------------

Popkultur

Zeitsprung: Am 12.4.1983 erscheint „Murmur“, das Debüt von R.E.M.

Published on

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 12.4.1983.

von Christof Leim

Es fing zwar alles klein an und ein gutes Stück abseits vom Mainstream entfernt, doch schon mit ihrem ersten Album Murmur können R.E.M. quasi aus dem Stand Fans begeistern und die Kritik überzeugen. Das liegt vor allem an einem damals eigenständigen Sound. Am 12. April 1983 erscheint die Platte.

Hier könnt ihr in Murmur reinhören:

 

Anfang der Achtziger marschieren R.E.M. Schritt für Schritt in Richtung Alternative-Rock-Thron, selbst wenn ein Welterfolg zunächst nicht unbedingt absehbar ist: Im April 1980 spielt die Band ihr erstes Konzert, im Juli 1981 erscheint die Single Radio Free Europe/Sitting Still, die sogar in der New York Times Erwähnung findet. Ein Jahr später folgt die EP Chronic Town (1982), die wiederum das Label I.R.S. Records dazu bewegt, die Truppe unter Vertrag zu nehmen. Daneben tourt das Quartett aus Athens, Georgia fleißig durch den Süden der USA und erspielt sich „old school“ eine Gefolgschaft. Die Zeit ist also reif für ein richtiges Album…

Streit mit dem Produzenten

Im Dezember 1982 geht es los damit. Allerdings kommen R.E.M. mit dem Produzenten Stephen Hague nicht klar, den I.R.S. Records für sie engagiert haben. Der nämlich legt Wert auf technisch und musikalisch korrekte Umsetzung, was den Punk-Rock-Wurzeln der Band zuwider läuft. Nachdem er die Musiker den Song Catapult mehrfach spielen lässt (was im Studio völlig normal und sinnvoll ist), hängt die Moral insbesondere bei Drummer Bill Berry durch. Als Hague dann allerdings eigenhändig Keyboards zu einem Lied hinzufügt, ist der Ofen aus: R.E.M. wollen wieder mit ihrem alten Produzenten Mitch Easter arbeiten, der die Single und die EP aufgenommen hatte. Ein Testlauf, der das Stück Pilgrimage ergibt, überzeugt auch die Plattenfirma.

R.E.M. beziehen deshalb mit Easter und seinem Partner Don Dixon im Januar 1983 die Reflection Studios in Charlotte, North Carolina. Dass dort sonst vor allem TV-Prediger verkehren, stört die Band kein Stück, wie Gitarrist Peter Buck gegenüber dem Rolling Stone erklärt: „Wir wollten die Platte mit Leuten aufnehmen, die noch frisch darin sind, Rock’n’Roll-Scheiben zu machen. In Charlotte konnten wir außerdem die ganze Nacht rumsitzen, rumprobieren und Ideen entwickeln, ohne uns groß den Kopf zerbrechen zu müssen.“ Weil das Material schon ausgiebig auf Konzerten getestet wurde, gehen ihnen die Aufnahmen gut von der Hand. Sogar die Songreihenfolge steht schon fest. Easter und Dixon lassen die Musiker im Großen und Ganzen einfach werkeln und greifen nur korrigierend ein, wenn ein Track völlig aus dem Ruder läuft. Die Band achtet darauf, alles wegzulassen, was ihrer Attitüde entgegensteht, etwa Gitarrensoli und die damals (1983!) populären Synthesizer. Ersteres macht Sinn, weil es nicht passt, letzteres rettet die Platte davor, zu zeitgemäß und damit heute veraltet zu klingen.

Die eigene Note, so wichtig

Musikalisch bieten R.E.M. introvertierten, eher ruhigen Alternative Rock, den es damals noch nicht so häufig gibt. Zwar basieren die Songs immer noch auf den klassischen Strukturen der Rockmusik, doch drei Faktoren sorgen dafür, dass R.E.M. sich dem heiligen Gral des Musikmachens nähern, nämlich: einen eigenen Sound hinzubekommen. Das liegt zum einen an den hell klirrenden Schrammelgitarren von Peter Buck, zum anderem am außergewöhnlich melodischen Bassspiel von Mike Mills, das die Songs prägt. Und natürlich gibt es da noch Michael Stipe, dessen Stimme im Fokus der Lieder steht. Dabei verleiht sein entrückter, distanzierter Stil der Musik eine Aura von Tiefe von Mystik. Ob die tatsächlich vorhanden ist, weiß man nicht so genau, denn die kryptischen Texte sind oft nicht gut zu verstehen.

Murmur erscheint am 12. April 1983 und erreicht einen mehr als respektablen Platz 36 in den Billboard Charts. Die neue Version von Radio Free Europe schafft es als Singleauskopplung auf Platz 78. Auch die Kritiker sind begeistert: Rolling Stone ernennt Murmur zum Album des Jahres 1983. Ob das angesichts von Mitbewerbern wie Thriller (Michael Jackson), Synchronicity (The Police) und War (U2) nicht etwas zuviel des Guten ist, dürfen wir uns selbst überlegen. Vor allem aber den Fans gefällt Murmur, die Scheibe gilt als Ausgangspunkt der ersten Welle des Alternative Rock in den Vereinigten Staaten. Deshalb taucht die Platte in den folgenden Dekaden immer wieder in Bestenlisten von Publikationen wie Mojo, Q, Spin, Blender und Rolling Stone auf.

Du willst nichts mehr in der Rockwelt verpassen? Melde dich hier für unseren Newsletter an und werde regelmäßig von uns über die wichtigsten Neuigkeiten, die spannendsten Geschichten sowie die besten Veröffentlichungen und Aktionen informiert!

Zeitsprung: Am 4.10.1986 inspiriert ein mysteriöser Angriff R.E.M. zu einem Song.

Don't Miss