach einem Sex-Pistols-Konzert liefen beide die Golborne Road entlang, direkt in die Arme von Joe Strummer, der in dieser Nacht mit seiner Band, den 101’s, als Support spielte.

Mick meinte zu Joe: „I don’t like your group, but we think you’re great.“ Für Joe war die Sache sofort klar: „I knew that that was what a group, in my eyes, was supposed to look like. So I didn’t really hesitate when they asked me to join.“ Die 101’s  waren bald Geschichte. Das war der Zeitpunkt, an dem The Clash wirklich geboren wurden. Ähnlich wie es begann, ging es auch zu Ende. Aber das zum Schluss…

 2. The Clash – Just Punk?

Nein, auch wenn der Punk zu dieser Zeit aus drei Schrammel-Akkorden bestand, machten sie den schlecht gespielten Rock’n’Roll Englands wieder hörbar. Nicht, dass sie technisch besser waren, nein! Aber sie verzichteten auf das „Einfache“. The Clash explodierten aus ihrem Punk-Korsett in alle Richtungen. „Brand New Cadillac ist eine tadellose Rock’n’Roll-Nummer. Spanish Bombs klingt wie The Cure – nur waren The Clash fünf Jahre früher. The Guns Of Brixton bedient sich im Rocksteady und Revolution Rock klingt immer noch verkiffter als mancher Reggae.“

Mit London Calling traten The Clash eine Welle los wie keine andere Band. Die Wut des Punks, gepaart mit dem Beherrschen der Instrumente. England war durch sie musikalisch voll auf der Höhe und in allen Facetten vertreten, die die englische (Migrations-)Gesellschaft zu bieten hatte. Reggae, Rock, Dub und Acid – alles war da.

 3. Ein Heroin-Opfer

Nein, Joe Strummer starb zwar in Alter von 50 Jahren an den Folgen einer nie erkannten Herzerkrankung. Und er war ein Trinker. Aber im Gegensatz zu Kollegen wie Sid Vicious von den Sex Pistols hatte er die Droge Heroin, die zu diesem Zeitpunkt Europa überrannte, niemals angerührt. Auch in der Band gab es Probleme deswegen. Drummer Topper Headon musste die Band aufgrund des Konsums verlassen.

Strummer gab Headon eine letzte Chance, in Amsterdam. Doch während sich die Band im Backstage für den Gig vorbereitete, rannte Headon durch den Raum, riss einen Spiegel an sich und nahm das Kokain, dass er gerade noch hatte. Zurück in London wurde er von Strummer „suspendiert“. Strummer selbst erklärte einem Journalisten vollkommen betrunken, dass Topper ein Junkie sei.

4. Polit-Punk?

„There’s a million reasons why the hippies failed“, ist ein Satz, den Strummer in den frühen Jahren des Punks in England rausgehauen hat. Er war bekannt für Aussagen, die polarisierten. Mal abgesehen davon, dass der Punk nicht aus England, sondern durch MC5, Iggy And The Stooges und etwas später mit New Yorker Bands wie den New York Dolls, Dictators oder den Ramones ins Rollen kam, müssen hier auch noch die unterschiedlichen Bedeutungen angemerkt werden: Ursprünglich bedeutet Punk „scum“, also Abschaum. In Amerika allerdings war ein Punk ein „waster“, ein sogenannter Verschwender.

Strummer war bis zum letzten Atemzug politisch aktiv, aber weder als das eine oder andere. Er wusste um seinen Einfluss und hat es ausnutzen können, als Punk zu gelten. The Clash verstanden sich nie als politische Institution (sagen sie zumindest) sondern, als Band vom linken Flügel, die es geschafft hat (mit Äußerungen und Taten), viele Menschen auf die soziale und menschliche Seite zu ziehen.

5. Das Ende 1983?

Wenn man über die Bandgeschichte von The Clash spricht, endet diese häufig im Jahre 1983, als die Band auf dem US Festival in San Bernadino ihre Auflösung bekannt gab. Aber ist dem auch so?

Zu diesem Zeitpunkt war The Clash im Pop-Olymp angekommen. Mit Combat Rock waren sie der seriösen Konkurrenz weit voraus (schrieb die Kritik) und Rock The Casbah sowie Should I Stay Or Should I Go liefen im Radio und auf MTV hoch und runter. Nach einer halbjährigen Tour machte die Band erstmal eine Pause, bis Steve Wozniak, Apple-Mitbegründer sie zum US Festival einlud und ihnen 500.000 Dollar bot, wenn sie als Headliner des New Wave Days spielen würden. Die interne Zerreißprobe der Band begann.

Zerstritten kamen sie in Kalifornien  an – Managementprobleme – und die innere Lage spitze sich noch weiter zu, als sie hörten, dass die Fans 25 Dollar anstatt wie besprochen 17 Dollar zahlen mussten. The Clash gaben vor dem Konzert eine Pressekonferenz, in der sie verkündeten, dass sie nicht spielen würden, bis Apple 100.000 Dollar spendet, um die Differenz der Preise auszugleichen.

Erst später wurde bekannt, dass der wahre Grund wohl war, dass Van Halen 1 Mio. Dollar bekommen haben soll. Sie spielten den Gig vor einem Banner „The Clash is not for sale“, Strummer beschimpfte die Fans und zettelte nach dem Auftritt eine Schlägerei mit der Security an. Trotzdem nahm die Band das Geld und machte sich aus dem Staub.

Es bröckelte weiter. Nachdem Drummer Topper Headon die Band wegen Drogenmissbrauch schon früher verlassen musste, kündigte Mick Jones vier Monate nach dem Chaosfestival seinen Ausstieg an. Das US Festival war somit der letzte gemeinsame Auftritt. Zwar nahmen Strummer und Simonon noch das Album Cut The Crap auf, tourten damit auch, aber alle sind sich einig: Ohne Mick Jones – der dann Big Audio Dynamite gründete – war The Clash nicht mehr The Clash. Somit ist die Trennung auf 1983 zu datieren.

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