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Popkultur

Zeitsprung: Am 15.4.1974 erscheint „Second Helping“ von Lynyrd Skynyrd.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.4.1974.

von Timon Menge und Christof Leim

Mit Pronounced ‘Lĕh-‘nérd ‚Skin-‚nérd legen Lynyrd Skynyrd im Sommer 1973 ein ungewöhnlich erfolgreiches Debüt vor. Am 15. April 1974 veröffentlichen die Südstaatenrocker mit Second Helping gleich noch einen Meilenstein. So enthält die Scheibe unter anderem den mit Abstand größten Hit der Gruppe: Sweet Home Alabama.


Hört hier in Second Helping rein:

Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.

Für ihr zweites Album arbeiten Lynyrd Skynyrd erneut mit Produzent Al Kooper von Blood, Sweat & Tears, der die Musiker 1972 bei einer Show in Atlanta entdeckt hatte. „Sie sind authentisch“, schwärmt Kooper 1974 in einem Disc And Music Echo-Interview. „Die Rolling Stones können auf der Bühne herumtanzen und versuchen, den Südstaatendialekt zu imitieren, aber diese Jungs sind echt. Sie wohnen in den Sümpfen Floridas. In ihrer Freizeit jagen sie Alligatoren und angeln Katzenfische.“

Das Second Helping-Line-Up von links nach rechts: Ed King (Gitarre), Leon Wilkeson (Bass), Allen Collins (Gitarre), Bob Burns (Schlagzeug), Gary Rossington (Gitarre), Ronnie Van Zant (Gesang) und Billy Powell (Keyboard)

Direkt nach der Veröffentlichung von Pronounced ‘Lĕh-‘nérd ‚Skin-‚nérd kann Kooper die Gruppe im Vorprogramm von The Who platzieren. Lynyrd Skynyrd und ihr  Frontmann Ronnie Van Zant geben jeden Abend eine halbe Stunde lang Vollgas und erspielen sich schnell ein eigenes Publikum. „Vorher sind wir in Clubs und Kneipen aufgetreten“, erklärt Gitarrist Gary Rossington gegenüber Uncut. „Plötzlich standen wir in Stadien vor 30.000 Zuschauern. Wir haben jeden Abend Whiskey getrunken, weil wir so nervös waren.“



Mit dem gewaltigen Schritt aus der Komfortzone ebnen die Musiker aus den Südstaaten den Weg für ihr zweites Album Second Helping, das am 15. April 1974 erscheint. Die Platte katapultiert die Südstaatler endgültig in die öffentliche Wahrnehmung, nicht zuletzt dank eines Hits, der auch heute noch rauf und runter läuft: Sweet Home Alabama. Inhaltlich stellt der Song eine Antwort auf Southern Man und Alabama von Neil Young dar, die sich mit den Themen Rassismus und Sklaverei beschäftigen. Young nimmt den Affront sportlich und schreibt in seiner Autobiografie von 2012 sogar: „Alabama hat den den großartigen Seitenhieb von Lynyrd Skynyrd verdient. Wenn ich das Lied heute höre, gefällt mir der Text nicht mehr. Er zeigt mit dem Finger auf andere, ist herablassend, war nicht durchdacht und kann leicht missverstanden werden.“ Sweet Home Alabama landet aus dem Stand in der Top Ten und sorgt dafür, dass Lynyrd Skynyrd in der Heavy Rotation sämtlicher Radiosender landen.



Doch nicht nur Sweet Home Alabama blockiert die Sendeplätze sämtlicher Stationen. Weil die Zuhörer gar nicht genug bekommen können, widmen sich die DJs des Landes nach und nach auch den restlichen Songs der Gruppe. Zunächst spielen sie das  zweite Album in voller Länge. „Früher hat man das noch gemacht“, erinnert sich der aktuelle Frontmann Johnny Van Zant 2012 in einem Gespräch mit Ultimate Classic Rock. So enthält Second Helping auch den späteren Publikumsliebling Don’t Ask Me No Questions sowie den Grammy-Preisträger Workin’ For MCA. Als das neue Material erschöpft ist, graben die Musikredaktionen sogar das Debüt wieder aus und setzen es ebenfalls auf ihr Programm.



Bis heute zählt Second Helping unter Musikkennern als Leckerbissen — ein Umstand, den Produzent Kooper schon damals erkennt: „Skynyrd behelfen sich nicht mit Tricks. Sie gehen einfach auf die Bühne und spielen besser als die meisten anderen Bands. Das wird oft kritisiert, aber sie nehmen ihre Musik sehr ernst, und das kann nicht falsch sein. Wenn man tolle Songs hören möchte, ist ein Skynyrd-Konzert der richtige Ort — wer eine Show sehen will, sollte zu Hause bleiben.“



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