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Popkultur

Zeitsprung: Am 31.3.1944 kommt Mick Ralphs zur Welt (Bad Company, Mott The Hoople).

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Titelfoto: Jim Summaria/Wiki Commons

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 31.3.1944.

von Timon Menge und Christof Leim

Nicht selten beginnt die Geschichte großer Instrumentalisten mit einer umfangreichen musikalischen Früherziehung. Auf Mick Ralphs von Mott The Hoople und Bad Company trifft das nicht zu: Erst im Alter von 18 Jahren entdeckt der Engländer seine Begeisterung für die sechssaitige Welt — und schreibt mit gleich zwei Gruppen Rockgeschichte. Am 31. März feiert er Geburtstag.


Hört hier in Take This von Mick Ralphs rein:

Klickt auf „Listen“ für das gesamte Album.

Michael Geoffrey Ralphs’ Reise beginnt am 31. März 1944 in Herefordshire (England). Zunächst spielt die Musik in seinem Leben keine allzu große Rolle, zumindest nicht als aktiver Instrumentalist. Erst im Erwachsenenalter greift er zur Gitarre und orientiert sich an klassischen Rock’n’Rollern wie Chuck BerryBuddy Holly oder Eddie Cochran. Schnell gründet er Bands, die The Mighty Atom Dance Band und The Melody Makers heißen. 1964 heuert er bei den Buddies an, mit denen er seine erste Studioaufnahme It’s Goodbye veröffentlicht.

Nach einer zwischenzeitlichen Umbenennung zu The Doc Thomas Group (1966) und später zu Silence (1968) geben sich die Buddies 1969 den Namen Mott The Hoople. Das Line-Up zur Gründung: Mick Ralphs an der Gitarre, Dale Griffin am Schlagzeug, Peter Overend Watts am Bass, Ian Hunter am Gesang und Verden Allen an der Orgel. In den folgenden fünf Jahren räumen die „Motts“ alles ab, vor allem nach dem Wechsel zu einer größeren Plattenfirma.

Ebnen unter anderem dem Punk den Weg: Mott The Hoople

Ralphs trägt zu den größten Songs der Gruppe bei, ob Rock And Roll Queen, Half Moon Bay, Drivin’ Sister oder Thunderbuck Ram. Gemeinsam veröffentlichen die Musiker unsterbliche Alben wie All The Young Dudes (1972) sowie Mott (1973) und ebnen unter anderem dem Punk den Weg. Die Zukunft der Band scheint rosig, doch während der Nordamerika-Tour im August 1973 steigt Ralphs aus und gründet Bad Company — gemeinsam mit dem Free-Sänger Paul Rodgers, der Jahrzehnte später die übermenschliche Herausforderung annimmt, in Freddie Mercurys Fußstapfen bei Queen zu treten. Die beiden hatten sich bereits 1971 kennengelernt, als Mott The Hoople mit Rodgers’ Band Peace durch Großbritannien tourten.

„Als Mott mit Peace unterwegs waren, konnte ich kaum glauben, dass ein Musiker von Rodgers’ Kaliber uns unterstützt, auch wenn seine damalige Band sonst nicht so toll war“, erzählt Ralphs auf seiner Website. „Wir alle haben ihn geliebt und bekamen ihn eines Nachts dazu, bei uns auf der Bühne zu singen. Backstage erzählte ich ihm dann, dass ich einige Songs in petto habe, die ich mit Mott nicht aufnehmen werde, und fragte ihn, ob er das mit mir machen möchte. Ich spielte ihm Ready For Love und Moving On vor, er mochte beide Stücke. Eigentlich wollten wir nur ein bisschen was aufnehmen, doch als wir dann loslegten, war schnell klar, dass wir weitermachen wollten.“

