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Popkultur

„Blessed are the shithole countries“ – U2 und ihr meisterhaft komponierter Grammy-Auftritt

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U2 lieben den ganz großen Auftritt: Gigabytes-weise Pathos, große Bühnen, Tonnen voller musikalischer und politischer Referenzen und ikonografische Gesten. Die Welt ist ja voll von Ironie, da ist diese Gangart eine willkommene Abwechslung.

Am Wochenende sind U2 bei den Grammy-Verleihungen in New York aufgetreten – und zwar nicht irgendwie, sondern gleich drei Mal. Zwei Auftritte absolvierten die gebürtigen Iren live im Madison Square Garden, eine dritte Variante gab es in aufgezeichneter Version obenauf, und die hatte es in sich.


Hört euch Songs of Experience hier als Playlist an und lest weiter:


Die vier Stadion-Rocker traten auf einer schwimmenden Bühne auf dem New Yorker Hudson-River auf, hinter ihnen leuchtete in der Dunkelheit die Freiheitsstatue. Zum Besten gaben sie den Song Get Out Of Your Own Way, der als Single auf dem im Dezember 2017 erschienenen Album Songs Of Experience zu finden ist. Fußnote: Anhören ist dringend geboten!

Beim Auftritt auf dem Hudson stimmte alles: Der Wind, der Bonos Haare und seinen Mantel sachte wiegte, die Abenddämmerung, wie wie gemalt aussah, die Freiheitsstatue im Rücken der Vier, die selbst einen Auftritt im Song hat und dazu Lyrics, die so eingängig wie politisch sind. Und alles wird getragen von Bonos Stimme, die das Hymnenhafte schon immer meisterhaft beherrschte.

„Love has got to fight for its existence

The enemy has armies of assistance

Fight back

Don’t take it lyin’ down, you got to bite back

The face of liberty’s starting to crack

She had a plan up until she got smacked in the mouth“

Wetten, dass Donald Trump von seinem vergoldeten Badezimmer im 100. Stock seines Trump-Towers aus mit dem Fernglas rüberzoomte und spätestens beim zweiten Refrain anfing, laut mitzugrölen? Dass er die politische Botschaft des Songs einfach überhörte und zu seiner Frau Melania rief, diese Iren hätten wirklich einen „very, very great“ Song geschrieben?



Den letzten Songteil, den Kendrick Lamar auf der Platte rappt, übernahm Bono selbst mit einem Megafon in den Farben der amerikanischen Flagge. Ein besonderer Wink in Richtung Trump-Tower:

„Blessed are the shithole countries (Trumps Bezeichnung für Haiti und afrikanische Länder), for they gave us the American Dream.“

Und weiter heißt es:

„Blessed are the arrogant, for there’s the kingdom of their own company.

Blessed are the superstars, for the magnificent in their light, we understand better our own insignificance.

Blessed are the filthy rich because you can only truly own what you give away, like your pain.“

Siehe da, hier wird es doch noch ironisch im U2’schen Universum.

Das ganze Album Songs Of Experience und insbesondere dieser Song ist eine beschwörende Botschaft von U2, sich dieser Tage auf Menschlichkeit zu besinnen, dem Hass mit Liebe zu begegnen und die Faust zum Widerstand in den Himmel zu recken – wo auch immer man sich gerade befindet.


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