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Popkultur

The Beatles Eight Days A Week

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Bob Lefsetz ist in den USA ein berühmter Analyst und Kritiker der Musikindustrie – seine Stimme hat Gewicht: Seinem Blog und seinem legendären Newsletter folgen zigtausende Menschen. Als einer der ersten hatte er die Möglichkeit den neuen Beatles Film ‘Eight Days A Week’ – der diesen Freitag, 16.09.2016, in die Kinos kommt, vorab zu sehen. Wie immer hat er eine starke, eigene Meinung dazu. Hier ist was Bob Lefsetz zu dem Film denkt:

Jeder Künstler sollte diesen Film sehen. Er könnte die Beatlemania noch einmal neu entfachen. Aber was einen wirklich packt, ist die schleichende Veränderung. Vier Typen ohne Perspektive, denen nur noch der Glaube an sich selbst blieb, werden zu desillusionierten jungen Männern, die das gewisse Etwas einfach verloren haben.


 

So sieht es nämlich aus. Sie sind in Deutschland, spielen acht Stunden am Tag und verlieren die Zuversicht. Das sagen sie einem nicht: Die Straße zum Erfolg hat nicht nur Schlaglöcher, sondern auch gefühlte Sackgassen. Jeder, der behauptet, er habe keinen Zweifel an seinem Weg zum Erfolg, ist ein Lügner. Aber John erzählte den anderen Jungs, die dicht an dicht in einem winzigen Zimmer mit einem Klo auf dem Flur hausten, dass sie die Könige der Welt sein würden. Und so marschieren sie weiter. Bis zu dem Punkt, als Brian Epstein auf sie aufmerksam wird und die Zügel in die Hand nimmt.


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 Jede großartige Band hat einen großartigen Manager. Jemand, der mehr als nur ein Wegbereiter ist. Jemand mit einer Vision. Es wurde viel darüber geschrieben, dass Brian schlechte Deals abschloss, aber wenigstens bekam er überhaupt Deals für die Band. Ohne ihn wären sie völlig unbemerkt wieder in der Versenkung verschwunden und hätten wahrscheinlich als Illustratoren oder Fließbandarbeiter ein Ende genommen und sich nach der Arbeit im Pub über ihre verrückte Jugendzeit kaputtgelacht. Brian Epstein hatte Vertrauen. Genauso wie George Martin. Und ab da ging es steil bergauf. Und wir waren dabei.

Und es war eine fantastische Reise. Stell Dir vor, Du sitzt zu Hause und denkst an nichts Besonderes, und plötzlich kommen diese herrlichen Klänge aus dem Radio, die Dich nicht nur aufwecken, sondern Dein ganzes Leben verändern. Das waren die Beatles: Eine Schneise geschlagen abseits der ausgetretenen Pfade. Und wir nahmen sie dankbar an – eine Reise, die wir nie auch nur für einen Moment bereuten und die uns glücklich machte.


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Und sie hielten durch. Alle dachten, es wäre nur eine kurzlebige Geschichte. Darum musste “A Hard Day’s Night” so schnell wie möglich veröffentlicht werden, bevor alles wieder vorbei war. Die alten Herren hatten kein Vertrauen. Sie hatten das alles schon mal erlebt. Und was die Jungs anging – die waren völlig planlos und marschierten weiter, Tag für Tag ohne Luft zu holen, versuchten sie einfach durchzuhalten.

 Und ihre Konzerte waren elektrisierend. Ab dem Punkt wo man, wenn man kein Ticket hatte, auch unter Garantie nicht reinkam, wollte man unbedingt rein. Dorthin, wo man zwar nichts hören konnte, aber man konnte fühlen, und Gefühl ist alles. Sie kletterten die Leiter nach oben, sie wollten den Messingring. Und dann wurde es bedeutungslos. Im Leben geht es darum, das zu tun, worin man gut ist, und zwar ohne aufzuhören, bis man stirbt oder in Rente geht. Aber das gilt nicht für Künstler. Ein Künstler fordert nicht nur sich selbst, sondern auch das Publikum. Er (oder sie!) hört auf seinen Bauch. Wenn man auf Nummer sicher geht, stirbt man innerlich. Geld war wichtig. Noch wichtiger aber war es für die Band, ihren Wert unter Beweis zu stellen und die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Sie testeten ihre Grenzen aus und wir waren hautnah dabei. “I Want To Hold Your Hand” war völlig anders als alles, was sonst im Radio lief. Wir fackelten nicht lange und gingen mit an Bord. Auf “Rubber Soul” befand sich keine einzige Single. Das Album wurde erst ausgebuht, dann  angenommen, und heute ist es immer noch da.


