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“Victorious” von Wolfmother: Zwischen Glory und Exzess

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Es ist nicht so, als würde man von Wolfmother Kompromisse erwarten. Im Gegenteil, weiß man sich inzwischen selbst als gepflegter Gelegenheitshörer – monumentale Abrisssingles wie Woman oder Joker and the Thief im Ohr – zu wappnen, bevor die oft unvorhersehbaren Auswüchse des Andrew Stockdale aufgelegt werden. Zum mindestens imaginären (Zer)Schmettern bereit, in der linken: die mindestens imaginäre Gibson Sg Standard. In der rechten, ohne viel Imagination: irgendwas mit Alkohol.

Diesmal aber ist es anders. Keine reale Gibson Sg Standard, kein existenter Alkohol bereiten darauf vor, was mit dem ersten Track aus Wolfmothers neuem und vierten Album Victorious bricht. Was damals kompromisslos war, ist heute gnadenlos. Wer schon nach dem ersten Takt in die Becken prescht, dass es nach Kriegsgerät klingt und darüber noch unmissverständliche Lyrics wie „You need to make it right / With the love that you give“ haut, muss es schon auch selbst geradeheraus richtig machen wollen – mit der Liebe, die er gibt. Und dass das ein ziemlich aussichtsreicher Anfang ist, wissen wir natürlich nicht erst seit Jesus/Yeezus.



 

Weil ein guter Anfang alleine aber nicht automatisch für den Rest garantiert und sicher auch wegen der Liebe, die richtig verteilt werden soll, hat sich Sänger, Gitarrist und australisches Wolfmother-Original Stockdale für Victorious den Grammy übersäten Brendan O’Brien als Produzenten in die Henson-Studios nach LA geholt. O’Brien, bekannt für sauber herausgearbeitete Hooklines und diverse zugehörige Nummer-Eins-Hits, produzierte Alben für das halbe Einmaleins der Rockszene, darunter Pearl Jam, Bruce Springsteen, AC/DC, Neil Young und Rage Against The Machine. Auf der Wolfmother-Website sagt Stockdale über die Zusammenarbeit: “Ich habe das letzte Album selbst produziert, also war es gut wieder mit einem Produzenten zusammen zu arbeiten, der mir mit den Arrangements helfen konnte und der eine Verantwortung dazu fühlte, den Sound zu erhalten. Brendan ist ein sehr musikalischer Produzent, er hatte eine großartiges Gespür für die Songs“.



 

Und natürlich durfte nicht nur O’Brien ran. Nach diversen Line-Up-Änderungen, die seit der Auflösung von Wolfmothers ursprünglicher Besetzung aus Stockdale plus Chris Ross (Bass) plus Myles Heskett (Drums) 2008 in Kraft traten, konnte sich auf Victorious erneut auch das derzeitige Bandmitglied Ian Peres (Keyboard) verewigen – Peres war bereits 2014 an den Aufnahmen von New Crown beteiligt. Den kreativen Anfang machte Stockdale allerdings alleine. In seinem Studio in Byron Bay, Australien, nutzte er die gleiche Herangehensweise wie schon 2005 für das Debütalbum der Band und schrieb die Stimmen der einzelnen Instrumente selbst: “Damals habe ich Gitarre, Bass und Schlagzeug gespielt und meine Ideen dann der Band präsentiert, sodass wir später zusammen an den Arrangements arbeiten konnten. Ich dachte, es wäre cool, die Demos diesmal wieder selbst aufzunehmen und erstmal alles alleine zu spielen. Das ist eine gute Herangehensweise, weil es den Style kohäsiver machen kann“. Zusätzlich holte Stockdale noch Josh Freese (Nine Inch Nails, Bruce Springsteen, A Perfect Circle) und Joey Waronker (Beck, Gnarls Barkley, REM) ans Studio-Schlagzeug.

Die zehn Songs plus Bonustracks, die dabei herausgekommen sind, wogen von einer Vintage- Metal-Euphorie aus der frühen Black-Sabbath-Ära wie in der ersten Single Victorious hin zur psychedelischen Stoner-Rock-Ästhetik mit solide fuzzy Gitarrensound wie in Gypsy Caravan oder Happy Face. Auch die glänzend aufpolierten, klassischen Rockelemente, die Wolfmother über die Jahre hinweg diverse Vergleiche mit Led Zeppelin und nicht zuletzt eine Australien-Tour als Vorband von AC/DC einbrachten, werden mit „Best Of A Bad Situation“ angemessen repräsentiert.

Auffällige Ausnahme ist Pretty Peggy: ein vergleichsweise weicher Akustikgitarren-Song, der laut Stockdale eine Weile in der Schublade lag, bevor er auf Anraten von O’Brien wieder ausgepackt wurde. Wenn auch überraschend ruhig, wirkt „Pretty Peggy“ nicht weniger erhaben als der Rest des Albums – was besonders dem festivaltauglichen Hymnen-Chorus zu verdanken ist.



 

Über Cosmic Egg 2009 und New Crown 2014 hat sich Stockdale mit Victorious wieder konsequent in Richtung dieser bezeichnenden Kombination aus groß produzierter Glory und unbändigem Exzess seines Wolfmother-Debüts bewegt. Hier wird zweifellos genau das rausperformt, was rausperformt werden muss. Am Ende bleibt nichts ungesagt – und alles offen. Gegenüber Billboard erklärte Stockdale Ende letzten Jahres: „Ich wäre gerne ein melancholischer Künstler. Ich höre mir diese Sänger/Songwriter an, die die Ladies verführen und über gescheiterte Beziehungen schreiben. Aber irgendwie bring ich’s einfach nicht über mich“. Wolfmothers neustes Werk lässt hoffen, dass sich daran erstmal nichts ändert. Victorious kommt am 19. Februar über Universal Music in die Läden. Hier geht’s zu den Daten für Nordamerika- und Europa-Tour.


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Wolfmother Victorious Artwork

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