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Popkultur

5 Wahrheiten über Kurt Cobain

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Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen der Musikwelt… Einfach weil wir es können bzw. einfach weil es so viel mehr Vorurteile gibt  als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder einen Künstler und schauen wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind. Zieht eure kugelsicheren Westen an, der Beschuss mit gängigen Klischees erfolgt diesmal zu einer Künstler, der das Genre des Grunge maßgeblich mit geprägt hat: Kurt Cobain!


Hört euch hier einen Vorgeschmack unserer Playlist zum Artikel an, zur ganzen kommt ihr über den “Listen”-Button:


Kurt Cobain war mit Sicherheit keine einfache Person, aber zweifelsohne ein Über-Musiker. Mit seinen destruktiven Texten, seiner Attitüde und seinem mehr als exzentrischem Leben wurde er zum Märtyrer einer ganzen Generation. Schon im Alter von 14 Jahren soll er zu einem Schulfreund gesagt haben, dass er irgendwann zum Superstar werden wird, in Reichtum und Ruhm schwimmt, dann Suizid begeht, um sich so, genau wie Jimi Hendrix, unsterblich zu machen. Er sollte Recht behalten und ist seitdem ein Teil des „Club 27“, der mit Cobains Tod 1994 erneut eher zweifelhaften Ruhm erlangte und zu dem bereits einige prominente Musikergrößen zählen wie Jimi Hendrix, Jim Morrison, Janis Joplin oder Amy Winehouse.

Um seinen Lebensstil, die Eskapaden mit seiner Frau Courtney Love oder ungeklärtes über seinen Tod soll es hier aber nicht gehen. Vielmehr haben wir fünf Wahrheiten aus dem Leben von Kurt Cobain aufgegriffen, die zum einen nicht ganz so bekannt sind, zum anderen verdeutlichen wie er war, was ihn inspiriert hat und was für ein Ausnahmemusiker er in Wirklichkeit war.



1. Die Wipers waren einer seiner musikalischen Haupteinflüsse

Die Wipers waren eine Punk-Band aus Portland/Oregon, die mehr oder weniger in immer unterschiedlicher Besetzung auftraten. Eigentlich hätte man sie auch eher als Soloprojekt bezeichnen können. Von wem? Von Gitarrist und Sänger Greg Sage, der die Band 1977 gründete und mit dem Debüt-Album Is this real!? direkt in den Independent Himmel schoss.

Mit Youth of America und Over the Edge brachten sie fleißig im Zwei-Jahrestakt Alben heraus, die zwar nicht mehr so gehyped waren wie der Erstling, aber eine solide Basis zur Identifikation für die kommende Generation darstellten. Das gab auch Cobain zu verlauten, der sie als einen seiner musikalischen Haupteinflüsse betitelte. Mit Nirvana coverte er gleich zwei Songs von den Wipers: D-7 und Return of the Rat.



2. Kurt Cobain und die Melvins

Cobain war ein guter Freund von Buzz Osbourne, dem Frontmann der Melvins, mit dem er auch zur High School ging. Oft liest man, wie viel Zeit sie miteinander verbrachten. Man kann sich die beiden und ihre Clique als einen Haufen junger Musiker vorstellen, die tagtäglich aufeinander hingen und mehr oder weniger ihr Leben miteinander verbrachten. Musik war der einzige Inhalt, der zählte. So war Krist Novoselić ab und an der Fahrer der Melvins, die bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad hatten, und Kurt half auch mal beim Instrumente schleppen.

Bezüglich diverser Gerüchte, laut denen Kurt der Roadie der Kelvins gewesen wäre, beteuert Buzz: „I always think it’s funny that people say he roadied for us. Look at him! He couldn’t lift himself out of bed. You think he could roadie for someone? But we all hung out a lot. Krist Novoselic drove for us for a while. But roadie? We didn’t have a roadie.“ (Dt.: „Ich finde es immer witzig, wenn Leute behaupten, Kurt sei unser Roadie gewesen. Schau ihn dir mal an! Er konnte kaum alleine aus dem Bett aufstehen. Glaubst du, er könnte Instrumente schleppen und beim Auf- und abbau helfen? Aber wir alle hingen viel zusammen ab. Krist Novoselic hat uns eine Zeit lang gefahren. Aber Roadie? Wir hatten gar keinen Roadie.”)

Das sich hartnäckig haltende Gerücht, Kurt habe bei ihnen vorgespielt, muss Ozzbourne wohl bei jeder Frage diesbezüglich mit einem leichten Mundwinkel zucken abtun. Gemeinsames jammen – ja, aber ein richtiges Vorspielen – nie. Man war sich wohl einfach zu sicher, dass das einfach nichts werden kann. Zu unterschiedlich oder wahrscheinlich auch zu gleich waren die Charaktere.