Schaut euch hier den offiziellen Trailer zum Film an:


 

Und “Sgt. Pepper” kletterte in schwindelerregende Höhen. Das war komplett unerwartet. Und wir waren komplett unvorbereitet. Aber die Vier gingen voran und wir folgten ihnen. Wir wären den Beatles überallhin gefolgt. Aber 1966 wollten sie eigentlich nur noch nach Hause und ins Studio. Liveauftritte hatten ihren Zauber verloren. Da ging es nur noch um Kohle. Es ging nicht mehr um die Musik, sondern um die Beatles selbst, und das reichte ihnen nicht. Sie waren aufsässig. Sie gaben den Journalisten nicht, was diese immer wollten.

Sie rauchten. Wenn Paul bei George nach Feuer sucht, während John mit einem Journalisten spricht, dann freut man sich einfach, an diesem intimen Moment teilhaben zu dürfen – hier albern nicht irgendwelche Stars für die Kamera rum; hier leben normale Menschen ihr Leben, so wie Du und ich. Aber das waren sie nicht. Aber sie waren Teil unseres Lebens. Wer damals nicht dabei war, kann nicht verstehen, wie wichtig die Alben der Beatles waren. Das Geld saß nicht so locker. Man selbst oder die Eltern kauften eine  LP und man spielte sie ohne Unterlass, bis die Rillen grau waren, bis man jeden Anschlag auswendig kannte. Und wenn man dann die ganze Geschichte in bewegten Bildern sieht… Es geht um die Musik. Aber Bilder vermitteln eine Botschaft noch eindringlicher, wenn man eine Geschichte erzählt.


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 Die Beatlemania hat wirklich stattgefunden. Götter wandelten auf der Erde. Sie wurden vom System genährt und breiteten dann ihre Flügel aus und hoben ab. Sie bekamen mehr Aufmerksamkeit als Jesus. Ganz recht. Johns Bemerkung hat vielleicht die Kleinkarierten erbost, aber nicht die, die wirklich glaubten. Und sie hatten Angst, vor Vergeltung, vor Gewalt, weil…

Das hatte vorher noch niemand gemacht. Nicht in dieser Größenordnung, nicht auf diese Art. Sie improvisierten bei jedem neuen Schritt, waren aber zu beschäftigt, um irgendetwas zu hinterfragen. So folgten sie nur ihrem Instinkt. Aber sie wuchsen und entwickelten sich. Von Jugendliebe zu erwachsener Nachdenklichkeit. Und sie nahmen uns mit.



Das ist nicht “Behind The Music” auf VH1. Es ist auch keine sich über mehrere Tage ziehende Beatles-Extravaganza im Fernsehen von vor 20 Jahren. Nein, das ist die Stimmgabel, die erklingt und den richtigen Ton findet. Zu viele der Laberköpfe sind überflüssig. Nur weil Du jetzt berühmt bist, muss uns nicht interessieren, was Du damals dachtest. Die Beatles waren für jeden, sie gehörten uns genauso wie Euch. Aber wenn Whoopi Goldberg erzählt, dass sie ein Fan und im Shea Stadium dabei war, dann registriert man mit Staunen, dass die vier Liverpooler Jungs die Rassengrenze durchbrochen hatten.

Macht doch Zuckerguss drauf, stellt sie aus, als Teil eines Kuriositätenkabinetts. Aber das wäre falsch. Das ist die Geschichte meiner Generation. Sie handelt davon, dass man alles sein kann, was man sein möchte, dass man an seine Grenzen geht. Dass man es nicht für Geld tut, sondern für die schiere Freude und Erfüllung. Ihr werdet die Lieder mitsingen. Ihr werdet Euch wie ein Voyeur fühlen und Material sehen, von dessen Existenz Ihr nicht die geringste Ahnung hattet. Aber vor allem wird es Euch inspirieren. Zu tun, was nötig ist. Es richtig zu machen. Zu tun, was Euer Herz Euch sagt. Die Grenzen auszutesten. Das ist die Lektion der Beatles. Und wir lernen sie immer noch.


Wir haben noch ein wunderschönes Gewinnspiel für euch. Wir verlosen 2×2 Karten für ein Live Kino Erlebnis am 27.09.16 in der Essener Gruga Halle.

Alles weitere erfahrt ihr hier in unserem Facebook Post:


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