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Popkultur

So wars: Johnossi Live in Berlin

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Von der häufig proklamierten früheren  Faulheit der beiden Nordlichter von Johnossi ist auf deren neuem Album wenig zu hören, strotzt Blood Jungle doch nur so vor Titeln, die sich ganz beiläufig tief die Gehörgänge fressen. Wiedererkennungswert und markante Hooklines gehörten schon immer zu den Markenzeichen der schwedischen Indierocker, mit der neuen LP hat sich der sonst nur durch Gitarre und Schlagzeug geprägte Sound jedoch eindeutig weiterentwickelt. Haben die Studioaufnahmen etwas vom rohen, geradlinigen Stil früherer Werke zugunsten größerer instrumentaler Vielfalt und eines fein polierten Pop-Finishs abgetreten, geben Johnossi live ganz in gewohnter Manier Gas. Sie sind eben ein Duo – dank Keyboarder nun ein Trio, welches sich seine Fans stets auf der Bühne und weniger im Studio erspielt hat. Deutschland gehörte sogar zu ihren ersten Spielstädten außerhalb Schwedens, wie Johnossi im Verlauf des Konzertes nach Freeman erinnern werden.


Hört euch hier die Setlist von Johnossis Auftritt in einer Playlist an und lest weiter:


 

Mit Bläsern vom Band und stampfenden Beats eröffnet die im November releaste Single Air Is Free – der erste Vorbote der “neuen” Johnossi – den Abend in der Columbiahalle Berlin fanfarenartig. Tanzbar, wie schon die seit 2006 auf den Indie-Dancefloors non-stop gefeierte Hymne Man Must Dance, aber dennoch spürbar von den im Pop und Hip-Hop beheimaten Produzenten Asthma & Rocwell beeinflusst, stellt das Stück ein gelungenes Warm-up dar.

 

Wortlos huldigen sie darauf mit Gone Forever ihrer 2013er Platte Transitions und das Publikum gerät beim Einsatz des Keyboards das erste Mal ins Toben. Nach einer weiteren neuen Nummer samt Gitarrensolo in Got Your Gun bricht John Engelbert das Schweigen mit einem schlichten „Hey guys, how are you doing? I feel fucking great tonight. Next song is ‘Dead End’!“. Wie „fucking great“ sich der neue Keyboarder fühlt, wird dann ebenfalls ganz offensichtlich: Mangels Part an den Tasten rastet er wie ein Irrer an den Schellen aus.

 

Fans der ersten Stunde wurden bei diesem Gig garantiert gen Glückseligkeit gespielt, denn Johnossi sparen keinen ihrer großen Hits früherer Alben aus und so rockt John Party With My Pain auf Ossis Drums stehend, zu 18 Karat und Execution Song entlädt sich die Freude der Massen im Moshpit und als endlich Man Must Dance erklingt, dirigiert Engelbert die schiefen und doch schönen Chorgesänge der Fans.

Bevor es erstmals von der Bühne geht, fragen die Schweden nochmals What’s the point of doing anything? und lassen sich von den Fans lange zur Zugabe bitten. Ganz alleine kehrt John Engelbert mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne zurück und singt in blau-rotes Licht gehüllt die Ballade Summerbreeze. Der süß-melancholische Titel des Debütalbums würde sicher reichen, um jeden Besucher bedächtig und zufrieden heimzuschicken, doch Johnossi wären nicht Johnossi, würde man sie nicht energetisch und voll von Euphorie verlassen. Ein letztes Mal verausgabt sich die Masse letztlich zu Roscoe.

Nach ihrer Horizont erweiternden gemeinsamen Reise durch Südamerika, die den Quell der Inspiration für die musikalische Weiterentwicklung im Studio stellte, haben Johnossi die Grätsche zwischen dem neuen Jungle Blood Sound und ihrer gewohnten, straighten Rock-Wucht auf der Bühne definitiv geschafft.


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