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Popkultur

Zeitsprung: Am 23.2.1944 kommt Blueslegende Johnny Winter zur Welt.

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Johnny Winter
Foto: Mark Weiss/Promo

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.2.1944.

von Timon Menge und Christof Leim

Johnny Winter gehörte und gehört zu den festen Installationen der Blueswelt. In den Sechzigern schreibt er in Woodstock Musikgeschichte, in den Siebzigern verhilft er Chicago-Legende Muddy Waters zu einem glorreichen Comeback. Zwischendurch veröffentlicht Winter jede Menge Alben für die Ewigkeit und kämpft erfolgreich mit seinen Dämonen. Am 23. Februar hätte er Geburtstag gefeiert.

Hört hier in die besten Songs von Johnny Winter rein:

Los geht es in Beaumont, Texas: Am 23. Februar 1944 erblickt Johnny Winter dort das Licht der Welt, sowohl er als auch sein zwei Jahre jüngerer Bruder Edgar werden mit Albinismus geboren. Die Eltern der beiden legen großen Wert auf musikalische Früherziehung. Bereits in jungen Jahren fallen die Geschwister auf: Johnny spielt zum Beispiel Ukulele in einer Kindersendung, im Alter von 15 Jahren veröffentlicht er mit seiner Band Johnny And The Jammers die Single School Day Blues. Mit 17 steigt er spontan mit B.B. King auf die Bühne, wenig später holt der Sänger Roy Head den Nachwuchsmusiker in seine Band.

Im Jahr 1969 erscheint Winters erstes eigenes Album The Progressive Blues Experiment zunächst auf einem kleinen texanischen Label. Gegen Ende desselben Jahres lädt Blues-Gitarrist Mike Bloomfield ihn zu einem seiner Konzerte und möchte, dass Winter einen Song spielt. Was der nicht weiß: Im Publikum stehen auch Vertreter von Columbia Records. Seine Version des B.B. King-Songs It’s My Own Fault überzeugt die Mitarbeiter der Plattenfirma, so dass Winter wenig später seinen ersten Vertrag unterschreibt und einen Vorschuss von sagenhaften 600.000 US-Dollar erhält.

Sein erstes Columbia-Album nennt Winter schlicht wie sich selbst, es erscheint im Mai 1969. Songs wie Dallas und das B.B. King-Cover Be Careful With A Fool gehören fortan zu seinem Standard-Repertoire. Kurz nach der Veröffentlichung erhält der junge Musiker einen Anruf — aus Woodstock, New York. Wenig später schreibt er auf dem legendären Festival Musikgeschichte und erhält als einer der wenigen Künstler wenigstens einen Bruchteil der versprochenen Gage.

Noch im selben Jahr erscheint Second Winter, auf dem auch Bruder, Keyboarder und Saxophonist Edgar zu hören ist. Als der sich seinen Soloprojekten zuwendet, arbeitet Johnny mit anderen Musikern weiter, zum Beispiel mit Leuten von The McCoys. Da das Line-Up unbeständig bleibt, nennt Winter seine neue Gruppe schlicht Johnny Winter And. Unter dem gleichen Namen erscheint im August 1970 ein Live-Album.

Gemäß dem Zeitgeist und der Schwierigkeiten, die ein Leben auf der Bühne mit sich bringt, entwickelt Winter ein starkes Drogenproblem. Auch unter Depressionen leidet er immer wieder. Seine Heroin- und Alkoholabhängigkeit bremst die Entwicklung der Band, 1973 verliert er seinen Plattenvertrag. Als der Musiker jedoch den Absprung und einen Entzug schafft, setzt er sich als einer der wenigen Künstler öffentlich mit dem Thema auseinander.

Nach seiner Rückkehr widmet sich Winter verstärkt seinen musikalischen Wurzeln. Da kommt eine Anfrage von Muddy Waters gerade recht: Der legendäre Chicago-Blueser möchte, dass Winter sein Comeback-Album Hard Again (1977) produziert. Für Winter, der Waters bereits in jungen Jahren bewundert und seinen Sound studiert wie ein Besessener, geht ein Traum in Erfüllung. Die gemeinsame Arbeit der Musiker (insgesamt vier Alben) wird mit Grammys überhäuft, sowohl Waters als auch Winter erhalten einen dicken Karriereschub. Zwischen den beiden entwickelt sich eine von Respekt geprägte Freundschaft, die bis zu Waters’ Tod im April 1983 andauert.

In den Jahren danach wird es ruhiger, doch Johnny Winter bleibt aktiv: Ganze 19 Alben veröffentlicht er im Lauf seiner Karriere. 2011 erscheint die Cover-Sammlung Roots, für das er Gäste wie Vince Gill, Susan Tedeschi und Derek Trucks einlädt. Mit seiner letzten Veröffentlichung Step Back (2015) setzt er die Arbeit mit anderen Gastkünstlern fort. Unter anderem an Bord: Eric Clapton, Dr. John, Billy Gibbons von ZZ Top, Joe Perry von Aerosmith und Brian Setzer von den Stray Cats. Ein posthumer Grammy setzt der All-Star-Platte die Krone auf.

Johnny Winter und seine geliebte Gibson Firebird bei der Woodstock Reunion 1979 – Pic: Bob Sanderson/Wiki Commons

Immer wieder schleicht sich die Sucht in Winters Leben, wiederholt kämpft er mit Rückfällen. Erst 2011 sickert durch, dass der Musiker den Absprung geschafft hat. Während der letzten Jahre seiner Karriere gelingt es ihm, clean zu bleiben; mit seinen finalen Werken Roots und Step Back tourt er bis zuletzt erfolgreich um die Welt. Stets im Gepäck: seine geliebte Gibson Firebird und das Stück Abflussrohr, das er über 30 Jahre lang als Bottleneck verwendet. Als er am 16. Juli 2014 tot in einem Hotelzimmer in der Schweiz aufgefunden wird, dringt zunächst keine Todesursache an die Öffentlichkeit. Gänzlich geklärt ist der Vorfall bis heute nicht, doch laut Produzent Paul Nelson erlag Winter einem Lungenemphysem in Kombination mit einer Lungenentzündung. Winter war 42 Jahre lang mit Susan Warford Winter verheiratet. Am 23. Februar hätte er Geburtstag gefeiert.

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Zeitsprung: Am 24.11.1993 stirbt Bluesgitarrist Albert Collins.

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