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Gründungsmitglied von Kraftwerk: Florian Schneider ist verstorben

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Foto: Ebet Roberts/Getty Images

Eine weitere Legende fällt diesem furchtbaren Jahr zum Opfer. Im Alter von 73 Jahren verstarb einer der Köpfe von Kraftwerk an einer Krebserkrankung. Nach einer ersten Meldung von Robert Görl bestätigte das nun auch die Deutsche Presse Agentur.

von Michael Döringer

Diese Zukunftsvision gilt noch immer

Ende der 1960er gründete Schneider zusammen mit Ralf Hütter die Band, die wie keine andere die moderne Musik veränderte. Man kann seinen Einfluss gar nicht groß genug einschätzen. Vor knapp 50 Jahren erfanden Schneider, Hütter und die anderen die Musik der Zukunft. Und sie klingt heute noch wie von übermorgen.

Florian Schneider wurde am 7. April 1947 in Düsseldorf geboren. Er studierte in Düsseldorf Querflöte und Musikwissenschaft in Köln. Außerdem spielte er Geige und Gitarre. Zusammen mit dem ebenfalls klassisch ausgebildeten Ralf Hütter gründete Schneider 1968 die Gruppe Organisation. Sie verbanden Soundeffekte und Rhythmik, traten an Universitäten und in Kunstgalerien auf. Am 11. Juli 1970 spielten sie in Aachen ihren ersten Auftritt als Kraftwerk, nun als Trio mit Klaus Dinger am Schlagzeug. Die Line-Ups fluktuierten, auf den ersten Alben ab 1970 hörte man eine wilde progressive Mischung aus Krautrock, klassischen Einflüssen und Klangforschung.

Die Urväter von Techno und Elektropop

Erst mit Autobahn (1974) und den festen Mitgliedern Wolfang Flür und Karl Bartos entstand der Elektropop-Sound, mit dem Kraftwerk weltweit so berühmt und einflussreich wurden. Ganze Genres der elektronischen Musik wie Techno und Electro, aber auch Hip-Hop zehrten von der Pionierarbeit der Düsseldorfer Gruppe. Songs wie Das Modell oder Die Roboter wurden zu Charterfolgen und Radiohits, doch auf Alben wie Radioaktivität experimentierten Kraftwerk auch mit Noise- und Soundcollagen, auf Computerwelt (1982) blickten sie halb optimistisch, halb dystopisch und politisch desillusioniert in unsere digitale Welt von heute.

Die Kraftwerk-typische Computerstimme unterlag der Tüftelei von Schneider, der sie bald perfektioniert hatte. Schneider galt als der ruhigere, verschlossene Teil des Gründungsduos Ralf und Florian. Auch ein legendäres Interview-Artefakt aus dem Jahr 1998 legt das nahe – kurz, knapp, Kraftwerk:

Es gibt auch eine hübsche Anekdote über Schneider, die immer wieder gerne erzählt wird. Zum Beispiel von Iggy Pop, denn er war es, den Florian Schneider einst zum Spargelkauf auf einen Markt mitnahm. Kraftwerk waren eindeutig eine sehr deutsche Band.

Renaissance mit neuer Besetzung

Die prägenden Mitglieder der klassischen Besetzung, Wolfgang Flür und Karl Bartos, verließen die Gruppe bereits 1986 beziehungsweise 1991. Zwischen 2008 und 2009 stieg dann Florian Schneider als letztes verbliebenes Gründungsmitglied neben Ralf Hütter aus der Band aus. Kraftwerk erlebten wieder eine Renaissance, ihre 3D-Liveshows zogen weltweit ein großes und teils junges Publikum an. Doch Schneider nahm an diesen Auftritten nicht mehr teil. Auf der Bühne ersetzte ihn Stefan Pfaffe, ein langjähriger Mitarbeiter ihres Düsseldorfer Kling-Klang-Studios. Auch wenn Schneider nach seinem Austritt aus der Band wieder öfter in der Öffentlichkeit auftrat, hielt er sich mit weiterer musikalischer Arbeit zurück.

Von Düsseldorfer Rivalen zu Freunden

Die Nachricht von Schneiders Tod kam zuerst von Robert Görl (DAF) auf Facebook, wie schon ein paar Wochen zuvor, als dessen Bandkollege Gabi Delgado verstorben war. DAF und Kraftwerk konkurrierten damals in den späten 1970ern und frühen 1980ern durchaus um den deutschen Sound der Stunde: Beide Bands formierten sich in Düsseldorf, beide entwickelten elektronische Musik auf ihre Art weiter. Man darf aber trotz der anfänglichen Rivalität davon ausgehen, dass sich sehr bald ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Musikern entwickelt hat. Wie die dpa nun bestätigt hat, starb Schneider an einer langjährigen Krebserkrankung.

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