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Popkultur

The Funk Brothers – Die erfolgreichste Band der Welt

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Jeder hat sie schon mal gehört – und niemand weiß so richtig, wer sie sind. Die Funk Brothers waren der Herzschlag der Motown Musik und wohnten quasi in Studio A – die Schlangengrube, so wie sie es nannten. Wie schon der Titel eines Films über die Funk Brothers vermuten lässt: Standing In The Shadows Of Motown – Es sind Helden, die heute nur sehr wenige kennen.

 

The Funk Brothers
Ein Teil der Funk Brothers: Robert White, Dan Turner, Earl Van Dyke, Uriel Jones und James Jamerson

 

Dabei waren sie die größte Hitmaschine der Popgeschichte – Motowns Hausband, die Funk Brothers. Ob gehütetes Geheimnis oder schlicht Folge fehlender Anerkennung: Selbst langjährige Motown-Fans hatten sich lange nie ernsthaft gefragt, wer eigentlich wirklich hinter dem einmaligen Instrumentalsound der Detroiter Hitfabrik stand. Manche gaben sich mit Gerüchten zufrieden, etwa, es wären Junior Walkers All Stars gewesen oder die Muscle Shoal Rhythm Section oder gar die Meters. Alles falsch.

 

Heute wäre das undenkbar: Immerhin kreierten die Funkbrothers die Backing Tracks von Hits wie “Reach Out I´ll Be There” (von den Four Tops), “My Girl” (von den Temptations) oder “What´s Going On” (von Marvin Gaye) und spielten mehr Nr. 1 Hits ein als die Beatles, die Rolling Stones und Elvis zusammen. Selbst Coverversionen ihrer Aufnahmen wurden weltweite Hits, ohne dass sich auch nur irgendjemand für ihre erste Version von “Please Mr. Postman” oder “Ain´t Too Proud To Beg” interessierte.

 

Digging deeper…


Vielleicht lag es ja an Motown Chef Berry Gordy. Immerhin waren ihm die Funk Brothers in seiner 1994 erschienen Autobiografie gerade mal eine halbe Seite wert. “{A&R William Mickey Stevenson} durchkämmte selbst die speckigsten Bars auf der Suche nach großartigen Musikern”, schreibt Gordy in “To Be Loved”. “Wenn sie was drauf hatten, brachte Mickey sie mit und stellte die beste Hausband, die man sich vorstellen konnte zusammen.” Dann listet Gordy in drei Sätzen diese Funk Brothers auf. Das war’s.

 

1959 kaufte der aufstrebende Songwriter und Musikagent Berry Gordy das Haus Nr. 2648 am Detroiter West Grand Boulevard. Mit Hilfe seiner Familie renovierte er es und richtete im Souterrain ein recht simples Studio ein, ziemlich vollgestellt, schlecht belüftet und dunkel – die Schlangengrube.

 

Dort erschienen die Funk Brothers jeden Tag pünktlich um 10:00 zum Dienst, bekamen ein paar Notenblätter in die Hand gedrückt und spielten im Stundentakt Tracks ein, bei denen keiner von ihnen eigentlich wusste, wer später darauf singen würde oder was sonst mit ihnen geschähe. Die Auswahl der Sänger war beliebig, die der Band nicht. Bezahlt wurden 10 Dollar pro Instrumentalversion (heute ca. 61 Euro). Die Chemie, um nicht zu sagen Magie zwischen den Funk Brothers entstand aber natürlich nicht in der Schlangengrube, sondern in Jazzclubs wie dem Flame Show, dem Apex oder dem Chit Chat Club auf der 12th Avenue in Detroit, wo sie Sängerinnen wie Sarah Vaughan, Dinah Washington oder Aretha Franklin begleiteten. Improvisation und Innovation wurden am nächsten Tag in der Schlangengrube zu dem komprimiert, was unnachahmlich Motown ist.

 

Dabei sorgten gerade “Kleinigkeiten” wie die Stimmung der Drums oder der Einsatz eines Tambourins für den großen Wiedererkennungswert. Und natürlich die einzigartige Spieltechnik – eigentlich aller Musiker. Allen voran die Rhythm Section unter James Jamerson und Benny “Papa Zita” Benjamin. Jamerson gilt als Genie am Bass. Nur mit seinem rechten Zeigefinger zupfte er Figuren, so schnell und subtil, dass kaum ein anderer Musiker sie nachspielen konnte. Benny Benjamin erfand dafür den Motown Beat, Erkennungsmerkmal unzähliger Titel von “Baby Love” über “Heatwave” bis “Cool Jerk”. Bei der Session zu “What´s Going On” von Marvin Gaye soll Jamerson so high gewesen sein, dass er nicht einmal mehr im Sitzen spielen konnte. Also legte er sich mit dem Rücken auf den Boden, und spielte in dieser Position einen der größten Klassiker der Soul Geschichte überhaupt ein.

 

Die Funk Brothers fühlten sich unschlagbar und performten wie absolute Champions. Keiner dachte daran, dass der Motown Traum irgendwann zu Ende sein könnte. Doch im Jahr nach der Veröffentlichung von “What´s Going On” zog das Unternehmen sang und klanglos von Detroit nach Los Angeles um. Die meisten Funk Brothers verloren ihre Jobs, diejenigen, die mit nach L.A. gingen, ihre Wurzeln.

 

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