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Popkultur

Zeitsprung: Am 26.6.1977 spielt Elvis Presley die letzte Show vor seinem Tod.

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Ollie Atkins

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.6.1977.

von Christof Leim und Tom Küppers

Keine Frage: Der Mann war der König des Rock’n’Roll. In seiner einzigartigen Karriere hat Elvis Presley die Rock- und Pop-Welt revolutioniert und immer wieder Rekorde gebrochen. Doch dass sein Konzert am 26. Juni 1977 in Indianapolis seine Abschiedsvorstellung werden könnte, wollen zu diesem Zeitpunkt nur wenige wahrhaben.

Hier könnt ihr in Elvis’ Lebenswerk reinhören:

Ein kurzer Rückblick: Nachdem die Laufbahn der Rock’n’Roll-Ikone durch die Einberufung in die US-Army jäh unterbrochen wurde (die komplette Geschichte dazu findet ihr hier), etabliert sich Elvis Aaron Presley in den Sechzigern vor allen Dingen als Schauspieler. Kommerziell geraten Filme und Soundtracks der Marke Viva Las Vegas durchaus erfolgreich. Doch vom Geiste des einstigen Rock’n’Roll-Rebellen lässt sich in diesen Schmonzetten wenig finden. Da sich Elvis in einer künstlerischen Sackgasse wähnt, wollen der Sänger und sein Manager Colonel Tom Parker den Fokus zurück auf die Musik legen und planen 1968 die ersten Konzerte nach sieben Jahren Bühnenabstinenz. Mit der landesweit zur besten Sendezeit ausgestrahlten Sendung Elvis (später bekannt als ‘68 Comeback Special) gelingt dem King eine mehr als eindrucksvolle Rückkehr, die die höchste Zuschauerquote des gesamten Jahres erreicht.

Schwere Zeiten

Um die 1100 Auftritte wird Presley in den folgenden neun Jahren bis zu seinem Tod noch absolvieren, davon 800 alleine im Rahmen seiner Konzertreihe in Las Vegas. Doch dieser Marathon fordert seinen Tribut: Bereits 1973 bricht Presley aufgrund Barbiturat-Missbrauchs zusammen und fällt drei Tage in ein Koma, ein anderes Mal landet er wegen Schmerzmittelabhängigkeit im Krankenhaus. Im Buch Careless Love: The Unmaking Of Elvis Presley erinnert sich Keyboarder Tony Brown an eine Situation in Maryland: „Er fiel aus der Limousine raus auf die Knie. Auf der Bühne hat er sich dann dreißig Minuten am Mikrofonständer festgehalten, als ob es ein Pflock wäre…“

Doch die Show muss weitergehen: Da Presley es immer seltener ins Aufnahmestudio schafft, sollen eben die Konzerte für Umsatz sorgen. Allerdings fallen die ihm zusehends schwerer. Trotz massiven Übergewichts und steigenden Drogenkonsums schleppt sich der Künstler immer wieder auf die Bretter. Selbst den treusten Fans bleibt der schlechte Gesundheitszustand ihres Idols nun nicht länger verborgen, vor allem als 1977 Konzerte verschoben werden müssen. Der Elvis-Biograf Peter Guralnick erinnert sich an Momente, in denen Presleys Stimme sich kaum mehr erkennen ließ, und berichtet von geschwollenen, bleichen Wangen, über die der Schweiß strömt. Auch die Presse macht sich immer öfter über die Körperfülle des Sängers und seine Vorliebe für frittierte Bananan-Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwiches lustig.

Mysteriöse Variation

Am 26. Juni 1977 betritt Presley gegen zehn Uhr abends die Bühne der Market Square Arena in Indianapolis, und 18.000 Fans rasten aus. Knapp 80 Minuten lang führt sie der King Of Rock’n’Roll durch ein Programm mit Evergreens vom Schlage Jailhouse Rock, Please Release Me und dem Simon & Garfunkel-Cover Bridge Over Troubled Water. Die Tageszeitung The Indianapolis Star attestiert ihm hinterher „eine Darbietung nach feinster Presley-Art“. Eigentlich alles wie immer also – wäre da nicht eine Kleinigkeit, über die es sich zu spekulieren lohnt.

Presley verlängert an diesem Abend die übliche Bandvorstellung um etliche seiner Freunde und Familienmitglieder, was zwei Interpretationen zulässt. Aufgrund der unmittelbar bevorstehenden Veröffentlichung eines Enthüllungsbuches seiner ehemaligen Bodyguards wollte Presley durch diesen Schachzug sein Image aufpolieren, argumentieren die einen. Die anderen meinen, Elvis habe geahnt, wenn nicht sogar gewusst, dass es sein finaler Auftritt werden würde und wollte sich deshalb nochmals bei allen bedanken. Zum Abschied sagt er „We’ll meet you again, God bless, adios!“, als letzten Song singt er das wunderschöne Can’t Help Falling In Love. Diese Momente kann man sich übrigens hier auf raren Amateuraufnahmen ansehen; eine Bildergalerie findet sich hier.

Das Ende

Am Abend des 16. August 1977 will sich Presley eigentlich zu einer weiteren Tournee aufmachen, die ihn gerüchteweise sogar nach Europa geführt hätte. Doch seine Lebensgefährtin Ginger Alden findet ihn kurz vorher leblos auf dem Boden seines Badezimmers. Den Weg zum Friedhof säumen dann nochmal 80.000 Anhänger, bevor Elvis unmittelbar neben seiner Mutter seine letzte Ruhe findet.

Elvis’ Grab in Graceland. Foto von Lindsey Turner (Flickr) [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

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