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Popkultur

Zeitsprung: Am 8.3.1994 erscheint „Superunknown“ von Soundgarden.

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Soundgarden
Foto: Koh Hasebe/Shinko Music/Getty Images

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 8.3.1994.

von Timon Menge und Christof Leim

Als Soundgarden im März 1994 ihr viertes Album veröffentlichen, liegt der Siegeszug des Grunge bereits ein paar Jahre zurück. Gruppen wie Nirvana, Alice In Chains und Pearl Jam haben das Genre zu Beginn der Neunziger definiert, Alben wie Nevermind, Ten oder Dirt scheinen keine Nachfolger zuzulassen — bis Superunknown erscheint.

Die Aufnahmen zu Superunknown beginnen gleich nach der Tour zum Vorgängeralbum Badmotorfinger. Im Juli 1993 geht es los, Soundgarden mieten sich im Bad Animals Studio in ihrer Heimatstadt ein. Sänger Chris Cornell kommentiert die Wahl folgendermaßen: „Wir hatten nie ein ordentliches Studio in Seattle. Jetzt gibt es eins, also benutzen wir es.“ Die Musiker nehmen die neuen Möglichkeiten zum Anlass, sich kräftig auszutoben. Ob abgefahrene Schlagzeug- oder Gitarrensounds oder großzügig übereinander geschichtete Spuren: Soundgarden gehen weiter als zuvor, Produzent Michael Beinhorn unterstützt sie tatkräftig. Immer wieder versucht er, ungewohnte Einflüsse miteinander zu verknüpfen. So verdonnert er Sänger Cornell zum Beispiel dazu, sich vor der Aufnahme des Songs Black Hole Sun Stücke von Frank Sinatra anzuhören.

Die Gruppe experimentiert mit asiatischen Einflüssen und begibt sich auf die Suche nach den Wurzeln der Rockmusik – und landet natürlich auch bei den Beatles. Der Zeitschrift Guitar World erzählt Gitarrist Kim Thayil: „Wir haben tief in das Innerste unserer Seelen geblickt, und da saß ein kleiner Ringo. Klar, man erzählt lieber von John Lennon oder George Harrison; aber wenn man Soundgarden durchleuchtet, findet man einen kleinen Ringo, der raus möchte.“

Auf Superunknown streift das Quartett viele Spielarten der Krachmusik und verbindet sie, ob Grunge, Psychedelic Rock, Hard Rock oder gar Stoner Rock. Letzteres erreichen die Musiker vor allem dadurch, dass sie ihre Gitarren deutlich tiefer stimmen als üblich. Produzent Beinhorn greift zu noch extremeren Mitteln. So bedient er sich an europäischer Elektromusik und dem niederländischen Genre Gabber. (Zur Erklärung: Wenn man mit dem Auto an der Ampel steht und die Erde plötzlich monoton wummernd bebt, handelt es sich mitunter um einen Gabber-Fan im Nebenwagen. Anders formuliert: Techno noch härter.)

Die Texte auf Superunknown drehen sich um düstere Themen wie Drogenmissbrauch, Suizid, Depressionen; immer wieder werden Grundideen wie Rache, Hinrichtung, Angst, Verlust und Tod aufgegriffen. Bei Spoonman handelt es sich um ein Gemeinschaftskunstwerk, für das Soundgarden nicht nur auf einen Songtitel von Pearl Jam-Bassist Jeff Ament zurückgreifen, sondern auch den Straßenkünstler Artis The Spoonman aus Seattle an Bord holen. Laut Frontmann Chris Cornell thematisiert das Lied die Diskrepanz zwischen Artis’ tatsächlicher Persönlichkeit und den Eigenschaften, die andere Menschen in ihm sehen.

Als Superunknown am 8. März 1994 erscheint, erreicht das Album aus dem Stand Platz eins der Billboard-Charts, in Deutschland Rang 13. Satte fünf Singles werden ausgekoppelt. Sowohl die Fans als auch die Presse überhäufen die Platte mit Lob, die sich weltweit etliche Millionen Mal verkauft. Der Rolling Stone vergleicht das Werk mit Nirvana: „Superunknown zeigt grausamere Darstellungen der Entfremdung und Verzweiflung als alles, was auf In Utero zu finden ist.“ Jon Pareles von der New York Times stellt fest: „Superunknown vergrößert das Publikum von Soundgarden, indem es die Heavy Metal-Barrieren einreißt, denen sich die Band bis dato noch gefügt hat.“ Bis heute gilt das Album nicht nur als Durchbruch, sondern auch als wichtigste Veröffentlichung von Soundgarden.

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