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Popkultur

Zeitsprung: Am 27.1.1944 kommt Nick Mason von Pink Floyd zur Welt

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.1.1944.

von Timon Menge und Christof Leim

Keinen einzigen Tag in der Geschichte von Pink Floyd hat Nick Mason verpasst. Seit 1965 gehört der ewig gut gelaunte Schlagzeuger ohne Unterbrechung zur Besetzung der erfolgreichsten Progressive Rock-Gruppe aller Zeiten. Er trommelte auf jeder Tour, kein Album der Briten kam ohne ihn aus. Am 27. Januar feiert Mason seinen Geburtstag.


Hört hier in Nick Mason’s Fictitious Sports rein:

Klickt auf „Listen“ für die vollständigen Songs.

Los geht die Reise am 27. Januar 1944: Da kommt Nicholas Berkeley Mason in einem Vorort von Birmingham zur Welt. In London wächst er auf, sein Vater arbeitet als Dokumentarfilmer und beschäftigt sich in erster Linie mit dem Thema Motorsport — eine Leidenschaft, die er an seinen Sohn weitergibt, doch dazu später mehr. Nachdem der jugendliche Nick die Schule erfolgreich beendet hat, nimmt er ein Architekturstudium an der Regent Street Polytechnic auf. Ebenfalls immatrikuliert: seine zukünftigen Mitmusiker Roger Waters (Bass) und Richard Wright (Keyboards).

Nach einem kurzen Umweg über den Pink Floyd-Vorgänger Sigma 6 steigen Waters, Wright, Mason, Gitarrist und Sänger Syd Barrett sowie Gitarrist Bob Klose in die britische Psychedelic-Szene ein. Das Debüt The Piper At The Gates Of Dawn (1967) zündet und verschafft der jungen Gruppe eine Menge Aufmerksamkeit. Barrett allerdings kommt mit dem wachsenden Erfolg und dem öffentlichen Druck nicht klar, auch sein Drogenkonsum läuft aus dem Ruder. Ab April 1968 gehört er nicht mehr zur Band, an seine Stelle tritt David Gilmour. Damit steht die Pink Besetzung für das kommende Jahrzehnt.

Die frühen Pink Floyd: Nick Mason, Roger Waters, Syd Barrett, Rick Wright (v.l.)

Während der Siebziger entwickeln sich Pink Floyd zur womöglich größten Prog Rock-Gruppe der Welt und veröffentlichen unvergessliche Meilensteine wie The Dark Side Of The Moon (1973), Wish You Were Here (1975), Animals (1977) und The Wall (1979). Am Songwriting ist Mason nur gelegentlich beteiligt, schreibt aber an Klassikern wie Echoes oder Time mit. Als alleiniger Autor tritt er nur bei zwei Stücken in Erscheinung: The Grand Vizier’s Garden Party Parts 1–3 auf Ummagumma (1969) und Speak To Me auf The Dark Side Of The Moon (1973). Vor allem erstere Komposition weiß zu beeindrucken und enthält unter anderem ein siebenminütiges Mason-Schlagzeugsolo.

Im Livegeschäft setzen Pink Floyd neue Maßstäbe: Wo andere Bands ein paar Gitarren und Verstärker mit zu ihren Gigs bringen, fahren Mason und Co. mit ganzen LKW-Convoys vor, nicht zuletzt durch die Initiative der drei Architekturstudenten in der Gruppe. Im Gepäck: eigens für die Band angefertigte Mischpulte, aufwändige Lichtshows, die charakteristische runde Bühnenleinwand sowie meterhohe, elektronisch gesteuerte Marionetten. Lego für Erwachsene, quasi. Zu jener Zeit gibt es keine Show, die zu abgefahren für Pink Floyd wäre.

