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Popkultur

Zeitsprung: Am 23.3.1989 erscheint „Brain Drain“ von den Ramones.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.3.1989.

von Timon Menge und Christof Leim

Obwohl die Punk-Euphorie spätestens mit Sid Vicious’ Tod gegen Ende der Siebziger wieder abflaut, bleiben die Ramones fleißig. Ganze sieben Alben veröffentlichen die US-Amerikaner im Lauf der Achtziger. Brain Drain markiert für die Gruppe nicht nur das Ende des Jahrzehnts, sondern auch die Wiederkehr von Trommler Marky Ramone sowie den Ausstieg von Hauptsongwriter Dee Dee.


Hört hier in „Brain Drain“ von den Ramones rein:

Klickt auf „Listen“ für den gesamten Soundtrack.

Die Achtziger gestalten sich nicht leicht für die Ramones. Anstrengende Tourneen und Drogenprobleme zerfressen die Gruppe von innen, Punkrock genießt keine große Bedeutung mehr. 1983 wird Schlagzeuger Marky Ramone von seinen Kollegen gefeuert, erst 1987 kehrt er zurück — gerade rechtzeitig, um auf Brain Drain zu trommeln. Hauptsongschreiber und Bassist Dee Dee hingegen steigt im Rahmen der Sessions aus.

Stehen in den Achtzigern auf wackligen Beinen: die Ramones

„Die Aufnahmen zu Brain Drain waren hart, weil zu der Zeit jeder seine Scheiße über mir ausgeschüttet hat“, berichtet Dee Dee in seiner Autobiografie Lobotomy: Surviving The Ramones. „Es graute mir davor, in der Nähe der anderen zu sein und wir entfernten uns voneinander. Letztendlich habe ich das Album noch nicht einmal eingespielt. Jeder in der Band hatte Probleme, ob mit der Freundin, auf finanzieller Ebene oder psychisch.“



Der Bassist quittiert seinen Dienst, die tiefen Töne für Brain Drain spielen Sessionmusiker Daniel Rey und Andy Shernoff von The Dictators ein. Nach seinem Ausstieg schlägt Dee Dee neue Wege ein und verwandelt sich kurzzeitig zum Rapper. Wer reinhören möchte: Hut ab, dazu gehört Mut. Glücklicherweise findet der Ausflug in fremde Gefilde ein schnelles Ende, später kehrt er als Songwriter und Studiosänger zu den Ramones zurück, in Teilzeit quasi.

Inhaltlich zeichnet sich Brain Drain durch seine große stilistische Vielfalt aus. Songs wie I Believe In Miracles oder Merry Christmas (I Don’t Want To Fight Tonight) beleuchten die positiven Seiten des Lebens. Dazwischen finden sich Ramones-typische Punkrocker wie Zero Zero UFO, All Screwed Up und Ignorance Is Bliss. Qualitativ stechen vor allem Stücke wie Don’t Bust My Chops, Punishment Fits The Crime und Can’t Get You Out Of My Mind hervor.



Pet Sematary markiert einen der melodischsten Songs der Ramones und funktioniert besonders gut. Dabei hilft möglicherweise Horrorpapst Stephen King, seines Zeichens riesiger Fan der Punkrocker. Für den Film zu seinem Roman Friedhof der Kuscheltiere bestellt er bei seinen Lieblingen ein Lied, das von der Präsenz im Mainstream kräftig profitiert. Auf die Verkaufszahlen von Brain Drain nimmt der Erfolg der Single allerdings keinen allzu großen Einfluss.

Punkrock für den Meister des Horrors: Pet Sematary schreiben die Ramones für niemand geringeren als Stephen King

Zeitsprung: Am 16.9.2005 eröffnet in Berlin das weltweit erste & einzige Ramones-Museum.

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