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Punk is dead: Boris Johnson nennt The Clash seine Lieblingsband – und die Fans rasten aus
Autsch, das schmerzt: In einem Promo-Video für die Unterhauswahl in Großbritannien gibt sich der umstrittene Premierminister Boris Johnson als Fan von The Clash und den Rolling Stones. Ob er bei deren Texten jemals genauer hingehört hat?
von Victoria Schaffrath
Hört hier zur Einstimmung in London Calling von The Clash rein:
Die Diskussion um den Brexit hat spätestens mit der Ernennung von May-Nachfolger Boris Johnson einen noch absurderen Charakter bekommen. Ob er nun die EU mit Hitler vergleicht oder das Parlament während der heißesten Phase der Brexit-Verhandlungen beurlaubt: Der in Amerika geborene Politiker beweist sich als Freund kontroverser Spielzüge. Nun legt er sich mit den Punks an.
In einem Video zur anstehenden Unterhauswahl, das teils wie ein Vogue-Format, teils wie ein Stromberg-Abklatsch wirkt, fragt ein Moderator den ehemaligen Londoner Bürgermeister nach seiner Lieblingsband. „Mal sehen, das sind entweder The Clash oder die Rolling Stones“, erzählt Johnson in der Kaffeeküche eines Büros. „Heute höre ich eher die Stones.“
Boris Johnson auditioning for the role of David Brent in The Office remake pic.twitter.com/Ap0OpggsNV
— Lucas Ward (@_LucasWard_) November 13, 2019
Im Pulverfass Großbritannien kommt diese Aussage natürlich alles andere als gut weg. Besonders auf Twitter überschlagen sich die vernichtenden Kommentare von Clash-Anhänger*innen, die dem beißenden britischen Humor alle Ehre machen: „David Cameron mochte The Jam, Boris Johnson mag The Clash. Hören diese kinnlosen Idioten auch mal auf die Texte?“ gehört beinahe zur netten Sorte. „Sie stehen für alles, was The Clash kritisieren“, bringt es ein anderer Twitter-User auf den Punkt.
David Cameron liked The Jam. Boris Johnson likes The Clash. Do any of these chinless fucks even listen to the lyrics?
Next Jacob Rees Mogg will be telling us how he loves NWA and was always down with the west coast vibe.
— Mark Hebden (@unionlib) November 12, 2019
https://twitter.com/chrissybhoy777/status/1194650914558222336?s=20
Doch es geht noch schärfer: „Wie soll das denn funktionieren, Johnson? The Clash positionierten sich gegen Rassismus, und ganz deutlich gegen autoritäre, elitäre selbsternannte Macht-Sammler. Joe Strummer verachtete alles, was Sie darstellen.“ Ein Kritiker wendet sich gar direkt an die noch lebenden The-Clash-Mitglieder: „Bitte, Mick Jones, Paul Simonon oder Topper Headon: Teilt Boris Johnson mit, dass es ihm nicht erlaubt ist, The Clash zu mögen – so, wie es schon Johnny Marr machte, als David Cameron sich als The-Smiths-Fan outete.“
So racist peddler of xenophobia @BorisJohnson says his favourite band is The Clash.
How does that work then Johnson? The Clash were an anti racist band, vehemently against authoritarian self-proclaimed elite power hoarders. Joe Strummer despised everything you stand for pic.twitter.com/91XTLTu57G
— Will Black (@WillBlackWriter) November 12, 2019
Please, Mick Jones @BigAudioDyn Paul Simonon or Topper Headon, inform Boris Johnson (as Johnny Marr did when David Cameron claimed to be a Smiths fan) that he's not ALLOWED to like The Clash.
(I'd challenge the cunt to name more than 2 Clash songs off the top of his head anyway)
— Simon Price (@simon_price01) November 12, 2019
Rock und Politik
Völlig überraschend kommen die Aussagen Johnsons jedoch nicht: In einer Kultradiosendung der BBC, die seit 1942 ausgestrahlt wird, wählte Johnson scheinbar Pressure Drop von The Clash als Song, den er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Ob diese Aussage ein beliebtes Parodie-Video aus dem September inspirierte, in dem Johnsons Aussagen auf I Fought The Law geschnitten wurden?
Der zweite Teil der Aussage findet weniger Beachtung, obwohl sich Mick Jagger erst kürzlich deutlich gegen Johnson aussprach. Liegt es daran, dass umstrittene Politiker*innen wie Donald Trump seit Jahren die Musik von den Stones, Neil Young oder Bon Jovi auf ihren Veranstaltungen spielen? Die großen Namen des Rock berichten von regelmäßig verschickten Unterlassungsschreiben, und doch schallt bei amerikanischen Wahlkampfveranstaltungen Springsteens Born In The USA wieder und wieder aus den Lautsprechern. Ein Song, der eigentlich auch gut zu Johnson passt.

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