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R.I.P. Geoff Emerick: Der legendäre Beatles-Toningenieur ist gestorben

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Ohne ihn hätten Revolver, Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band und Abbey Road ganz anders geklungen: Geoff Emerick war neben Produzent George Martin einer der einflussreichsten Mitarbeiter im Beatles-Universum. Nun starb der britische Toningenieur im Alter von 72 Jahren.

von Christina Wenig

Emerick war von den frühen Tagen der Beatles an mit dabei: Er begann bereits im Alter von gerade einmal 15 Jahren, als Toningenieur für EMI zu arbeiten. Durch seinen Mentor Norman Smith bekam er als Assistent die Möglichkeit, 1962 die ersten Aufnahme-Sessions der Beatles im finalen Line-Up mit Drummer Ringo Starr mitzuerleben. Aus diesen Sessions ging schließlich die erste Single der Pilzköpfe hervor: Love Me Do.


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Bei der Band schien der junge Emerick mächtig Eindruck hinterlassen zu haben, denn bereits kurz darauf verpflichtete sie den damals gerade 19-Jährigen als Toningenieur für ihr siebtes Album Revolver – nachdem Norman Smith angesichts ihrer immer wilder werdenden Klangvorstellungen das Handtuch geworfen hatte. Und wie sich herausstellte, war der Teen genau der richtige Mann für den zunehmend experimentellen Sound, den McCartney & Co. im Studio erzeugen wollten, wie der „fünfte Beatle“ George Martin sich gegenüber der Musikzeitschrift Mojo erinnert: „Er brachte eine neue Denkweise in die Aufnahmen mit ein und hatte immer Vorschläge für klangliche Ideen, verschiedene Formen von Hall, dafür, was wir mit den Stimmen anstellen könnten“, erklärt der Produzent.

Im recht förmlichen Umfeld von Abbey Road und EMI fand Geoff Emerick mit seinen verrückten Ideen – etwa, für Tomorrow Never Knows einen Wollpulli in die Drums von Ringo Starr zu stecken oder John Lennons Gesang durch einen sich drehenden Leslie-Lautsprecher aufzunehmen, um ihn klingen zu lassen wie den „Dalai Lama, der auf einer Bergspitze singt“  – jedoch nicht nur Freunde: „Er wurde heftig gemaßregelt, als sie mitbekommen haben, dass er ein Mikrofon in einen Eimer Wasser gesteckt hatte, um zu sehen, wie das klingen würde“, erinnert sich Martin.

Emerick und Martin in den Abbey Road Studios. Foto von Phil Dent/Redferns

Diese ausufernde Experimentierfreude zelebrierte Emerick auch auf dem folgenden Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band ­– eine Leistung, die umso beeindruckender ist, wenn man bedenkt, dass der Toningenieur im Gegensatz zu den Beatles die Finger von allen bewusstseinserweiternden Drogen ließ, und trotzdem mit ihren wahnwitzigen Vorstellungen mithalten konnte. Die bis dato fruchtbare Zusammenarbeit endete jedoch im Streit, als Emerick abrupt aus den konfliktgeladenen Arbeiten am „Weißen Album“ ausstieg. Ein Jahr später kehrte er ein letztes Mal für Abbey Road zurück.

Nach seinen Arbeiten für die Beatles arbeitete Geoff Emerick weiter für die ganz großen Namen im Rock: 1975 verpflichtete David Gilmour in als Toningenieur für eine erste Demo-Aufnahme von The Man With The Child In His Eyes der damals gerade 16-jährigen Kate Bush. 1982 produzierte er Imperial Bedroom für Elvis Costello und arbeitete anschließend mit Art Garfunkel, Jeff Beck, Supertramp und vielen anderen. Auch den Beatles blieb er auf gewisse Weise verbunden: Als Toningenieur war er an diversen Wings- und McCartney-Soloalben wie Band on the Run, Tug of War und Flaming Pie beteiligt. Kein Wunder: Bei den anderen Beatles-Mitglieder galt er schon lange als „Paul’s guy“.

Zum Tod Geoff Emericks, der am 2. Oktober im Alter von 72 Jahren an einem Herzanfall starb, bekundete McCartney öffentlich seine Trauer: „Obwohl The Beatles viele großartige Toningenieure hatten, war Geoff der EINE“, schreibt er in einem Instagram-Post mit Fotos seines Kollegen und Freundes.


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