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Popkultur

John Lennon: Zwischen Musik, Avantgarde und Selbstdemontage

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Am 08. Dezember 1980 erschoss ein geistig verwirrter Mann John Lennon vor seinem Wohnhaus in New York.  Lennons Lieder Imagine und die Antikriegshymne Give Peace a Chance sind zwei seiner berühmtesten Songs. Sie erklingen immer wieder, in Situationen in denen wir an Menschlichkeit und ein Miteinander erinnern wollen. Davide Martello spielte den Song in einer Instrumentalversion nach den Anschlägen im Bataclan Klub und in einem Moment, in dem die richtigen Worte noch nicht gefunden sind. Es ist ein gutes Beispiel für den Ikonenstatus Lennons, „Imagine there’s no countries / It isn’t hard to do / Nothing to kill or die for / And no religion too / Imagine all the people / Living life in peace”. Die tröstende Vision eines Träumers, der an die Kraft der Vorstellung glaubt.


Vom Schulschwänzer zum ersten Beatle

Lennons Geschichte beginnt wenig verheißungsvoll. Am 8. Oktober 1940 als Sohn eines Matrosen und einer liebenswerten aber überforderten Mutter in Liverpool geboren, wächst John Winston Lennon bald nach der Trennung seiner Eltern bei seiner Tante Mimi auf. Seine Mutter bemerkt sein musikalisches Talent und schenkt ihm ein Banjo, seine Tante dagegen hält nichts von Kunst und pocht auf gute Noten. Doch Lennon fällt in der Schule eher durch aufrührerisches Verhalten auf. Er parodiert seine Lehrer, schwänzt die Schule und schreibt schlechte Noten. Die erste Band, die Lennon gründet, sind The Quarryman. 1957 und 1958 stoßen Paul McCartney und George Harrison zur Band, die sich schließlich in The Beatles umbenennt. In den Folgejahren brechen die Fab Four alle existierenden Rekorde, was Verkäufe und Chartsplazierungen angeht. All dies ist Popgeschichte. Die Beatles trennten sich nach zehnjähriger Zusammenarbeit im Jahr 1970, es ist ein bitteres Auseinanderbrechen. Paul McCartney verkündet die Auflösung und John Lennon giftet: “I started the band. I disbanded it. It’s as simple as that.” Aus der ehemals engen Freundschaft und fruchtbaren Zusammenarbeit wird ein öffentlich ausgetragener Disput. Ausgesöhnt haben sich beide nie.


John-Lennon---UMG-Eyecatcher


 

Lennon startete seine Solokarriere mit der Plastic Ono Band, eine Zusammenarbeit mit seiner späteren Ehefrau, der Künstlerin Yoko Ono, doch erst sein zweites Soloalbum Imagine sollte ein kommerzieller Erfolg werden. Was danach beginnt, ist die langsame Selbstdemontage des Stars. Thorsten Groß schrieb passend dazu vor einigen Jahren in der Wochenzeitung Die Zeit: „Lennon demaskierte die Mechanismen des Starsystems wie kein Zweiter, war aber zutiefst überzeugt, mit seiner Musik zum Weltfrieden beizutragen. Er hielt das Bild einer hehren, dem Avantgardegedanken dienlichen Künstlerehe aufrecht, soff und hurte sich aber parallel dazu durch das Nachtleben Hollywoods. Er wollte einer dieser neuen Männer sein, die die Beatles selbst heraufbeschworen hatten, blieb aber zeit seines Lebens ein nordenglischer Macho mit Neigung zum Kontrollverlust.“



 

Das Vermächtnis dieses Mannes ist trotz allem riesig. Die Ikone Lennon, ein dem Weltfrieden, der Macht der Vorstellungskraft, der Gleichheit und Freiheit aller Menschen anhängender Künstler und Superstar mag wenig mit der Person Lennon gemein haben. Als Mythos und Ikone jedoch inspiriert er die Menschen auch noch lange nach seinem gewaltsamen Tod. Der Pianist vor dem Bataclan ist nur das jüngste Beispiel.

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