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Popkultur

Beck: Live in der Berliner Columbiahalle

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Am 22. Juni machte Beck Hansen nach 8 langen Jahren wieder Halt in Berlin. Unsere Autorin beschreibt, wie sie den Abend und die Wahnsinns-Performance in der Columbiahalle, erlebt hat. Eine Beck’sche Hitparade, die das Publikum elektrisiert hat. So viel sei schon mal verraten: Es wurde heiß, sehr heiß!


Wir haben für euch die Tracklist des Abends zusammengetragen und päsentieren sie euch in unserer Playlist. Hört euch hier die Songs des Konzerts an und lest weiter:


 

Eins Vorweg: Nein, Open Air in der Zitadelle wäre das Konzert nicht großartiger gewesen! Die lockere Stimmung im Garten der Columbiahalle war ein guter Einstieg, um mit meinen Begleitern noch einmal Revue passieren zu lassen, was seit Loser alles von Beck zu hören war. “Stimmt, das ist ja auch von Beck!” – ließ sich mehrfach vernehmen.

Die Columbiahalle war gut gefüllt und traf auf einen fitten 46-jährigen – blass und schmal, wie man ihn vor Augen hat – der sich vom ersten Ton an wohl fühlte und sein Berliner Publikum auf eine Reise durch den Beck’schen Kosmos mitnahm. Trotz kalifornischer Hitze und schwülem Klima präsentierte sich der angenehm zurückhaltende Beck stilvoll in schwarzem Anzug, schrillem blau-bunten Hemd und breiter Hutkrempe. Los ging es mit Devil’s Haircut, zu sehen bekamen die rund 3000 Zuschauer einen gut gelaunten Rocker, mit knallgelber Gitarre und eindrucksvollen Visuals, yeah! Wir sehen gerade Beck in Berlin!


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Mit vergangenen Hits, die Künstlern anzuhaften scheinen, wie ein alter Kaugummi, ist das bekanntlich so eine Sache. Um so größer war also die Freude und Überraschung, als bereits das vierte Stück den Bassriff von Loser durch die Boxen wummern ließ. Der ewig jugendliche Mann auf der Bühne hatte sichtlich großen Spaß an der Performance des 1993 (!) veröffentlichten Anti-Folk Hits fand. Spätestens hier erfüllten Glückshormone die Körper der Konzertbesucher, welche übrigens tendenziell in Becks Alter waren. Es wurde getanzt, gejohlt und mitgesungen. Im Publikum schien sich regelrecht ein Knoten zu lösen, der über die lange Berlin-Abstinenz Becks entstanden war.


Schaut euch hier an wie es zu Loser abging:


 

Dem Künstler war seine Freude und Rührung sichtlich anzumerken. Die energetisch aufgeladene Stimmung  zwischen euphorischen Fans und dem überwältigten Beck, brachten die Halle zum kochen. Mehrmals erwähnte er, sichtlich schwitzend, die drückende Hitze im Saal – “Berlin, this is like California.” – was ihn nicht von ein paar sympathischen, nie bis zum Ende ausgeführten Moves abhalten konnte.  Gerade diese versprühen eine verhaltene Sexiness, die man als auratisches Merkmal bezeichnen kann. Typisch Beck halt!


 

Beck-2016


In ein leuchtend weißes Sakko gehüllt, eröffnete Beck die zweite Hälfte des Abends und stellte die Musiker seiner Liveband vor. Lässig ließ er sich auf einen Lautsprecher nieder, während sein Bassist Just the Two Of Us (Anm. d. Red.: im Original ein Bill Withers Song) anstimmte und Beck ihn mit seinem typischen Humor beschrieb: “Hey this is Dwayne – and his bass is insane…”. Wie durch Zauberei hielt er plötzlich einen Blumenstrauß in der Hand – was im Publikum für einige erstaunte Gesichter sorgte. Für mich war es jedenfalls ein unbezahlbares Bild! Mit ebenso viel Charme stellte er auch seinen langjährigen Gitarristen Jason Falkner vor. Mit kalifornischer Gelassenheit nahm sich Beck als Frontmann zurück und dudelte aus dem Hintergrund: “I can’t get dressed without my Jason Falkner.” Der Schlagzeuger Joey Waronker schien sein weißes überdimensioniertes Gretsch Set nur für diesen Moment aufgebaut zu haben. Neben seiner langjährigen Zusammenarbeit mit Beck, hört man ihn auch auf zwei R.E.M. Alben trommeln.


Schaut euch hier den ruhigeren Song Blue Moon an:


 

Die vierköpfige Liveband harmonierte wahnsinnig gut zusammen und groovte, was das Zeug hielt. Obwohl die Show offensichtlich genau durchgeplant war, erlebte man gestern in der Columbiahalle einen authentischen und stimmungsvollen Abend, voller Lacher und Rückblenden auf die 20 Jahre währende Karriere Becks.Mit einem Shaker in Bananenform forderte Beck nun sein Publikum auf, einmal den speziellen Geruch in der schwülen Halle einzuatmen und inne zuhalten, um über das Leben nachzudenken. “Let’s spend some quality time together. How’s your life? Doing all those things you wanna do? Do you want me to shake my banana?” Spontaneinlage oder nicht: Er hat uns alle um den kleinen Finger gewickelt.



Was man als Fan von Beck mögen muss, ist die Veränderung, die jedes neue Album mit sich bringt. Ob Funk, vom Hip Hop inspiriert oder mellow Folk, wie jüngst auf Morning Phase (2014) zu hören. Allerdings muss man das als Band und Künstler erst einmal innerhalb eines Abends clever zusammenbringen. Beck rappte, rockte und hob die Stimme zu Balladen wie Paper Tiger oder Say Goodbye. Neben Synthies, Klavier und Banjo machten auch die Visuals den Abend in der Columbiahalle zu einem richtig guten Konzert. Das Setlist liest sich wie eine Best Of Platte: Aus allen Alben der letzten 20 Jahre spielte die Band ein, zwei Songs. Beck entschuldigte sich für die drückende Hitze, es regnete Schweiß und Bier in Massen. Als quasi Erfrischung für die aufgeheizte Location, lässt sich das kleine Akustik Set mit Stücken des aktuellen Albums Morning Phase deuten.


Beck (1)


Sämtlichen Diskussionen und Spekulationen, die sich um ein neues Album nach dem Release von WOW rankten, sind nun auch vom Tisch. Beck sagte in einem Interview kurz vor der Show, dass wir Ende Oktober sein zehntes Studioalbum erwarten dürfen. Und es wird uns mit Sicherheit wieder überraschen. Bis zum nächsten Konzert dauert es dann hoffentlich keine acht Jahre mehr. Spätestens dann sollte sich jeder, der das Konzert vergangenen Mittwoch verpasst hat unbedingt eine Karte kaufen. Alles in allem schon jetzt eines der besten Konzerte dieses Jahres!


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