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Popkultur

Zeitsprung: Am 22.1.1949 kommt Steve Perry von Journey zur Welt.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.1.1949.

von Timon Menge und Christof Leim

Mit Journey hat er Stadionrock perfektioniert, als Solokünstler veröffentlicht Steve Perry drei eigene Hit-Alben. Mehrfach kehrt der stimmgewaltige Frontmann für Jahre dem Musikgeschäft den Rücken, stets verschlägt es ihn wieder zurück auf die Bühne. Am 22. Januar feiert er seinen Geburtstag. Sein Leben im Schnelldurchlauf.


Hört hier in die besten Songs von und mit Steve Perry rein:

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Steven Ray Perry im High School-Jahrbuch

Stephen Ray Perry kommt am 22. Januar 1949 in Kalifornien zur Welt. Seine Eltern stammen aus Portugal, schon sein Vater, ein Sänger und Mitbetreiber eines Radiosenders, bringt ihn mit Musik in Berührung. Als Perry das achte Lebensjahr erreicht hat, lassen sich seine Eltern scheiden, und er zieht mit seiner Mutter auf die Farm seiner Großeltern. Mit 12 hört er Sam Cooke im Radio und beschließt, selbst Sänger zu werden. In seiner Jugend zieht die Familie wieder nach Kalifornien.

In seinen frühen Zwanzigern gründen Perry und der damals 16-jährige zukünftige Musikproduzent Scott Matthews die Gruppe Ice. Als das Duo 1972 im Record Plant in Los Angeles seine ersten Songs aufnimmt, teilen sich die Musiker das Studio mit Stevie Wonder, der zu jener Zeit Talking Book (1972) einspielt. Die Aufnahmen von Ice verschwinden jedoch in der Versenkung, die Truppe löst sich auf. Mit Pieces und und Alien Project beteiligt sich Perry an zwei weiteren Bands, doch als die Erfolge ausbleiben, hängt er seine Gesangskarriere an den Nagel — bis seine Mutter ihn darum bittet, einen gewissen Walter „Herbie“ Herbert zurückzurufen.



Herbert agiert zu jener Zeit als Manager für Journey und ist durch ein Demo des Alien Project-Songs If You Need Me, Call Me auf den Sänger aufmerksam geworden. Da Journey-Frontmann Robert Fleischman ausgetauscht werden soll, lädt die Gruppe Perry ein — allerdings unter fragwürdigen Umständen: Damit der aktuelle Vokalist keinen Verdacht schöpft, stellen die Musiker den neuen Kandidaten als Roadie vor und lassen ihn einen Song singen, als Fleischman einmal kurz nicht aufpasst. Danach steht die Auswechslung für Herbert und die übrigen Bandmitglieder fest; der ahnungslose Robert Fleischman darf sich einen neuen Job suchen (und taucht unter anderem später bei der Vinnie Vincent Invasion wieder auf).



Perry verändert die Gruppe grundlegend: Statt Progressive Rock spielen Journey nun deutlich poppigere Töne. Seinen ersten Auftritt mit der Gruppe absolviert er am 28. Oktober 1977 in San Francisco. Das Publikum nimmt den vollzogenen Wandel mit gemischten Gefühlen auf, doch als Perry mit Infinity (1978) sein erstes Journey-Album einsingt und die Gruppe immer öfter im Radio läuft, verfliegt auch der anfängliche Ärger.



Von 1978 bis 1996 wirkt Perry an neun Journey-Alben mit, darunter Klassiker wie Departure (1980), Escape (1981) und Frontiers (1983). Dank Granatensongs der Marke Any Way You Want It, Don’t Stop Believin’, Open Arms und Separate Ways (Worlds Apart) entwickeln sich Journey zu einer der führenden Bands im melodischen Rock und AOR.



Zwischendurch unternimmt er Soloausflüge und arbeitet mit Künstlern wie Sammy Hagar, Kenny Loggins, Clannad und Jon Bon Jovi. 1984 erscheint sein erstes eigenes Album Street Talk, das sich mehr als zwei Millionen Mal verkauft. Oh Sherrie entpuppt sich als Hit und landet in der Heavy Rotation auf MTV. Mit Foolish Heart, She’s Mine und Strung Out werden noch weitere erfolgreiche Singles aus dem Album ausgekoppelt.




