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Popkultur

Charles Aznavour – Eine Lebensgeschichte in Liebesliedern

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„Non, je ne regrette rien“ (Dt.: Nein, ich bereue nichts) – ein Credo, einst herzzerreißend vorgetragen von Edith Piaf, dem Spatz von Paris – scheint auch auf die turbulente Lebensgeschichte Charles Aznavours zuzutreffen. Der französisch-armenische Sänger, Künstler und Schauspieler hat in seinem fast 91-jährigen Leben nichts zu bereuen.

 

Piaf sang damals triumphierend „non, je ne regrette rien“ und sie war es auch, die Charles Aznavour zu seinem großen Durchbruch verhalf, indem sie ihn 1946 auf ihre Frankreich und USA-Tournee mitnahm.Doch Charles Aznavour, der eigentlich Schahnur Waghinak Asnawurjan heißt, war die Bühne auch vorher nicht fremd. Bereits im zarten Alter von neun Jahren stand das Kind eines armenischen Künstlerpaares auf der Bühne, während seine Eltern als Immigranten Probleme hatten, in Paris über die Runden zu kommen. Seither arbeitete Aznavour ohne Unterbrechung. Aufhören, Rente, Ruhestand scheinen seinem Vokabular völlig fremd – noch immer arbeitet er an neuen Chansons. Nun erweitert ein Album mit dem Titel Encores (Dt.: Zugaben) das ohnehin äußerst umfangreiche Oeuvre des Franzosen. Man kann sich also nur verneigen vor einem Mann, dessen Karriere bisher 82 Jahre umfasst und der im September diesen Jahres für sechs Auftritte auf der Palais des Sports-Konzertbühne in Paris stehen wird. Aznavour verkaufte zeit seines Lebens (bisher) über 100 Millionen Platten, erschien in 80 Filmen und wurde vom Time Magazine sogar als ‚Entertainer of the 20th century‘ gekürt und stach im Rennen um diesen Titel gar Elvis und Bob Dylan aus.

Für immer Zugaben

Ein Lebenswerk, das nur musikalisch 51 Studioalben sowie 18 Live-Alben umfasst, scheint schwer zu überblicken. Daher findet ihr nachfolgend fünf essentielle Veröffentlichungen des Sängers mit dem ambivalenten Charakter. Eine Aufgabe, die nicht ganz einfach ist, wenn man zwischen 1200 Songs in acht Sprachen wählen kann. Eines ist allerdings allen gemeinsam: Zwischen dem Pragmatismus eines Maestros und der Sorgenfreiheit eines Schuljungen changierend, scheinen die Songs vom Leben und der Liebe keine Eile, keine Reue, dafür aber pure Lebenskraft auszustrahlen.

01 JézébelCharles Aznavour chante… Charles Aznavour n° 1 (1953)

Aznavours erstes Studioalbum erschien 1953, hierauf ist auch der Song Jézébel, bei dem die gleichnamige phönizische Prinzessin (im Deutschen allerdings Isebel) des Alten Testaments besungen wird. Das Lied ist aber eigentlich ein Cover von Frankie Laines populären Song Jezebel. Aznavour als auch Edith Piaf vertonten das Chanson schließlich in französischer Sprache.

02 La BohèmeMonsieur Carnaval (1965)

Aznavours wohl bekanntester Song heißt La Bohème und handelt auch von ebendieser: Ein Künstler erinnert sich an seine brotlosen und doch glücklichen Tage in Montmartre. Dieses Paradebeispiel eines französischen Chansons erschien 1965 auf der EP Monsieur Carnaval und erreichte in vielen Ländern sogar die Top Ten, u.a. in Argentinien, Frankreich und Brasilien. Das Lied, das den Abschied an die letzten Tage der Pariser Boheme besingt, gehört übrigens fest zu dem Repertoire, das Aznavour stets auf der Bühne präsentiert. Ein durchaus sehr frei interpretiertes elektronisches Cover gibt es übrigens von Nicolas Jaar.

03 SheSingle (1974)

Die Single She wurde von Charles Aznavour und Herbert Kretzmer ursprünglich als Titelmelodie für die britische TV Serie Seven Faces of Woman geschrieben und von Ersterem 1974 als Single veröffentlicht. Das Lied erschien später noch in französischer (Tous les visages de l’amour), deutscher (Sie) und italienischer (Lei) Version. Die von Trevor Jones produzierte Single erreichte in der englischen Version sogar die Chartspitzen in ganz Europa, da sie im Abspann in der Liebeskomödie Notting Hill Verwendung fand.

04 Toi et MoiToi et Moi (1994)

Bei dem riesigen Angebot an Liebesliedern, die Aznavour über die Jahre vertont hat, fällt es schwer eines auszupicken. Die Wahl fällt aber hier auf Toi et Moi, ein einfaches und durchaus schmachtendes Liebeslied des Mannes, der bereits dreimal verheiratet war. Der 1994 auf gleichnamigem Album erschienene Song wurde allerdings nicht von Aznavour, sondern von Jacques Revaux und Jean-Pierre Bourtayre geschrieben. Keiner schmachtet allerdings so schön wie der französisch-armenische Sänger die Worte „toi et moi, deux cœurs qui se confondent, au seuil de l’infini – loin du reste du monde“ (Dt.: Du und ich, zwei Herzen verschmelzen, an der Schwelle zur Unendlichkeit – weit weg von der Welt).

05 Avec un Brin de NostalgieEncores (2015)

Encores ist das erste Album, für das Aznavour nicht nur die Texte geschrieben und die Musik komponiert hat, er zeichnet sich auch für die Arrangements verantwortlich. Hier sei euch das erste Chanson des Albums ans Herz gelegt: Avec un Brin de Nostalgie. Der Song zeigt die Richtung des neuen Albums – es verfolgt die verschiedenen Farben der Melancholie wenn er zu Anfang singt „Je me verse un fond de whisky, et laisse courir mes pensées, embuées de mélancolie pour voyager dans mon passé“ (Dt.: Ich schenke mir einen Whisky ein und lasse meine Gedanken laufen, beschlagen von einer Melancholie um in meine Vergangenheit zu reisen).

Charles Aznavours neues Album Encores gibt es hier zu kaufen!

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