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Popkultur

Zeitsprung: Am 23.11.2008 erscheint „Chinese Democracy“ von Guns N’ Roses – endlich.

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Foto: George Chin /GettyImages

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.11.2008.

von Christof Leim

Vermutlich hatte niemand mehr daran geglaubt. Aber am 23. November 2008 passiert es tatsächlich: Guns N’ Roses veröffentlichen Chinese Democracy, das Album, an dem W. Axl Rose über zehn Jahre gearbeitet hatte.

Hört euch hier Chinese Democracy an und lest weiter:

1997 war der Startschuss gefallen, im Jahr 2000 sollen angeblich über 30 Songs fertig und im Kasten gewesen sein. Aber Axl, das einzig verbleibende Originalmitglied, hat das Ding danach noch unzählige Male überarbeitet und sogar neu aufgenommen – mit wechselnden Musikern, wechselnden Produzenten und in 15 verschiedenen Studios. Im Nachhinein blickt vermutlich niemand mehr durch, wer da alles mitgemischt hat. Sogar Brian May, Dave Navarro und Sebastian Bach tauchen auf, sind aber nicht unbedingt auch zu hören. …

Dass Chinese Democracy über 13 Millionen Dollar verschlungen haben soll, dürfte niemanden überraschen. Bei Geffen Records jedenfalls bekommen die Verantwortlichen regelmäßig Schnappatmung angesichts der Rechnungen. Man hört sogar, dass die Plattenfirma eine Million extra verspricht, wenn Axl die Scheibe am 1. März 1999 einreicht. Daraus wird natürlich nichts.

Und irgendwann haben Geffen die Schnauze voll oder die Beruhigungsmittel gehen aus, und so wird Chinese Democracy 2005 vom offiziellen Veröffentlichungsplan gestrichen. Und nicht nur das: Das Label erklärt, dass das „Mr. Rose“ das Album jetzt selber bezahlen muss, weil er alle Budgets und Kostenpläne um mehrere Millionen überzogen hat.

Und es kommt noch bescheuerter: Die Hersteller von Dr. Pepper versprechen eine Dose ihrer Zuckerbrause für jeden Amerikaner, sollte Chinese Democracy noch 2008 rauskommen. Ausgenommen von diesem Versprechen sind die ehemaligen Guns N’Roses-Gitarristen Buckethead und Slash. Deshalb erklärt Axl, er würde seine Dose natürlich mit Buckethead teilen, weil der ja auf der Platte gespielt habe. Als der Tag schließlich kommt, kriegen Dr. Pepper die Gratisverteilung allerdings logistisch nicht hin, und es wird nur ein Bruchteil der Getränke unter die Leute gebracht.

Aber egal: Hauptsache, das Album ist endlich draußen. Vermutlich fällt sogar Axl ein Stein vom Herzen. In den USA erreicht Chinese Democracy Platz 3, hierzulande Platz 2, und Platin gibt’s auch. Aber die kommerziellen Erwartung erfüllt das nicht so ganz. Wie auch, bei den Produktionskosten.

An musikalische Erwartungen hält sich das Werk schon gar nicht: Natürlich gibt es Jahrzehnte nach Appetite For Destruction nicht den gleichen Rock’n’Roll, und auch die Bandbreite der Use Your Illusion-Alben übertrifft Chinese Democracy. Axl tobt sich aus in den 14 Songs, mal punkig, oft elektronisch, mal geradeaus gerockt, mal wie episch-balladesk wie Queen. Künstlerische Stagnation und Berechenbarkeit kann man dem Kapitän also nicht vorwerfen. Und wenn man mit offenen Ohren rangeht, ist die Scheibe echt nicht schlecht…

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