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Popkultur

Zeitsprung: Am 13.3.1984 erscheint „Heartbeat City“ von The Cars.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 13.3.1984.

von Timon Menge und Christof Leim

Als The Cars 1984 ihr erfolgreichstes Album Heartbeat City veröffentlichen, geraten die US-Amerikaner zwischen die Fronten. Die älteren Fans fühlen sich durch die poppigere Produktion vor den Kopf gestoßen, in der Hitparade debütiert die Platte erfolgreich auf Platz drei. Leider läutet die Veröffentlichung auch den Anfang vom Ende der Gruppe ein.

Eigentlich beginnen die Achtziger nicht gut für The Cars. Mit Panorama (1980) legen die New Wave-Helden eine Bauchlandung hin. Ein Jahr später gelingt mit Shake It Up die Wiederauferstehung, bevor die Gruppe 1984 ihr erfolgreichstes Album Heartbeat City veröffentlicht. Werfen wir einen Blick auf die Geschichte dahinter.


Hört hier in Heartbeat City rein:

Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.

Mitte der Achtziger haben The Cars bereits vier Platten veröffentlicht: The Cars (1978), Candy-O (1979), Panorama (1980) und Shake It Up (1981). Für ihr fünftes Werk Heartbeat City stellt die Gruppe ein paar Dinge um, vor allem im Studio. Statt wie bisher mit Produzent Roy Thomas Baker zusammenzuarbeiten, sitzt nun Robert John “Mutt” Lange an den Reglern. Tatsächlich gelingt ihm genau das, was er nur ein Jahr zuvor auf dem legendären Def Leppard-Album Pyromania geschafft hat: Er kitzelt das Beste aus dem Sound der Cars heraus, ohne ihnen allerdings mit Gewalt seinen Stempel aufdrücken zu wollen.

Das Ergebnis sind eine Menge radiotauglicher Pop Rock-Songs, was die älteren Fans den Cars übel nehmen, kennt man die Gruppe doch eigentlich für kunstvollere Kompositionen. 1988 gibt Gitarrist Elliot Easton gegenüber Creem zu Protokoll: “Wir entscheiden nicht vorher, ob wir ein Album voller Hits oder ein Kunstwerk schreiben wollen. Wir nehmen Platten auf, und daraus entstehen dann Singles. Es wäre elitär, nur für eine bestimmte anspruchsvolle Klientel zu spielen. Wir haben schlicht immer versucht, gute Popmusik zu veröffentlichen.”



Frontmann Ric Ocasek äußert sich schon 1982 im Interview mit dem New York Rocker zu den Vorwürfen der Überproduktion: “Ich mag den Einsatz von technischen Hilfsmitteln in der Musik. Unser Keyboarder Greg Hawkes hat einen guten Geschmack und weiß, wo es noch etwas mehr braucht und wo es reicht. Wir versuchen, unsere Songs simpel zu halten, auch wenn wir uns für manche wie eine Wand aus Keyboards anhören. Als wir in der Tom Snyder Show aufgetreten sind, hat Greg auf zwei kleinen Casiotone-Keyboards für 125 Dollar gespielt. Das klang genauso gut.”



Der Erfolg gibt der Gruppe Recht: Heartbeat City steigt auf Platz drei der Billboard-Charts ein, schafft Rang 15 in Deutschland und bringt in den USA fünf Top-40-Singles hervor. Zwei davon schaffen es sogar in die Top 10: You Might Think und Drive, für die sich der 2000 verstorbene Bassist Benjamin Orr ans Mikrofon stellt. Bis heute erreicht das Album vierfachen Platinstatus. Dem Zeitgeist entsprechend nehmen Musikvideos einen hohen Stellenwert ein, also drehen The Cars Clips zu You Might Think, Magic und Drive.

Der Band gefällt’s, manche Fans stößt Heartbeat City vor den Kopf.

Leider markiert Heartbeat City auch den Anfang vom Ende der Cars: “Wir kamen an den Punkt, an dem wir drei Tage lang Dinge programmiert haben, die man auch in drei Minuten hätte einspielen können”, räumt Ocasek im Interview ein. “Wir wollten wissen, wie weit wir mit der Technik gehen können. Allerdings haben wir schnell das Interesse daran verloren, weil wir zu perfektionistisch wurden. Das war eine tolle Lernerfahrung, aber die vielen Möglichkeiten können einen auch erdrücken. Die Spontanität sollte nicht auf der Strecke bleiben.”




Nachdem die Tour und die Werbung für die Platte abgeschlossen sind, legen die Musiker eine Pause ein. Nur für ihre Greatest Hits nehmen die US-Amerikaner den Top-10-Hit Tonight She Comes auf, anschließend entstehen Soloalben von Ocasek, Easton und Orr. 1987 finden The Cars noch einmal zusammen und produzieren ihr vorerst letztes Album Door By Door — ohne den Sound des Vorgängers und ohne Produzent Lange. Erst 2011 veröffentlicht die noch lebende Besetzung das siebte Werk Move Like This, aus dem der Top-10-Hit Sad Song hervorgeht. Seitdem herrscht bis auf eine kurze Reunion wieder Funkstille.

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