3. Kurt Cobain – Designer der Fender Jagstang

Selten kommt es vor, dass ein Musiker direkt mit seinem Instrument verbunden wird. Ok, ein paar Beispiele gibt es. So sind Jimi Hendrix und Eric Clapton direkt mit der Fender Stratocaster verbunden, oder Rudolf Schenker von den Scorpions mit der Flying-V von Gibson. Kurt Cobain spielte eigentlich die Fender Mustang, schwörte aber auch auf einige Eigenschaften der Fender Jaguar. Warum also nicht die Vorzüge beider vereinen? Genau dies sprach er in einem Interview an. Fender ließ sich nicht lange bitten und ging auf ihn zu. Das Anliegen: Bitte erkläre uns mal, wie man sich so ein Instrument vorzustellen habe. Er nahm einen Polaroid Fotoapparat, knipste die Gitarren, schnitt die Bilder auseinander und klebte sie wieder zusammen. Zurück bei Larry Brooks und Mark Wittenberg von Fender sagte Cobain: „So stelle ich sie mir vor!“ Die Gitarre wurde entwickelt und veröffentlicht – zum Klassiker wurde sie allerdings nicht. Seine eigene Sonic Blue Jag-Stang schenkte Courtney Love nach Cobains Tod dem R.E.M.-Gitarristen Peter Buck.


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4. Dave Grohl hat die MTV Unplugged Session fast gesprengt

Am 18. November 1993 wurde das wohl bekannteste Konzert der Band um Kurt Cobain aufgenommen. Die Ausstrahlung erfolgte etwa einen Monat später, am 16. Dezember. Jeder, der Nirvana kennt, hat dieses Konzert wohl vor Augen. Sehr auffällig ist, wie Dave Grohl mit zurückgebundenen Haaren, fast wie ein Schuljunge, am Schlagzeug sitzt. Seine Aufregung konnte jeder erahnen – und sie hatte zuvor für Probleme bei der Produktion der Aufzeichnung gesorgt: Er hatte seine Kraft nicht unter Kontrolle und lieferte den typischen, lauten, kraftbetonten Schlagzeug-Sound, der aber im Rahmen einer Unplugged-Session überhaupt nicht passte. Cobain drohte Grohl sogar noch vor der Session mit dem Rauswurf, weil er zu hart spielte. Alex Coletti, Producer der Show reagierte sofort und schickte seinen Assistenten los, der dem Nirvana Schlagzeuger Brush-Sticks als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk organisierte. Brush-Sticks sind, wie der Name schon suggeriert, besenartige Sticks, die hauptsächlich im Jazz vorkommen. Mit ihnen erklingen Snares und Drums wesentlich leiser. Grohl spielte daraufhin die Brush-Sticks. Der Rest ist Geschichte.


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5. Krist Novoselić beerdigte den Grunge in München

Am 01. März 1994 sollte der Grundstein für das Ende des Grunge gelegt werden. Cobain kam mit einer Bronchitis in Bayern an und ordnete an, einen „ruhigeren“ Einstieg in den Abend zu finden. Sie begannen mit einem Cover der Cars My best Friend und steigerten sich langsam bis als vierter Titel Come as you are erklang. Über den Abend machte sich eine komische Stimmung auf der Bühne breit. Irgendwann nahm Krist Novoselić das Mikrophon und erklärte dem Publikum: Were not playing the Munich Enormodome tonight. Cos our careers are on the wane. Were on the way out. Grunge is dead. Nirvanas over. . . our next records going to be a hip-hop record!” (Dt.: “Wir spielen heute nicht im Münchener Enormodome. Weil unsere Karrieren auf dem absteigenden Ast sind. Wir sind auf dem Weg nach draußen. Grunge ist tot. Nirvana ist aus und vorbei… unser nächstes Album wird eine Hip Hop-Platte!”)

Mit der 23-Song Tracklist spielten sie das kürzeste aller Konzerte der „In Utero“-Europatour. Am nächsten Tag sagten sie alle weiteren Termine ab. Ein damaliger Konzertbesucher, den wir befragt haben, ist heute noch verblüfft, wenn er an den Abend zurück denkt: Am nächsten Tag, als wir hörten, dass das zweite Konzert abgesagt ist, wurde uns schlagartig bewusst, was wir für ein Glück hatten. Uns war auf einmal klar, dass es Nirvana nicht mehr lange geben wird. Aber, dass wir tatsächlich das letzte Konzert gesehen haben. Damit hat keiner gerechnet.

Einen Monat später, am 5. April 1994 erschoss sich Kurt Cobain in seinem Haus in Seattle. Der Abschiedsbrief endete mit einem Zitat von Neil Young: “It’s better to burn out than to fade away.“



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