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“McGear”: Das unbekannte Album der McCartney-Brüder
Peter Michael McCartney war schnell klar, dass er seinen Nachnamen zumindest für die Bühne ablegen wollte. Der um zwei Jahre jüngere Bruder von Paul arbeitete als Friseur, als The Beatles 1962 mit Love Me Do ihren ersten Hit landeten – aber hatte auch kreative Ambitionen.
von Markus Brandstetter
Peter spielte im Trio The Scaffold, mit dem er einen Mix aus Musik und Komik auf die Bühne brachte. Hätte er seinen bürgerlichen Nachnamen verwendet: Die Leute hätten ihn verdächtigt, aus der Berühmtheit seines großen, übermächtigen Bruders Kapital schlagen zu wollen. Also wurde aus Peter Michael McCartney Mike McGear – und der war in den nächsten Jahrzehnten nicht weniger aktiv als Paul.
The Scaffold veröffentlichten zahlreiche Singles und Alben, unter anderem über die Plattenfirma Parlophone. Ihr Song Lily the Pink schaffte es 1968 sogar auf Platz eins der britischen Charts – und verblieb dort vier Wochen.
Dass Mike eine ganz andere musikalische Richtung als eine Pop-Karriere verfolgen würde, erschien ihm aufgrund seines familiären Backgrounds nur logisch. Deswegen schlug er auch ein Angebot von Beatles-Manager Brian Epstein aus. „Brian Epstein hat mich gefragt, ob ich ein Pop-Sänger werden möchte und hat mir angeboten, mich zu managen“, erzählte er 2017 in einem Interview mit dem Magazin Wirral Life. „Ich habe dankend abgelehnt. Es wäre verrückt gewesen, zu versuchen, sich mit der besten Band der Welt messen zu wollen, dorthin will man nicht. […] Ich wollte Comedy/Satire machen.“
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Aus Paul McCartney wird Paul McGear
Im Laufe der Zeit gab es mehrere Zusammenarbeiten zwischen den Brüdern. 1972 hatte Paul Mike (der nach dem Ende von The Scaffold beim Projekt Grimms spielte) bereits auf dessen ersten Solo-Album Woman unterstützt und schrieb mit ihm den Song Bored As Butterscotch – war in den Credits aber nur als „Friend“ aufgelistet. Dass die Zusammenarbeit von Paul und Mike gut klappt, hatten sie aber schon 1968 auf dem Album McGough And McGear bewiesen. Neben McCartney als Gastmusiker dabei: Jimi Hendrix, Mitch Mitchell und Pauls damalige Freundin Jane Asher.
Hier könnt ihr McGear hören:
1974 arbeiteten die beiden schließlich für Mikes zweites – und bislang letztes – Solo-Album zusammen. Nicht nur, dass Paul die Platte produzierte: Als Begleitband fungierte über die gesamte Strecke seine Band Wings. Weil Familie verpflichtet, nannten sich Paul und Linda McCartney auf diesem Album folgerichtig… Paul und Linda McGear.
Wings hatten im Jahr zuvor ihren Meilenstein Band On The Run veröffentlicht. Ein Jahr nach der Veröffentlichung von McGear (das manche manche als „verlorenes Wings-Album“ bezeichnen), legte die Band mit Venus And Mars nach. Eigentlich war nur geplant, eine Single aufzunehmen. Das Stück Leave It entstand in den Abbey Road Studios. Daraus wurde schließlich doch ein ganzer Longplayer – für den die Musiker in die Strawberry Studios im britischen Stockton gingen.
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Großer Pop liegt in der Familie
McGear ist ein bemerkenswertes Album – musikalisch wie musikhistorisch. Klanglich ist es ein vielschichtiges, eingängiges und geschäftiges Pop-Album mit jeder Menge interessanten Harmonien und Hooks. Mike zeigte damit eine ganz andere Seite, abseits des Komödiantismus, mit der er sich einen Namen abseits der Fahrwasser seines großen Bruders gemacht hatte.
Die meisten Stücke hatten die beiden McCartney-Brüder zusammen geschrieben. Die Songs What Do We Really Know? und Leave stammen aus Pauls alleiniger Feder, einen weiteren, The Casket, schrieb McCartney mit Mikes The-Scaffold-Kollege Roger McGough. Der Opener Sea Breezes hingegen stammt aus der Feder von Brian Ferry und ist im Original auf dem selbstbetitelten Album von Roxy Music aus dem Jahr 1972 zu hören.
