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Popkultur

Bob Seger – Der Boss in Detroit

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Wenn Bruce Springsteen live in Detroit gastiert, fehlt ein Bühnengast selten: Bob Seger teilt mit dem Boss aus New Jersey nicht nur das Arbeitsethos des Künstlers, der erst nach zig Auftritten in kleinen Clubs den Sprung vors ganz große Publikum schaffte. Sondern auch die Überzeugung, dass der Rock’n Roll gerade dann zur wichtigsten Sache der Welt werden kann, wenn man ihn nicht mit schalen Parolen und hohlem Pathos überfrachtet.


Hört euch hier einen Vorgeschmack unseres Best of Bob Seger an:

Für die ganze Playlist klickt auf „Listen“.

Und wenn Bob mal nicht in der Stadt ist, spielt Bruce zumindest einen Song von ihm. Gern den knackigen Garagen-Soul-Rocker Ramblin Gamblin‘ Man, 1968 der erste US-Top 20-Hit für den damals 23-jährigen Seger.


Schaut euch hier ein Bob Seeger Live-Videomitschnitt des Songs Ramblin Gamblin Man an un lest weiter:

 


Danach allerdings sieht es lange so aus, als solle Seger als One-Hit-Wonder enden, trotz toller Alben wie Mongrel (1970) und Seven (1974). Doch auf seine in Bars und Strip-Schuppen gewachsenen Live-Qualitäten konnte sich der „dirty white boy“ (Seger) mit der schwarzen Raspel-Stimme stets verlassen, zumal nachdem er ab 1974 mit der Silver Bullet Band eine gut geölte Rock’n Roll-Maschine im Rücken hat. Kiss heuern Seger & Co. nach einem Support-Auftritt gleich begeistert für die ganze US-Tour an.


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So wird ein Konzertmitschnitt dann auch den großen Karrieresprung bringen. Live Bullet, 1975 in der Detroiter Cobo Hall aufgenommen, fehlt bis heute in keiner Liste der besten Live-Alben.  Die Top 40-Platte macht Seger endgültig zu „A Star In His Own State“ (so der US-Rolling Stone), der mal eben den Pontiac Silverdome mit 78.000 Tickets ausverkauft, und garantiert auch landesweit genügend Beachtung für das folgende Studio-Album.  Night Moves glänzt mit Tracks wie Rock’n Roll Never Forgets oder einer beseelten Reminiszenz an seine High School-Liebe im Titelsong.


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Foto: Clay Patrick McBride


Mit Stranger In Town (1978) und Hits wie Old Time Rock’n Roll landet Bob Seger dann erstmals auch in der deutschen Top 30. Against The Wind trägt ihn zwei Jahre darauf zur ersten (und einzigen) Album-No.1. 1982 nimmt Seger das Crossover eines Garth Brooks vorweg: Shame On The Moon steht nur Michael Jackson’s Billy Jean auf dem Weg zur  Pop-No.1 im Weg und knackt zugleich die Top 20 der Country-Charts. Später wird Seger auch sein Comeback-Album Face The Promise (2006) in Nashville aufnehmen, schon länger eine gute Adresse für Rocker, die zu alt für ganz neue Maschen sind, aber nie alt genug für eine öde Oldies-Show. Mit Kid Rock jagt Seger durch die Merle Haggard-Hommage Real Mean Bottle. Rock, ebenfalls aus Detroit hatte Bob Seger zwei Jahre zuvor auch in die Rock’n Roll Of Fame eingeführt, in bester Gesellschaft von u.a. Prince, George Harrison und Jackson Brown.


Schaut euch hier das Video an, in dem Bob Seeger seine Dankesrede für die Aufnahme in die Rock ‘n Roll Hall of Fame hält:


Zuletzt veröffentlichte Bob Seger Anfang 2017 seinen Glenn Song als kostenlosen Download, zum ersten Todestag von Glenn Frey. Die Hommage erinnert an die bescheidenen Anfänge dieser beiden großen Karrieren anno 1966/67. Damals als sie beide in Detroit baff Jimi Hendrix‘ Debüt Are You Experienced lauschten. „Er schaute zu mir auf, weil ich älter war und schon kleine Lokal-Hits hatte“, erinnert sich Seger 1976. Frey ist auch als Background-Sänger in Ramblin Gamblin‘ Man zu hören. Der Draht reißt selbst dann nicht ab, als Frey später in Kalifornien mit den Eagles richtig abhebt. Es ist Glenn Frey, der Seger ermuntert, seiner Muse zu Midtempo-Songs und Balladen zu folgen. „Wenn er damals nicht gekommen wäre“, erinnert sich Seger 1978 an den Hausbesuch des alten Freundes, „hätte ich wohl noch ein Rock’n Roll-Album wie Seven gemacht. Aber Glenn fand Beautiful Loser toll und sagte: Bleib dabei, Mann!“


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Foto: Lisa Tanner


Anders als Glenn Frey, ist Bob Seger auch dieser „Stadt vergessener industrieller Träume” (so der US-Schriftsteller Richard Ford) treu geblieben. So wie sein Buddy Bruce Springsteen, der nach einem kalifornischen Intermezzo in seinen Heimatstaat New Jersey zurückkehrte, lebt er immer noch in bzw. vor den Toren Detroits. „Es ist wirklich schwer einen Sommer in Michigan zu schlagen“, schwärmt Seger vom gemäßigten Klima. „Schau dir an, womit sich die anderen rumschlagen müssen! 115 Grad in Phoenix, 100 Prozent Luftfeuchtigkeit in Houston. Wir haben Glück.“


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