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Popkultur

Selbstbewusst mit Lachsen tanzen – 10 Jahre ‘We Are The Night’ von The Chemical Brothers

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We Are The Night – Das kann ja jeder behaupten. So ebenfalls schon geschehen in Variationen. Arcade Fire reklamieren die Nacht genau so als ihr eigen (Here Comes The Night) wie auch ein Film mit Karoline Herfurth und Nina Hoss aus dem Jahr 2010, in der es um drei coole Vampir-Chicks geht, die mordend durch die Berliner Nacht ziehen (Wir sind die Nacht).


Hört euch hier das The Chemical Brothers Album We Are The Night an und lest weiter:


Aber zwischen Postulat und Bewährung liegen oft Welten. Im Fall des sechsten Studioalbums der Chemical Brothers aus dem Jahr 2007 waren die Erwartungen vor Erscheinen des Albums ins schier Unermessliche gestiegen. Das Produzenten-Duo Tom Rowland und Ed Simons hatte die Welt zuvor mit Singles wie Come with Us, Galvanize oder The Boxer zum Tanzen und Staunen gebracht über den schweißtreibenden Ideenreichtum der beiden Briten. Ein Song wie Galvanize, der das Streicher-Sample marokkanischer Folkmusik mit einer Einlage von Q-Tip kombiniert und dazu unwiderstehlich tanzbar ist – so ein Wunderding schreibt sich nicht am laufenden Meter.


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Heiß ersehnt erschien zwei Jahre nach Push The Button also We Are The Night. In dem gleichnamigen Song zwitschern Möwen durch die Luft und flirrende Synthies sorgen für schwüle Hitze im Bauch. Dazu verbreitet der Song eine gewisse Grundnervosität, die auch durch die retardierenden Momente nicht zur Ruhe kommt: We Are The Night sorgt für Hummeln im Hintern und wird nach sperrigem Beginn in der Mitte ziemlich tanzbar.


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All Nights Reserved, auch ohne Singleauskopplung im Radio rauf- und runtergelaufen, entstand durch eine Kollaboration mit den 2007 groß gefeierten Klaxons. Und es bleibt nicht bei dieser illustren Kollaboration. Auf dem Album finden sich Gäste wie die Hip-Hop-Größe Fatlip, der auf The Salmon Dance humorig über den Lebenszyklus der Lachse singt und neue Dance Moves präsentiert:

Let me introduce to you a brand new dance
I know you’re gonna love it if you give it one chance
It’s not complicated, it’s not too hard
You don’t even have to be a hip hop star


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See, anyone can do it, all you need is style
Listen up, people gang, I’m a show you how
Your hands to the side as silly as it seems
Shake your body like a salmon floating upstream

Des weiteren sind US-Songwriter Willy Mason (No Path To Follow), die damalige Newcomerin Ali Love (Do It Again) und der Midlake-Sänger Tim Smith (The Pills Won’t Help You Now) dabei. Und um ihrem Ruf als Avantgardisten gerecht zu werden rezitiert der kanadische Dichter Bill Bissett auf dem Titeltrack aus einem seiner Gedichte: „We are the night skies / We are the bright eyes.“


 

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Was nun einige zeitgenössische Kritiken dem Werk der beiden Brüder vorhalten ist, dass sie nach wie vor mit dem stilprägenden Bigbeat-Sound arbeiten, den sie selbst mit auf den Weg gebracht haben, während andere Weggefährten längst weitergezogen sind. Aber das ist kein legitimer Vorwurf an die Godfathers of Rave. Was man wohl sagen kann ist, dass die Hit-Dichte auf We are the Night dürftiger ausfällt als auf Alben zuvor. Aber auch das ist im jahrzehntelangen Schaffen von Musikern nichts ungewöhnliches.

Die Lieblingszeile singt übrigens Gastsängerin Ali Love im Song Do It Again, ein Song, den so auch Justin Timberlake produziert haben könnte: “Got a brain like bubblegum/ Blowing up my cranium.“

Fazit: Fehlte auch so manchem Fan und Kritiker der ganz große Wurf wie ein Galvanize auf dem Album, so verwalteten die Chemical Brothers auf We Are The Night souverän und selbstbewusst ihr Erbe und demonstrieren, dass die Chemie zwischen den Brüdern weiterhin stimmt.


Hört euch hier unsere Rock Most Wanted Playlist an:


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