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Zurück zum Familiennamen
In den 1980ern zog sich McGear schließlich aus dem Musikgeschäft zurück – und kündigte an, wieder zu seinem Familiennamen McCartney zurückzukehren. Er widmete sich anschließend der Fotografie, was keine Überraschung war, hatte er doch schon seit Jahrzehnten fotografiert, unter anderem auch die Beatles, von denen er einen Bildband veröffentlichte. Er fotografierte auch das Albumcover von Pauls 2005 erschienenen Longplayer Chaos And Creation In The Backyard.
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Zeitsprung: Am 5.12.1973 erscheint „Band On The Run“ von Paul McCartney & Wings.

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50 Jahre „Ring Ring“: ABBAs Debüt wird mit Vinyl-Sondereditionen gefeiert
Vor einem halben Jahrhundert begann in Schweden eine der erstaunlichsten Popkarrieren der Welt: Zum 50. Jahrestag des ABBA-Debüts Ring Ring gibt es die Platte exklusiv in umwerfenden Vinyl-Editionen.
von Björn Springorum
Hier könnt ihr Ring Ring hören:
Das erste Album ist ja immer etwas ganz besonderes. Da machen ABBA keine Ausnahme: Mit Ring Ring nahmen die Schweden 1973 erstmals mit in ihre Welt, gaben einen ersten Vorgeschmack auf das, was ein Jahr später nach dem Eurovision-Sieg mit der Band passieren sollte. Am 26. März 1973 erreichte der Einstand die schwedischen Plattenläden – und wurde dann dank Songs wie ihrer allerersten Single People Need Love oder He Is Your Brother zum Soundtrack des Frühlings. Mit dem Titelsong, so könnte man sogar sagen, kam der typische ABBA-Sound mit den mehrstimmigen Vocals in unsere Welt. Was ein Glück!
Die Geburt von ABBA
50 Jahre später sind ABBA längst Legende. Das muss natürlich gefeiert werden – mit gleich mehreren exklusiven und limitierten Vinyl-Sondereditionen, die man ab sofort auch bei uns im Shop vorbestellen kann. Die Editionen erscheinen am 19. Mai 2023.
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Neben einer Doppel-LP mit 45 RPM, neu gemastert in den Abbey Road Studios und verpackt im Gatefold mit Echtheitszertifikat gibt es weitere besondere Schmankerl für die ABBA-Sammlung: Eine Fünffach-Box mit 7-Inch-Singles sowie die fünf Singles als separate 7-Inch, bestückt mit folgenden Songs:
- He Is Your Brother / Santa Rosa
- People Need Love / Merry-Go-Round
- Ring Ring (English) / She’s My Kind of Girl
- Ring Ring (Swedish), Åh, vilka tider
- Love Isn’t Easy (But It Sure Is Hard Enough / I Am Just A Girl
Ein echtes Juwel für die Kollektion und ein würdiges Geburtstagsfest für dieses längst legendäre Album, auf dem ABBA noch als Björn & Benny, Agnetha & Frida in Erscheinung traten. Erst nach dem großen Erfolg ihres Debüts wurde aus den bislang als separate Duos agierenden Menschen die unsterbliche Band ABBA.
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„Under Attack“: Vor 40 Jahren erscheint die (vorerst) letzte ABBA-Single
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Def Leppard: Neues Album mit dem Royal Philharmonic Orchestra
2023 scheint ein weiteres Def-Leppard-Jahr zu werden. Nicht nur, dass die britischen Hardrock-Legenden nach wie vor mit ihren Kollegen Mötley Crüe um den Globus touren. Nein, „Def Lep“ bringen dieses Jahr auch noch eine neue Platte raus — gemeinsam mit dem Londoner Royal Philharmonic Orchestra.
von Timon Menge
Def Leppard und ein Orchester? Zugegeben, das klingt erstmal abenteuerlich. Doch der Vorab-Single Animal nach zu urteilen machen die Briten auf Drastic Symphonies eine wichtige Sache richtig: Sie überladen ihren Sound nicht. Wo Rockbands in der Zusammenarbeit mit Klassik-Ensembles häufig Gefahr laufen, zwei ausdrucksstarke Musik-Genres übereinander zu schichten, sodass am Ende eine unangenehme „Wall Of Sound“ entsteht, halten sich Def Leppard bewusst zurück und lassen das Royal Philharmonic Orchestra das Beste aus ihren Kompositionen herauskitzeln.