Ab Mitte der Achtziger gestaltet sich das Verhältnis der Musiker schwierig. Kreative Differenzen breiten sich aus, vor allem zwischen den ewigen Streithähnen Roger Waters und David Gilmour. Die Konflikte führen letztendlich dazu, dass Waters aus der Gruppe aussteigt. Im Anschluss kommt es zu einer siebenjährigen gerichtlichen Auseinandersetzung um den Bandnamen, Waters unterliegt.

Können auch ohne Roger Waters, aber nicht so gut: Nick Mason, David Gilmour und Richard Wright (v.l.)

Die Jahrzehnte nach Waters’ Ausstieg stehen nicht nur im Zeichen weiterer Pink Floyd-Veröffentlichungen zu dritt, sondern auch unterschiedlicher Soloaktivitäten. So widmet sich auch Mason einigen Projekten außerhalb des Gefüges, ob mit 10CC-Gitarrist Rick Fenn oder Avantgarde-Jazzmusiker Michael Mantler. Sein Soloalbum Nick Mason’s Fictitious Sports nimmt er bereits vor Waters’ Abgang auf, die Platte erscheint im Mai 1981.



Masons große Leidenschaft abseits der Musik: Autos. Was schnell fährt und schön aussieht, fasziniert ihn. 1986 erscheint mit Life Could Be A Dream sogar ein Kurzfilm, der sich seinem Interesse an schnellen Wagen widmet. 1998 veröffentlicht er das Buch Into The Red und bannt seine Autobegeisterung noch einmal auf Papier, mehrfach fährt Mason beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit. Zu seiner Sammlung zählen klassische Modelle der Marken Alfa Romeo, Bentley, Bugatti, Jaguar und Maserati, aber auch modernere Boliden von Ferrari und McLaren.

Nick Mason in seiner Rennfahrerkluft – Pic: Matthew Lamb/Wiki Commons

Als Schlagzeuger nimmt Mason bei Pink Floyd eine ganz besondere Rolle ein. Einerseits markiert er mit seinem entspannten, vom Jazz beeinflussten Stil eines der Alleinstellungsmerkmale der Gruppe — gegen Ende der Sechziger werden im Rock’n’Roll nämlich üblicherweise so sehr die Kessel verdroschen, dass man schon vom Zusehen einen Tennisarm bekommt. Andererseits verschafft er seinen experimentierenden Kollegen das nötige Rock-Fundament und hält alle Fäden zusammen. Als einen seiner Haupteinflüsse nennt er Ginger Baker von Cream.


Auf persönlicher Ebene steht er oft zwischen den Stühlen. Wenn Waters und Gilmour sich wieder einmal zoffen, nimmt er meist eine neutrale Position ein. Bis heute leidet er unter dem Streit der beiden Alphatiere und würde am liebsten gleich morgen wieder mit Waters auf Tour gehen. Noch vor wenigen Wochen beschwert er sich in einem Interview mit dem Rolling Stone: „Ich finde es wirklich enttäuschend, dass zwei so ehrwürdige ältere Herrschaften immer noch auf Kriegsfuß stehen.“ Eine vollständige Pink Floyd-Reunion ist spätestens seit Rick Wrights Tod im Jahr 2008 undenkbar, das weiß auch Mason. Die Hoffnung auf ein klärendes Gespräch zwischen Waters und Gilmour bleibt.



Solange zwischen den beiden keine Ruhe einkehrt, geht Mason eigene Wege. Unter dem Banner Nick Mason’s Saucerful Of Secrets bringt er seit April 2018 frühe Pink Floyd-Werke auf die Bühne und begeistert mehr als 50 Jahre nach der Bandgründung Fans auf der ganzen Welt. Mason ist verheiratet und hat vier Kinder. Zu seinem Geburtstag wünschen wir ihm alles Gute und hoffen, dass er noch viele erfolgreiche Konzerte spielen kann.

Mal wieder guter Laune: Nick Mason 2004 – Pic: Phil Guest/Wiki Commons

Zeitsprung: Am 1.3.1973 brillieren Pink Floyd mit „The Dark Side Of The Moon“.

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