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Popkultur

Zeitsprung: Am 15.10.1978 veröffentlichen Toto ihr Debütalbum.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.10.1978.

von Timon Menge und Christof Leim

Bei Toto musizieren von Anfang an absolute Könner: Schon vor dem ersten Album sind Schlagzeuger Jeff Porcaro, Keyboarder David Paich, Bassist David Hungate, Gitarrist Steve Lukather und Sänger Bobby Kimball gefragte Studiomusiker. So spielen sie zum Beispiel für Steely Dan und Sonny & Cher sowie auf dem Boz Scaggs-Album Silk Degrees, das Paich sogar mitkomponiert. Ab 1976 arbeiten Toto dann an eigenen Demoaufnahmen und unterschreiben noch im selben Jahr einen Vertrag mit Columbia Records.


Hört hier in Toto rein:

Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.

Ihr Debüt Toto erscheint am 15. Oktober 1978. Darauf spielen die Musiker eingängige, hochkompetente Rockmusik mit Untertönen von Jazz, Prog, R&B und Funk, die man nicht immer gleich raushört, einschließlich mehrstimmiger Gesänge und Hooklines, bis der Arzt kommt. Toto enthält nicht nur die Hitsingles I’ll Supply The Love und Georgy Porgy, sondern auch den unsterblichen Rockklassiker Hold The Line, der sich in den USA stolze sechs Wochen in der Top 10 hält. Bis heute darf der Song bei keiner Gartenparty und keinem Classic-Rock-Sender fehlen, zumindest für Leute über 35.



Nach der Veröffentlichung der Platte müssen die Musiker sich jedoch einiges anhören: Man wirft der Gruppe vor, seelenlosen und glattgebügelten „Corporate Rock“ zu spielen — sogar Verschwörungstheorien breiten sich aus. So mutmaßen einige Schreiber, es handele sich bei den sechs Musikern um eine Retortenband, die das Label von der Stange zusammengestellt habe. Ein Vorwurf, der sich als besonders haltlos erweist, denn die Bandmitglieder kennen sich bereits seit der High School. Man darf nicht vergessen: Punk ist 1978 erst ein Jahr alt, für die üblichen Szenewacht und Indie-Wichtigtuerei gilt musikalische Kompetenz und Songwriting jenseits der popkulturellen Tageskarte schlicht als uncool – ein Parameter, der damals so albern war wie heute. In seiner 2018 veröffentlichten Autobiografie sagt Steve Lukather zu Recht: „Wir waren gut genug für Miles Davis, aber nicht für den Typen vom Rolling Stone? Ich bitte euch.“

Toto in Urbesetzung: Steve Porcaro, Steve Lukather, Bobby Kimball, David Hungate, David Paich und Jeff Porcaro.

Der Bandname entsteht der Legende nach aus reinem Pragmatismus: So soll Jeff Porcaro die Demobänder Gruppe mit „Toto“ markiert haben, um sie von den Aufnahmen anderer Bands unterscheiden zu können. Als David Hungate das Kürzel sieht und seinen Mitmusikern erklärt, dass der lateinische Ausdruck „in toto“ so viel wie „allumfassend“ bedeutet, dem stilistischen Konzept der Band also genau entspricht, beschließt die Gruppe den Namen. Eine andere Geschichte bringt den Namen Toto mit dem Hund aus der Geschichte Der Zauberer von Oz in Verbindung.

Das Toto-Artwork von Philip Garris, der auch für Grateful Dead illustrierte

Im Interview mit Ultimate Classic Rock verrät Steve Lukather, dass er aus heutiger Perspektive zwar ein paar Kleinigkeiten am Debüt ändern würde, im Großen und Ganzen aber nach wie vor sehr zufrieden mit der Platte ist. „Einige der Lyrics sind etwas kindisch“, räumt er ein. „Aber da ist auch viel Gutes auf dem Album. Es wäre super, wenn wir die Zeit zurückdrehen und die Scheibe noch einmal mischen könnten, aber das braucht Zeit und Geld.“



Als Künstler beäugt man sich selbst am kritischsten, doch Toto-Fans weltweit lieben das erste Album der US-Amerikaner bis heute — so sehr, dass es in den Staaten längst zweifachen Platinstatus genießt. Die Musiker von Toto spielen in den folgenden Jahren weiter auf im Wortsinn Tausenden (!) Platten, darunter Michael Jacksons Megaseller Thriller von 1982. Im gleichen Jahr erscheint Toto IV mit Songs wie Rosanna und Africa und schießt die Band endgültig durch die Decke. Aber das ist mal wieder eine andere Geschichte…

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