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Popkultur

Zeitsprung: Am 25.4.1988 macht der verurteilte Bon Jovi-Manager einen besonderen Deal.

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Bild: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=qnr0baQc1jE&feature=youtu.be

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 25.4.1988.

von Christof Leim

Hach, die wilden Achtziger: Im April 1988 ist Doc McGhee ein einflussreicher Manager im Rock’n’Roll-Geschäft. Zu seinen Klienten gehören Bon Jovi und Mötley Crüe, beide zu diesem Zeitpunkt auf dem platinbewährten Höhepunkt ihrer Karrieren. Blöd nur, dass McGhee noch ein paar Altlasten am Hals hat: Sechs Jahre vorher ist er angeklagt worden, an einem Schmuggel von über 18 Tonnen (!) an Marihuana in die USA beteiligt gewesen zu sein. Das sieht schwer nach Gefängnis aus – bis es zu einem besonderen Deal kommt, den es nur mit viel Einfluss und berühmten Freunden gibt…

Hört hier New Jersey von Bon Jovi:

18 Tonnen Marihuana sind eine gewaltige Menge. 18.000 Kilogramm. Das entspricht grob überschlagen 180.000 Tafeln Schokolade. Der Marktwert liegt heute im zweistelligen Millionenbereich. Sowas trägt man im Schmuggel-Business nicht mal eben in der Gesäßtasche über die Grenze. Musikmanager DocGhee wird 1982 beschuldigt, daran beteiligt gewesen zu sein, dass diese gewaltige Masse an Rauchware mit Shrimp-Kuttern von Kolumbien in die Vereinigten Staaten verschifft wurde.

Gute Kontakte

Während die juristische Aufarbeitung sich über Jahre hinzieht, steigt McGhee zu einem wichtigen Musikmanager mit millionenschweren Projekten auf. Deshalb hat er das Glück, dass Jon Bon Jovi, damals einer größten Rockstars des Planeten, höchstselbst einen Brief an den Richter schreibt. Darin zweifelt der Sänger nicht an, dass sein Manager ein ernstes Verbrechen begangen hat, argumentiert aber auch, dass „ein Mann mit seinem Wissen über die Musikindustrie und seiner Hingabe soviel Gutes im öffentlichen Leben tun kann“. Und Bon Jovi bietet sogar seine Beteiligung an. Dass Doc über extrem wertvolle Kontakte verfügt und tatsächlich etwas bewegen kann, steht außer Frage.

Deshalb lässt sich das Gericht tatsächlich auf einen Deal ein: Doc McGhee bekennt sich zwar schuldig, als Mittelsmann oder Finanzier für den Schmuggel agiert zu haben. Er erhält jedoch statt einem Umzug in den Knast für eine sehr lange Zeit nur einen „suspended sentence“, eine Art Bewährungsstrafe, von fünf Jahren, muss 15.000 Dollar zahlen und 3.000 Stunden gemeinnütziger Arbeit verrichten. Vor allem aber wird er verpflichtet, mit mindestens 250.000 Dollar eine Anti-Drogen-Stiftung zu gründen. Und zwar eine große.

Das kann er

Deshalb zieht Doc McGhee Strippen, die nur ein Rock’n’Roll-Strippenzieher ziehen kann: Er gründet die Make A Difference Foundation, die durch öffentliche Auftritte, Konzerte, Filmspots und andere öffentliche Aktionen die gewünschte Botschaft verbreitet. Vor allem aber organisiert McGhee das Moscow Music Peace Festival, ein riesiges Open-Air im Lenin-Stadion von Moskau. Hier wird die Anti-Drogen-Kampagne mit internationaler Freundschaft verbunden. Die Einnahmen sollen der Make A Difference Foundation zu Gute kommen.

Das Line-up der beiden Shows am 12. und 13. August 1989 liest sich für Fans des schmissigen Achtziger-Hard-Rocks wie ein kleiner feuchter Traum aus Tattoos und Haarspray: Bon Jovi, Scorpions, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe, Skid Row und Cinderella. Viel größer geht es nicht. Klingt gut, oder? Sicher. Allerdings besteht die Reisegruppe nun mal gar nicht aus Abstinenzlern, und natürlich wird schon im Flugzeug gesoffen, dass es nur so eine Art hat. Aber das ist eine andere Geschichte…

Immerhin kann Doc McGhee sich so eine lange Gefängnisstrafe ersparen. 2011 lässt er zudem durchblicken, dass er ohnehin vorhatte, die erste große Rock-Show in der Sowjetunion zu veranstalten: „Ich wollte ihr Woodstock auf die Beine stellen.“ Der alte Fuchs hat also das Geplante mit dem Nützlichen verbunden. Allerdings: Die Make A Difference Foundation war tatsächlich eine Weile aktiv und hat Anti-Drogen-Kampagnen durchgeführt. Doc McGhee ist weiter im Geschäft, unter anderem als Manager für Kiss.

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