Popkultur
10 Songs, die das Leben als Musiker*in beschreiben
Du hast deine Jugend mit Klavierstunden verbracht, bist seit Jahren mit deiner Band unterwegs oder singst einfach nur bei jeder Gelegenheit? Dann haben wir alle einige Dinge gemeinsam. Unzählige Songs wurden darüber geschrieben: über das Leben auf Tour, die anstrengenden Versuche, gehört und wahrgenommen zu werden, die Konflikte zwischen Musik und Privatleben. Aber auch über die vielen schönen Dinge, die ein Leben mit und für die Musik bietet. Hier sind unsere Top Ten, in denen du dich bestimmt wiederfindest.
Hört hier in unsere 10 Songs, die das Leben als Musiker*in beschreiben, rein:
Für die ganze Playlist klickt auf „Listen“.
1. The Byrds – So You Want To Be A Rock ’n’ Roll Star
Roger McGuinn und Chris Hillman von den Byrds hatten das Musikgeschäft 1967 längst durchschaut. Hier ist, was du machen musst, um zum Star zu werden: Hol dir eine E-Gitarre, lern ein bisschen spielen, dann noch die richtige Frisur und eine schön enge Hose und du bist bereit, deine Seele an die Plattenfirma zu verkaufen. Diese zynischen Business-Bestandsaufnahme war eine Reaktion auf den Erfolg der Monkees, einer Casting-Band. Der eigentlich Rat an alle Bands ist also eigentlich folgender: Macht einfach euer Ding und bleibt euch treu, der Erfolg ist Nebensache. Und das gilt natürlich auch heute noch.
2. Kiss – Beth
Kennst du? Schon das ganze Wochenende im Proberaum mit deiner Band, zuhause warst du schon lang nicht mehr, und dein Partner fragt sich, ob man das überhaupt noch Zusammenleben nennen kann. Der Kunst muss man Opfer bringen, beziehungsweise das Herz steht manchmal eben zwischen den Stühlen, das haben Kiss in dieser wunderschönen Ballade aus dem Jahr 1976 festgehalten: “Beth I hear you calling / But I can’t come home right now / Me and the boys are playing / And we just can’t find the sound / Just a few more hours, and I’ll be right home to you.” Was soll ich denn machen, fragt sich der Protagonist des Songs, irgendwie versöhnlich und entschuldigend, aber auch bestimmt. Denkt also immer daran, auf das Gleichgewicht in eurem Leben zu achten.
3. The Who – Getting In Tune
Wenn es nur so einfach wäre, zwischen zwei Menschen die selbe Stimmung herzustellen wie zwischen zwei Instrumenten, einfach mit ein bisschen Drehen und Spannen. Was will uns dieser Song sagen? Zunächst mal ist es ein ganz großer Klassiker von der Who’s Next (1971), der eigentlich für das am Ende nicht umgesetzte futuristische Opern-Projekt Lifehouse gedacht war. Dementsprechend behandelt der Text einen Ausschnitt dieser Story. Uns gefallen vor allem die musikalischen Metaphern, die Pete Townshend hier in seinem Text auf das echte Leben überträgt. Und überhaupt: Das Stimmen der Instrumente gehört für jeden Musiker*in einfach dazu.
4. Maximo Park – Girls Who Play Guitars
Da gibt es nichts schönzureden: Musik ist immer noch eine Männerdomäne, wie so viele andere Lebensbereiche auch. Doch in der Rockmusik ist es besonders auffällig. Wo seid ihr, liebe Gitarristinnen? Wir brauchen mehr von euch, damit Girls who play guitars endlich kein Kuriosum oder Spezialgebiet mehr ist, über das man sich unterhält, so wie in diesem Song von Maximo Park.
5. Bikini Kill – Rebel Girl
Solange sogenannte “Frauenbands” nicht die Regel, sondern immer noch die Ausnahme sind, werden wir wohl auch diesen schlimmen Begriff nicht los. Seit den 1990ern kämpfen Riot-Grrrl-Bands wie Bikini Kill dafür, dass sich das ändert, wie schon die weiblichen Punk-Bands Jahre zuvor. Sie haben das Bild vom Rebel Girl geprägt, der starken Frau, die sich in der Rockmusik durchsetzt. Stehst du auch in dieser Tradition? Dann weiter so, die Musik braucht dich!
