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Popkultur

Zeitsprung: Am 30.12.1978 gehen Emerson, Lake & Palmer getrennte Wege.

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Emerson, Lake & Palmer
Foto: Cotillion Records/Promo

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.12.1978.

von Timon Menge und Christof Leim

Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer haben den Progressive Rock miterfunden. Gemeinsam mit Yes definieren sie das Genre und reizen die Grenzen der Musik aus, wo es nur geht. Am 30. Dezember 1978 beschließen die Musiker, getrennte Wege zu gehen. Das liegt unter anderem am Album Love Beach, bei dem das Trio völlig den Faden verliert.

Hier könnt ihr euch Love Beach anhören:

Den Grundstein für die Gründung der Supergroup legt Keyboarder Keith Emerson schon 1969. Als seine Band The Nice eine Show mit King Crimson spielt, plaudert er mit deren Bassist Greg Lake darüber, ein gemeinsames Projekt auf die Beine zu stellen. Als King Crimson Stück für Stück zerfallen, erinnert Lake sich an die Unterhaltung und nimmt 1970 Kontakt zu Emerson auf. Als der erst 20 Jahre alte Drummer Carl Palmer, vorher bei The Crazy World Of Arthur Brown und Atomic Rooster, dazustößt, markiert das den Beginn des Prog Rock-Trios Emerson, Lake & Palmer.

Gewaltiger Einstand

August 1970 spielt das Trio die erste gemeinsame Show in Plymouth. Schon während der Anfangszeit findet einer der größten Auftritte der Bandgeschichte statt: Ohne ein fertiges Album im Rücken spielen die drei Musiker auf dem Isle Of Wight Festival vor mehr als einer halben Million Zuschauer und werden über Nacht berühmt. Mit Emerson, Lake & Palmer (1970), Tarkus (1971), Pictures At An Exhibition (1971), Trilogy (1972) und Brain Salad Surgery (1973) veröffentlicht veröffentlicht die Gruppe ein legendäres Album nach dem anderen.

Mehr Freiheiten

Nach einigen Jahren des gemeinsamen Musizierens ist die Luft im Proberaum weggeatmet, und die drei Künstler sehnen sich danach, außerhalb des Bandgefüges aktiv zu werden. Weil sie allerdings mitbekommen haben, welch krachende Flops die Solowerke anderer Leute aus bekannten Gruppen hingelegt haben, entscheiden sie sich dafür, zu dritt weiterzumachen, sich aber trotzdem Freiheiten zu nehmen. Das Ergebnis erscheint im März 1977. Works, Vol. 1 besteht aus insgesamt vier Teilen: eine Schallplattenseite für jedes der drei Bandmitglieder sowie eine gemeinsame. Das Album kommt weder bei den Fans noch bei der Kritik allzu gut an und hinterlässt tiefe Schnitte im Bandgefüge.

Die Kreativität fehlt

Nicht nur, dass zu jener Zeit die kreative Richtung der Gruppe fehlt; mit Punk und Disco erobern auch noch zwei Musikrichtungen die Welt, die so gar nicht zu den opulenten Kompositionen von Emerson, Lake & Palmer passen wollen. Das nächste Album Love Beach (1978) bezeichnet sogar die Gruppe selbst als minderwertig. Die Musiker sind fertig miteinander, muss aber den Plattenvertrag erfüllen und eine letzte Aufnahme abliefern. „Das Album entstand unter Zwang“, gibt Greg Lake 1986 in einem Interview zu Protokoll. „Eigentlich wollten wir eine Pause einlegen. Während wir die Platte eingespielt haben, wurde uns erst recht klar, dass wir aufhören müssen. Und genau das ist dann auch passiert.“

Schon das Cover von Love Beach lässt erahnen, dass es sich um kein typisches ELP-Album handelt: Es zeigt die Musiker brustbehaart am Strand stehend, Zahnpasta-Lächeln inklusive. Dazu fallen die Songs kurz und vergleichsweise einfach aus. Das hätte man von den Bee Gees erwartet, aber nicht von Emerson, Lake & Palmer. Die Luft ist definitiv raus.

Neue Wege

Nach der Trennung startet Lake eine Solokarriere, Emerson schreibt Soundtracks für Filme und geht ebenfalls Soloprojekte an. Schlagzeuger Palmer hingegen sucht sich einen neuen Arbeitgeber und tritt der Supergroup Asia bei. Mitte der Achtziger kommt es zu einer kurzen Reunion, allerdings ohne Palmer. Stattdessen rekrutieren Emerson und Lake den Ausnahmetrommler Cozy Powell und rufen Emerson, Lake & Powell ins Leben. Die Gruppe veröffentlicht ein Album und spielt eine Tour.

Wiedervereinigung

Zu einer vollständigen Wiedervereinigung kommt es erst 1991. Die Urbesetzung spielt Black Moon ein, zahlreiche Konzerte folgen. 1994 legt das Trio noch einmal nach und veröffentlicht In The Hot Seat. Die gemeinsame Zeit bleibt unbeständig. Zwar spielen die Musiker viele Shows, gehen aber auch immer wieder getrennte Wege und widmen sich anderen Projekten. Im März 2016 nimmt sich Keith Emerson das Leben, neun Monate später erliegt Greg Lake einem Krebsleiden. Carl Palmer trommelt bis heute für Asia. Aus der Rockgeschichte sind Emerson, Lake & Palmer nicht wegzudenken und ebnen gemeinsam mit Yes all jenen Genres den Weg, die das Attribut „progressiv“ im Namen tragen.

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