------------

Popkultur

So war’s: Beginner live in Berlin – Oldschool Deutschrap bittet zum Klassentreffen

Published on

Man kennt diesen Moment vor Konzerten:

 

Das Licht geht aus, die Aufmerksamkeit der Menschenmenge, welche sich vorher noch unter vielen kleinen Gruppen aufgeteilt hat, richtet sich binnen Sekunden auf die Bühne und das dort zu erwartende Spektakel. Beim Beginner Konzert in Berlin wird dieser Moment durch das Raunen von 12.000 Zuschauern in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle untermalt und spätestens als das dunkle Nebelhorn von Ahnma den ersten Song des Abends einläutet ist kollektive Gänsehaut angesagt. Die Hymne hat wie kein zweiter Song eine Brücke zwischen dem Hamburger Sound der 1990er/2000er Jahre und den modernen Spielarten des Deutschraps geschlagen, was nicht zuletzt an dem teilweise umstrittenen, letztendlich aber cleveren Feature-Gast Gzuz liegt, der die heimliche Hook des Songs singt, an diesem Abend aber leider nicht persönlich anwesend sein kann.

 


Wir haben die Setlist des Beginner Konzerts Song für Song als Playlist nachgebaut – jetzt hier anhören, während du den Artikel liest:


 

Sobald nach dieser epochalen Eröffnung direkt Hammerhart und damit einer der älteren Über-Hits des Trios durch die Boxen schallt kennt die Euphorie des Publikums kein Halten mehr: Das hier wird eine Party, so viel steht fest. Das Publikum hat Laune, es wird im Innenraum und auf den beiden Etagen des Ranges getanzt, gesprungen, gejubelt und aus Begeisterung auf die Metallflächen der Ränge geschlagen, was dem Applaus einen ohrenbetäubende, metallischen Klang verleiht, der die Stimmung nur noch weiter aufheizt. Schon aus Publikums Sicht sieht die Kulisse beeindruckend aus – und auch die Musiker lässt das nicht kalt: “Der Gag ist ja – Jemand hat mir gesteckt, dass man die Halle hier auch Fuchsbau nennt!” ruft Jan Delay und dass daraufhin erschallende Johlen der anwesenden Fans macht klar: Hier kommt zusammen, was zusammen gehört.

 



 

Man hat sich aufeinander gefreut und auch vermisst: Die Beginner auf ihre Fans, ihre Leute und das Publikum die Helden ihrer Jugend. Und so durchzieht auch eine gewisse Nostalgie den ganzen Abend, jeder Song ist eine Hymne auf Zeiten an die sich das Publikum scheinbar gerne zurück erinnert: Egal ob Füchse, Rock On, Gustav Gans oder ein anderer Song der Setlist – alles wird stilsicher mitgesungen und gefeiert vom Publikum, Ermüdungserscheinungen sind während des ca. 100 Minuten dauernden Konzerts weder auf noch vor der Bühne zu beobachten. Jan Delays Solo-Cover von Nenas Irgendwie, irgendwo, Irgendwann ist sicherlich der lauteste Chor an diesem Abend, aber weitem nicht die einzige Hommage, die die Beginner an diesem Abend auf der Bühne performen werden:

 

Afrob, der schon als Support Act der Menge ordentlich eingeheizt hat, wird immer wieder für ein paar Bars auf die Bühne gebeten und zu Meine Posse kommt dann der sprachgewaltige Samy Deluxe auf die Bühne, der genau wie die Beginner und Afrob zu den Urgesteinen und Aushängeschildern des Hamburger Hip Hop Sound früherer Tage gehört. Auch Platin Martin kommt für einen Track auf die Bühne – er war neben DJ Mad, Denyo & Jan Delay das 4. Gründungsmitglied der Beginner, ist allerdings schon vor Erscheinen des Erfolgalbums Bambule ausgestiegen. Natürlich wirkt er ein wenig unroutinierter neben seinen berühmten Freunden von damals – für Beginner Fans der ersten Stunde ist das hier aber ein echt starker Moment mit Seltenheitswert.

Beim nächsten Gast läuft es Hip Hop Fans mit Geschichtsbewusstsein wohlige Schauer den Rücken herunter:



 

Die neuste Platte der Beginner heißt traditionsbewusst Advanced Chemistry, benannt nach der Band, die das erste Mal Rap auf Deutsch in das Bewusstsein vieler Jugendlicher rückte – auch Denyo & Jan Delay werden nicht müde sie als ihre Inspirationsquelle zu feiern. Nun steht Torch, einer der Rapper auf der Bühne, rappt den Text zu der bekanntesten Single von Advanced Chemistry, Fremd im eigenen Land, auf den Beat von Thomas Anders der Beginner. Flankiert von Jan & Denyo, trifft hier der Gründungsvater des deutschen Raps auf seine Überväter. Nochmal Gänsehaut für alle, bitte.

 

Für den allerletzten Song des Abends am Ende der zweiten Zugabe überlassen die Beginner die Mikrofone noch einmal Samy Deluxe & Afrob, die als Duo unter dem Namen ASD mit Sneak Preview einen Track performen bei dem “wir zum Ende noch mal richtig Party machen”, wie Jan Delay uns wissen lässt.

 

Das lassen sich die Zuschauer an dem Abend nicht zweimal sagen, kollektive Euphorie hat alle erfasst und so wird auch der letzte Song mit Armen in der Luft, Sprüngen und allgemeiner Eskalation gefeiert. Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss.

 

 

Don't Miss