6. Creedence Clearwater Revival – Lodi
Widmen wir uns wieder den alten Männern, die haben wir natürlich auch sehr gern. John Fogerty, was hast du uns schon für Lebensweisen geschenkt? So wie 1969 die romantische Leidensgeschichte eines tourenden Musikers über einen Ort namens Lodi in Kalifornien. Er ist seit einem Jahr “on the road, seekin’ my fame and fortune.” Aber er tritt auf der Stelle: “If I only had a dollar / For every song I’ve sung / And every time I had to play / While people sat there drunk.” Als Musiker*in unterwegs zu sein ist wahrlich nicht die einfachste Sache, aber man erinnert sich doch immer wieder daran, wieso man das alles eigentlich macht.
7. Future Islands – Beauty Of The Road
Bei den Future Island klingt das Tour-Tagebuch schon viel glücklicher und optimistischer. Obwohl es eigentlich um eine Beziehung geht, die dem Leben als herumreisender Musiker zum Opfer gefallen ist. Der Traum der großen Liebe ist geplatzt, weil er gleichzeitig seinen anderen großen Traum verfolgen musste. Da sind wir wieder beim selben Thema wie eben bei Kiss: Es ist mehr als kompliziert, Privatleben und Musik gleichzeitig auf die Reihe zu bekommen, wenn man es mit beidem ernst meint.
8. Joe Meek & The Blue Men – I Hear A New World
Alle Visionär*innen unter euch bitte die Hände heben: Habt ihr auch den Sound der Zukunft im Kopf? Erscheint er euch nachts im Traum oder hört ihr ihn morgens unter der Dusche? Nur mit der Umsetzung klappt es nicht so ganz? So ging es auch vielen großen Musiker*innen, die irgendwann Geschichte geschrieben haben. Irgendwann haben sie die Theorie in die Tat umgesetzt, auf die eine oder andere Weise, und die bis dato imaginäre neue Welt erschaffen. Joe Meek war so ein Visionär, der mit I Hear A New World im Jahr 1960 ein experimentelles Studio-Pop-Album erschaffen hat, das seiner Zeit technisch und ästhetisch weit voraus war. In diesem Sinne: Nie aufgeben!
9. LCD Soundsystem – You Wanted A Hit
Die Sache mit den Hits. Das liegt allen Musiker*innen schwer im Magen. Wie schreibt man einen Hit? Auch hier: Die Theorie ist bekannt, man weiß was ankommt und was funktioniert. Aber wie setzt man es so um, dass es wirklich gut wird und man am nächsten morgen noch in den Spiegel schauen kann? Einen Hit wollen alle, egal ob man bei einer großen Plattenfirma unter Vertrag steht oder nicht. Das LCD Soundsystem hat 2010 einen grandiosen Song über diese Zwickmühle geschrieben, und wie man ihr am besten entkommt: “You wanted a hit / But maybe we don’t do hits?” Oder alternativ: “So you wanted a hit? Well this is how we do hits!” Macht doch einfach eure eigenen Hits.
10. Aerosmith – Let The Music Do The Talking
Nach diesem langen Text fällt uns wieder mal auf: Ein Song sagt immer mehr als tausend Worte. So geht es uns allen, egal ob Musiker*in oder nur Musikliebhaber*in. In ganz vielen Lebenslagen möchte man einfach nur die Musik sprechen lassen, um etwas zu erklären oder auszudrücken. Einfach ein Lied singen oder eine Platte auflegen, fertig. Das versteht jeder.
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Popkultur
Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“
Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:
Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?
Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen
Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.
Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.
Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“
Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout
Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.
Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.
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5 Dinge, die ihr über John Paul Jones von Led Zeppelin noch nicht wusstet
Popkultur
Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.
von Timon Menge und Christof Leim
Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.
Hier könnt ihr euch Here anhören:
Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…
In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)
Wer ist Alicia Cook?
Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:
In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“
Nur der Anfang
Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?
Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.
Popkultur
Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.
von Bolle Selke und Christof Leim
Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.
Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:
Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.
Psychedelische Scheißmusik
1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.
Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.
Unisex, roh und gewalttätig
Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.
Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“
Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…
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