Gitarrist Phil Collen bestätigt die songdienliche Herangehensweise: „Als das Angebot kam, ein Album mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufzunehmen, fühlten wir uns geehrt. Wir wollten aber nicht einfach nur das Orchester über unsere bisherigen Aufnahmen klatschen. Wir haben uns dazu entschieden, etwas ganz Besonderes zu erschaffen — etwas Klassisches, aber auf eine brandneue Art und Weise, sodass es im Kontext von Drastic Symphonies funktioniert. Wir haben neue Parts eingespielt, bestehende Sounds neu abgemischt und Instrumente rausgenommen, um dem Orchester Raum zum Atmen zu geben — also buchstäblich ein neues Album eingespielt.“
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Das neue Def-Leppard-Album Drastic Symphonies: ein Herzensprojekt
Def-Leppard-Sänger Joe Elliott kommentiert Drastic Symphonies folgendermaßen: „Def Leppard fanden es schon immer toll, aus allzu vorhersehbaren Pfaden auszubrechen — wie zum Beispiel bei unseren Arbeiten mit Tim McGraw, Taylor Swift und Alison Krauss. Als wir das Angebot bekamen, einige Songs aus unserem Backkatalog mit dem Royal Philharmonic Orchestra neuzugestalten, haben wir uns sofort darauf gestürzt.“ Ihm sei bewusst, dass Def Leppard nicht die erste Band sei, die mit einem Orchester spiele, doch er und seine Mitmusiker hätten einfach nicht widerstehen können.
Erscheinen soll Drastic Symphonies am 19. Mai 2023. Auf diese Songs im klassischen Gewand dürft ihr euch freuen:
- Turn To Dust
- Paper Sun
- Animal
- Pour Some Sugar on Me (Stripped Version)
- Hysteria
- Love Bites
- Goodbye For Good This Time
- Love
- Gods Of War
- Angels (Can’t Help You Now)
- Bringin’ On The Heartbreak
- Switch 625
- Too Late For Love
- When Love & Hate Collide
- Kings Of The World
- Have You Ever Needed Someone So Bad (Bonus auf Vinyl- und Atmos-Version)
Wer Def Leppard (und Mötley Crüe) live sehen möchte, hat dieses Jahr gleich dreimal die Möglichkeit dazu:
- Mai 2023 Mönchengladbach, SparkassenPark
- Mai 2023 München, Königsplatz
- Juni 2023 Hannover, Expo Plaza
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Zeitsprung: Am 1.8.1959 kommt Joe Elliott von Def Leppard zur Welt.
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Rush: „Signals“ erscheint als Super Deluxe Edition
Das Album Signals der Prog-Götter Rush feiert (mit ein wenig Verspätung) seinen 40. Geburtstag. Diesen Ehrentag begeht die Band mit einer Super Deluxe Edition, die es so richtig in sich hat.
Signals ist das neunte Studioalbum von Geddy Lee, Alex Lifeson und Neil Peart. Es erschien am 9. September 1982 und gilt längst als Klassiker. Das Album entstand teilweise auf der Tour zum Vorgänger Moving Pictures. Rush nutzen die Soundcheck-Zeit, um an neuem Material zu arbeiten. Herausgekommen sind dabei acht grandiose Tracks — begonnen mit dem Opener Subdivisions bis hin zum finalen Song Countdown.
Hier könnt ihr euch Signals anhören:
Alex Lifeson über Signals
„Nach dem Erfolg von Moving Pictures hätten wir alles machen können, was wir wollten”, erklärte Lifeson in einem Interview mit Louder Sound, und ergänzte: „In der Welt von Rush bedeutet das normalerweise, dass es Zeit ist, sich zu verändern.“ Lifeson sieht Signals als wesentliches Album der Bandgeschichte an, deutet aber auch auf den schweren Entstehungsprozess hin: “Ich stimme mit dem Konsens überein, dass Signals zu unseren wichtigsten und interessantesten Platten gehört. Aber aus offensichtlichen Gründen habe ich gemischte Erinnerungen an diese Platte“.
Signals: Details zur Super Deluxe Edition
Die Super Deluxe Edition von Signals kommt mit einem brandneuen Hugh Syme-Cover. Zu hören bekommt man den Remaster aus dem Jahr 2015, das erstmals auf CD erscheint. Vinyl-Aficionados kommen ganz besonderes auf ihre Kosten: Zum ersten Mal wurde Signals mit halber Geschwindigkeit über DMM geschnitten und auf 180g schwarzes Vinyl gepresst.
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Ebenfalls enthalten ist eine Blu-ray-Audio-Disc mit neuen Dolby Atmos- und 5.1-Surround-Mixes von Richard Chycki, das 48kHz-24-Bit-Stereo-Remaster von 2015, neue animierte Visualizer für jeden Song und zwei Bonus-Musikvideos für Subdivisions und Countdown. Damit nicht genug: Abgerundet wird das Package von einem 40-seitigen Hardcover-Buch mit Illustrationen, Original-Bandfotos und mehr. Zusätzlich zur Deluxe Edition erscheint auch eine Picture-Disc
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