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Popkultur

Zeitsprung: Am 31.10.1983 startet Brian Mays „Star Fleet Project“ mit Eddie Van Halen.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.10.1983.

von Timon Menge und Christof Leim

Anfang der Achtziger kennt die Weltraumfaszination keine Grenzen: Im Kino läuft bereits die (damals) dritte Episode der Star Wars-Filmreihe, und auch im Star Trek-Universum werden fleißig Blockbuster produziert. Als er über die japanische TV-Serie X Bomber (in England: Star Fleet) stolpert, greift Rockstar und Astrophysiker Brian May von Queen diese Begeisterung gerne auf und ruft das Star Fleet Project ins Leben — mit niemand Geringerem als Eddie Van Halen.



Eigentlich sollte das Star Fleet Project gar nicht veröffentlicht werden: „Ich hätte diese Aufnahmen in einer Schublade verschwinden lassen können, um sie als Zeugnis einer meiner schönsten Erfahrungen zu behalten“, erklärt May gegenüber dem Van Halen News Desk. Glücklicherweise ändert der Gitarrist seine Meinung und veröffentlicht Ende Oktober 1983 drei Songs unter dem Bandnamen Brian May + Friends. (Das genaue Veröffentlichungsdatum lässt sich gar nicht mehr ermitteln; die wenigen Quellen, die sich festlegen, nennen den 31. Oktober.) Dieses Minialbum markiert nicht nur eine der wenigen Nebentätigkeiten von Eddie Van Halen, sondern auch das Zusammentreffen einer All-Star-Gruppe: Neben den legendären Saitenkünstlern spielen auch Schlagzeuger Alan Gratzer (REO Speedwagon), Keyboarder Fred Mandel (Alice Cooper, Pink Floyd) und Bassist Phil Chen (Jeff Beck, Rod Stewart) auf der Platte. Queen-Kollege Roger Taylor singt Backing-Vocals.

Wäre fast in Brian Mays Schublade geblieben: Das „Star Fleet Project“

Ebenfalls veröffentlichungswert: die Liner-Notes von May. So hat sich das Online-Portal Van Halen News Desk die Mühe gemacht, die Anmerkungen des britischen Musikers im World Wide Web zu konservieren und dazu eine coole Fotogalerie veröffentlicht. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen stellt Brian May klar: „Stopp! Was du gerade in Händen hältst, ist kein normales Album. Es ist kein Album, das von einer gut organisierten Band sorgfältig zusammengestellt wurde, um den Hörern ein ausgewogenes und gebügeltes Hörerlebnis zu bieten. Es ist kein Queen-Album, kein Brian May-Soloalbum. Es ist die Aufnahme eines einmaligen Ereignisses.“



Das Star Fleet Project entsteht innerhalb von zwei Tagen: „Am 21. und am 22. April 1983 haben wir zum ersten Mal zusammen gespielt — fünf Musiker mit unterschiedlicher Vorgeschichte, die sich vorher nur als Freunde kannten.“ Auf die Frage, ob es noch unveröffentlichte Aufnahmen gebe, antwortet er dem Magazin Ultimate Classic Rock: „Die Zeit war großartig, aber mehr Material gibt es nicht. Was man hört, ist alles, was wir aufgenommen haben.“ Zu den drei Tracks gehören die Interpretation des Star Fleet-Themas sowie eine alte May-Komposition namens Let Me Out, bei der Eddie Van Halen laut May seine hohe e-Saite „bis zu ihrem hörbaren Tod quält“. Davon lässt sich ein Gitarrengott natürlich nicht aufhalten: Eddie spielt einfach mit fünf Saiten weiter. Zu guter Letzt erweisen beide Herren in der zwölfminütigen Jamsession Blues Breaker ihrem gemeinsamen Helden Eric Clapton die Ehre.



May erklärt auch, was es mit der Serie auf sich hat, die er als „großartige Science Fiction-Sendung für alle Altersklassen“ bezeichnet: „Die Optik mutet japanisch an, der englische Soundtrack stammt von dem Briten Paul Bliss. Die Helden fliegen Raumschiffe, die sich in gigantische Kampfroboter verwandeln können, die Außerirdischen fliegen fantastische insektenartige Gefährte, die kleinere Kampfmaschinen ausspucken. Gekämpft wird um das Geheimnis von F Zero One. Als mein kleiner Sohn mir die Serie gezeigt hat, war ich sofort begeistert. So kam die Idee auf, die Titelmelodie in einer Hard Rock-Variante zu spielen.“



Ein paar Monate nach dieser ersten Begegnung befindet sich Brian May in Los Angeles, hat wenig zu tun –  und bemerkt, dass vier Musiker, mit denen er schon lange mal zusammenarbeiten will, nur ein Ortsgespräch entfernt wohnen. „Zu meiner großen Überraschung gefiel allen die Idee, also habe ich meinen Mut zusammengenommen und ein Studio für uns gebucht. Niemand von uns hatte zuvor etwas Vergleichbares gemacht. Es gab keine Plattenfirma, keine Veröffentlichungspläne, kein Netz und keinen doppelten Boden, nur die Musiker. Einfach zum Spaß.“



Ein Spaß, den man der Veröffentlichung zweifelsfrei anhört, und der ihren Reiz ausmacht. Ob spontane Jams, Nervosität oder reißende Gitarrensaiten: Das Star Fleet Project klingt herrlich unschuldig, allerdings auch ein wenig chaotisch. „Wir waren voll bei der Sache und standen unter Spannung“, berichtet May. „Das hört man auch, denke ich. Wir kannten uns nicht als Musiker, die Situation war regelrecht elektrisch aufgeladen. Wir haben uns nur angesehen und gefragt, was zur Hölle als nächstes passiert.“ Als die Aufnahmen im Kasten sind, beschließt der Chef, nicht mehr allzu viel daran zu schrauben. „Wenn man gut aufpasst, kann man uns reden hören. Es gibt auch Stellen, an denen wir uns verspielen. Ich glaube nicht, dass das stört, also haben wir sie drin gelassen und lieber die Originalität beibehalten.“

Zeitsprung: Ab 23.8.2007 erhält Brian May von Queen einen Doktortitel in Astrophysik.

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