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Popkultur

Zeitsprung: Am 3.1.1982 nimmt Bruce Springsteen in einer Nacht ein Album auf.

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Foto: Promo/Sony

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 3.1.1982.

von Timon Menge und Christof Leim

Eigentlich möchte Bruce Springsteen am 3. Januar 1982 bloß einige Demos für sein nächstes Album aufnehmen. Doch dann entscheidet er sich anders: Statt die neuen Songs später mit seiner Band für Born In The U.S.A. einzuspielen, verwendet er die kargen Rohfassungen für die Akustikscheibe Nebraska.

Hier könnt ihr euch Nebraska anhören: 

Zu Beginn der Achtziger kann Bruce Springsteen bereits auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Born To Run (1975) und The River (1980) verkaufen sich gut. Doch da kommt noch mehr. Am 3. Januar 1982 schnappt sich der Boss ein vierspuriges Aufnahmegerät, um Demos für seine nächste Platte Born In The U.S.A. festzuhalten. Bewaffnet mit einer Akustikgitarre, einer E-Gitarre, einer Mundharmonika und einigen anderen Instrumenten verschanzt er sich zuhause und legt los. Das dauert zwar nicht nur einen, sondern mehrere Tage, doch der 3. Januar soll als der „legendäre Abend“ in die Geschichte eingehen, an dem satte 15 Songs in rohen Fassungen entstehen.

Diese nimmt Springsteen ein paar Wochen später mit zu seiner E-Street-Band — und stellt während der (später „Electric Nebraska Sessions“ getauften) Proben fest, dass die Musiker die Stimmung einiger Songs nicht einzufangen vermögen. Außerdem findet er viele der Songs zu persönlich, um sie auf das Bandgefüge zu übertragen. So hat sich der „Boss“ mit den neuen Nummern vom Gute-Laune-Stil seiner bisherigen Veröffentlichungen entfernt und stattdessen eine Reihe düster-melancholischer Folk-Songs aufs Band gebracht. Die Stücke handeln von Außenseitern, Kriminellen und Massenmördern. Im Titelstück etwa wird der Hauptcharakter zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Schwere Kost, also. 

„Wir hätten Nebraska fast als Kassette veröffentlichen müssen.“

Weil das Material zu sehr aus der Reihe tanzt, trifft Springsteen eine Entscheidung: Die Songs, die sich nicht für Born In The U.S.A. eignen, sollen als separates Album mit dem Titel Nebraska veröffentlicht werden. „Es ist der Wahnsinn, dass es dazu gekommen ist“, berichtet der Musiker später in einem Interview mit dem Rolling Stone. „Ich habe die Kassette mit den Demos für einige Wochen einfach in der Tasche mit mir herumgetragen, ohne Hülle. Dann haben wir plötzlich gemerkt: ‚Oh, oh, das ist das Album.’ Es war gar nicht so einfach, die Aufnahmen auf eine Schallplatte zu bekommen. Das Material war so seltsam aufgenommen, dass die Nadel nur eine Menge Verzerrung erkannte. Wir hätten Nebraska fast als Kassette veröffentlichen müssen.“ 

Diejenigen neuen Stücke, die nicht am 30. September 1982 auf Nebraska erscheinen, kommen zwei Jahre später auf dem Jahrhundertwerk Born In The U.S.A. zu Ehren – diesmal aber in vollem Glanz der E-Street-Band. Ganze acht von zwölf Songs des Hitalbums entwickeln sich während der oben genannten Electric Nebraska Sessions aus den rohen Demos weiter zu ihren heute bekannten Fassungen, zum Beispiel der Titeltrack Born In The U.S.A. selbst, I’m On Fire und Glory Days. Der Über-Hit Dancing In The Dark folgt erst im Februar 1984 und markiert Springsteens endgültigen Durchbruch. Doch das sind beides andere Geschichten, die ihr in unserer Zeitsprung-Kolumne nachlesen könnt.

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