1985 nimmt Perry als einer von 21 Sängerinnen und Sängern den USA For Africa-Benefiz-Song We Are The World auf. Außerdem mit von der Partie: Tina Turner, Billy Joel, Michael Jackson, Diana Ross, Bruce Springsteen und mehr der größten Stars der Zeit. Bei dem Song handelt es sich um eine der weniger als 30 Singles, die sich mehr als 10 Millionen Mal verkauft haben.



Als Journey Raised On Radio (1986) aufnehmen, wird Perrys Mutter krank. Er fliegt zwischen seiner alten Heimat und dem Studio hin und her, was die Arbeiten natürlich erschwert — nicht zuletzt, weil Perry nicht nur singt, sondern auch produziert. Die Situation erweist sich als sehr erschöpfend vor allem für den Sänger. Nach der Tour zum Album lösen sich Journey 1987 auf.


1988 nimmt Perry die Arbeit an seinem zweiten Soloalbum Against The Wall auf, doch die Platte wird nie veröffentlicht. Einige der Stücke finden sich auf der Compilation Greatest Hits + Five Unreleased (1998). Statt das Projekt zu Ende zu bringen und alleine weiter zu machen, hat Perry die Schnauze voll und zieht sich bis auf einzelne Veranstaltungen für einige Jahre aus dem Musikgeschäft zurück. Erst 1994 erscheint sein zweiter Alleingang For The Love Of Strange Medicine.



Zwei Jahre später finden Journey wieder zueinander und nehmen die Arbeit an Trial By Fire (1996) auf. Das Album schlägt ein wie eine Bombe und erklimmt aus dem Stand Platz drei der Billboard-Charts – was man Mitte der Neunziger bei einer melodischen Classic Rock-Band durchaus bemerkenswert finden darf. Vor der dazugehörigen Tour verletzt sich Perry beim Wandern auf Hawaii und muss erneut eine Bühnenpause einlegen. Seine Ärzte finden heraus, dass er eine neue Hüfte braucht, also bittet Perry seine Kollegen darum, die Konzerte zu verschieben. Nach fast 17 Monaten werden die aber unruhig und stellen ihm ein Ultimatum: Wenn er sich nicht schnellstens operieren lässt, damit die Tour losgehen kann, möchten sie einen Ersatzsänger suchen. Das lässt sich Perry nicht bieten und steigt am 7. Mai 1998 ein für alle Mal aus.

„Trial By Fire“, das letzte Journey-Album mit Steve Perry

Fortan treibt sich Perry im Musikgeschäft rum und macht, worauf er gerade Lust hat. So steuert er 1998 zwei Songs zum Soundtrack des Films Quest For Camelot bei. 2001 stellt er sich für eine Folge der VH1-Sendung Behind The Music vor die Kamera und eröffnet unter anderem, dass es sich für ihn nie angefühlt habe, als gehöre er tatsächlich zu Journey. Manager Herbie Herbert entgegnet: „Das ist, als würde der Papst sagen, er habe sich nie katholisch gefühlt.“ In den folgenden Jahren taucht Perry ab und an bei verschiedenen Sportveranstaltungen auf, schreibt neue Songs und arbeitet gelegentlich an den Alben anderer Musiker mit.



Im Mai 2013 stellen Ärzte bei ihm schwarzen Hautkrebs fest. Der Tumor kann in zwei Operationen entfernt werden und reanimiert Perrys Musikgeister. 2014 steht er zum ersten Mal seit 1995 auf der Bühne, und zwar mit den US-Indie-Rockern Eels. Nur ein Jahr später nimmt er die Arbeit an Traces (2018) auf, seinem ersten Soloalbum seit 1994. Die Platte kommt gut an und verschafft Perry nach Jahren der Musikabstinenz ein furioses Comeback.



Perrys großes Kapital: seine Stimme. Mit einem Tonumfang von mehr als drei Oktaven, die er brillant beherrscht, beeindruckt er sogar Queen-Gitarrist Brian May: „Meiner Meinung nach besitzt Steve eine unglaubliche Strahlkraft — eine Stimme unter Millionen.“ Auch American Idol-Juror und Journey-Sessionmusiker Randy Jackson zeigt sich im Rolling Stone begeistert: „Außer Robert Plant gibt es keinen Sänger, der ihm auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Die Kraft, der Umfang, die Töne — er hat seinen eigenen Stil entwickelt.“ Greg Prato von AllMusic bringt es auf den Punkt: „Wenn man nur einen Sänger aussuchen dürfte, der stellvertretend für den Arena-Rock der Achtziger steht, müsste das Steve Perry von Journey sein.“

Zeitsprung: Am 7.5.1998 steigt Steve Perry bei Journey aus – zum letzten Mal.

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