Weil Ralphs seine Bandkollegen nicht vor den Kopf stoßen möchte, hält er Rodgers ein wenig hin. Im August 1973 verkündet die Musikpresse dann: „Ralphs verlässt Hoople“. Bad Company sind geboren. In Nordamerika kommt die Gruppe auf dem gleichen Label unter wie Led Zeppelin. Der Geschäftsführer: niemand geringeres als Manager-Ikone Peter Grant. „Er war toll und ein großer Einfluss“, schwärmt Ralphs. „Wenn wir ihn nicht gehabt hätten, wären Bad Company niemals so groß geworden.“

Im März 1974 spielt die Gruppe ihren ersten Auftritt, wenig später erscheint das gleichnamige Debüt und steigt gleich auf Platz eins der US-Charts ein. In der britischen Heimat reicht es „nur“ zu Platz drei. Die Scheibe enthält unsterbliche Rockklassiker wie Ready For Love, Moving On und natürlich die Top-Fünf-Single Can’t Get Enough, die noch heute auf jeder ernstzunehmenden Classic-Rock-Compilation zu finden ist. Über acht Jahre hinweg veröffentlichen Bad Company fünf weitere Studioalben. 1983 folgt die offizielle Auflösung, Rodgers schlägt mit The Firm neue Wege ein.

Durchleben eine kurze aber heftige Erfolgsgeschichte, nicht zuletzt dank Led-Zeppelin-Manager Peter Grant: Bad Company

Von da an bleibt die Geschichte von Mick Ralphs und Bad Company wechselhaft. Zwar beleben Schlagzeuger Simon Kirke und Ralphs die Gruppe 1986 wieder, doch ihren alten Namen wählen die Musiker nur, weil man ihnen einen lukrativen Plattenvertrag vor die Nase hält. Bis 1996 erscheinen sechs weitere Alben, von denen keines an den Erfolg der ersten Platten anknüpfen kann. 1998 kehrt auch Rodgers zu der Band zurück, seit 2002 sind Bad Company offiziell wieder aktiv — wenn auch nur live.

Immer wieder unternimmt Ralphs Soloausflüge, erstmals 1984 als Bad Company gerade eine Pause einlegen. Sein Debüt Take This bleibt aber weitgehend unbeachtet, nicht zuletzt deshalb, weil keine Singles ausgekoppelt werden und die Platte auch sonst kaum beworben wird. „Ich habe es sehr genossen, ein Soloalbum aufzunehmen“, berichtet Ralphs auf seiner Website. „Aber das Publikum wollte bloß Bad Company, ein Album von Mick Ralphs war nicht gefragt. Das hätte ich mir denken können.“ 2001 erscheint mit It’ All Good ein zweites Solowerk, 2003 mit That’s Life ein drittes. 2011 gründet der Gitarrist die Mick Ralphs Blues Band — laut eigenen Aussagen, um seine Wurzeln zu erforschen.

Heute lebt Ralphs in Oxfordshire, genau wie David Gilmour von Pink Floyd. „Er ist ein toller Mensch und vielleicht einer meiner besten Freunde. 1984 waren wir gemeinsam unterwegs, das war eine tolle Zeit. Er sah mich meine Soloprojekte angehen und sagte: ‚Mick, du verschwendest deine Energie. Komm mit mir auf Tour und spare etwas Geld.‘ Ich habe auch mit einem anderen Nachbarn zusammengearbeitet: George Harrison. Ich besuchte ihn zu Hause und habe mit ihm gejammt, genau wie mit Jon Lord. Gemeinsam schrieben Harrison und ich den Song Flying Hour. Er veröffentlichte ihn und gab mir den Credit, was ich sehr großzügig von ihm fand.“

Mick Ralphs gehört als Gitarrist vielleicht nicht unbedingt in die erste Reihe der Helden der Sechssaitigen, doch sein Einfluss bleibt bis heute unvergessen. Die Krux mag in seinem Fall sein, dass sein Gitarrenspiel vor allem auf der Bühne gut funktioniert, weniger im Studio. So bescheinigt Bassist Pete Watts seinem alten Kollegen: „In der Retrospektive gefällt mir sein Live-Spiel deutlich besser als all seine Studioaufnahmen. Es war fieser und roher. Er ist ein ganz besonderer Gitarrist.“

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