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Popkultur

Zeitsprung: Am 3.1.1979 erscheint „Heart Of Glass“ von Blondie.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute:  3.1.1979.

von Christof Leim und Tom Küppers

Gegen Mitte der Siebziger bekommt die bis dahin übermächtig dominierende Rockmusik Konkurrenz: Disco ist der neue heiße Scheiß. Spätestens mit dem Erfolg des Films Saturday Night Fever und des dazugehörigen Soundtracks Ende 1977 ist die extrem tanzbare Spielart des Pop in der breiten Masse angekommen (selbst wenn mancher Rockfan sich sogar mit Knallkörpern dagegen wehrt).


Hört hier in die besten Songs von Blondie rein:

Klickt auf „Listen“ für die volle Programm.

Die New Yorker Band Blondie hat sich währenddessen aus den Clubs ihrer Heimatstadt (wie dem CBGBs) hochgespielt. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt von 1976 und Plastic Letters (1978) hat sich die Band um Sängerin Deborah Harry als eine der Attraktionen der Punk- und New Wave-Szene etabliert und kann bereits beachtliche Charterfolge vorweisen. Doch die Band will noch mehr.



Für ihr drittes Album Parallel Lines machen die Musiker gemeinsame Sache mit Produzent Mike Chapman. Der hat in den letzten Jahren ein goldenes Händchen für musikalische Volltreffer bewiesen und gemeinsam mit seinem Partner Nicky Chinn Hits für The Sweet, Mud, Suzie Quatro und Smokie geschrieben. Als ihm Blondie während der Vorbereitung eine alte Idee namens Once I Had A Love vorspielen, ist er sofort Feuer und Flamme.

Wer genau darauf kam, das Ganze mit einem Disco-Beat zu unterlegen und daraus Heart Of Glass zu machen, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. Allerdings haben sich Blondie schon früher durchaus mit Discomusik auseinandergesetzt. Beispielsweise überraschte die Band bei einem Benefizgig im CBGBs die Anwesenden mit einer Coverversion von Donna Summers I Feel Love.



Die Band fügt ihrem neuen Stück noch Beats aus dem Roland CR-78 hinzu, einem der ersten Drum-Computer, sowie diverse Synthesizer-Klänge. Außerdem ändern sie die Textzeile „it was a pain in the ass“ um in „had a heart of glass“, und schon hat das Kind auch einen Namen. Als Heart Of Glass am 3. Januar 1979 als Single ausgekoppelt wird, zeigt sich das Discopublikum ziemlich unbeeindruckt. Trotz diverser, eigens angefertigter Remixe startet der Song in den angesagten Tanztempeln wie dem Studio 54 nicht richtig durch.



Dafür begeistern sich die Rockfans nach anfänglicher Verwirrung durchaus. Kritik aus den eigenen Reihen, beispielsweise den Vorwurf, die Band würde sich damit dem Mainstream andienen, gegen den man doch eigentlich künstlerisch rebellieren will, wischen Blondie lächelnd beiseite. Komponist und Blondie-Gitarrist Chris Stein meint lakonisch: „So wie ich das sehe, hat Disco Wurzeln im R&B, und diese Art von Musik fand ich immer gut.“ Zudem spricht die Nummer-eins-Platzierung der Nummer unter anderem in den USA und Deutschland eine deutliche Sprache.

Heart Of Glass wird nicht das einzige Exemplar der Gattung „Rock meets Disco“ bleiben. Die Rolling Stones kommen mit Miss You um die Ecke, Queen fahren mit  Another One Bites The Dust einen Welthit ein, selbst Kiss reiten mit dem unkaputtbaren I Was Made For Lovin’ You auf der Welle mit. Doch Blondie gebührt die Ehre, einen der ersten Crossover-Hits der Musikgeschichte geschrieben zu haben.



Zeitsprung: Am (vermutlich) 27.9.1979 veröffentlichen Blondie „Eat To The Beat“.

 

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