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Popkultur

10 Songs, die jeder Guns-N’-Roses-Fan kennen muss

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Guns N' Roses
Foto: Paul Natkin/Getty Images

Die Rockmusik ist beileibe nicht tot, aber sie hat ein großes Problem: Ihr fehlen Bands wie Guns N’ Roses. Bands, die plötzlich auftauchen, die ganze Welt mit sich reißen, und vielleicht auch wieder so imposant untergehen, wie sie einst aufgestiegen sind. Bands, die Platten veröffentlichen wie Appetite For Destruction oder die beiden Teile von Use Your Illusion, von denen schon bei Erscheinen alle wissen, dass es sich um Meisterwerke für die Ewigkeit handelt.

Es braucht Typen wie Axl und Slash, die mit ihren Persönlichkeiten spalten und mit ihrem Talent überzeugen. Immer, wenn man eine GN’R-Platte auflegt, sehnt man sich nach Bands von diesem Format. Ist es Metal, ist es Hardrock, Glam oder Punk? Es ist alles auf einmal und es ist völlig egal, das war die Message von Guns N’ Roses. Hier sind zehn Gründe, wieso wir diese Band für immer lieben werden.

1. Sweet Child O’ Mine

Mit Welcome To The Jungle stürmten sie ins Rampenlicht und eroberten im Anschluss mit Sweet Child O’ Mine die Herzen von allen, die sich ihnen bis dahin noch nicht ergeben hatten. Mit einem höchst ikonischen Riff von Slash und Axls Trademark-Kreischern wurde die Nummer sofort zum Klassiker und bescherte GN’R ihren ersten (und einzigen) Nummer-eins-Hit in den Staaten. Und dabei entstand er eher improvisatorisch: Das Riff spielte Slash sonst immer als Warm-Up-Routine und die Zeile „Where do we go now?“, mit der Axl den Song ausklingen lässt, war tatsächlich als Frage an seine Band gedacht, wie man den Song am besten zu Ende bringen könnte. Die Frage hatte sich dann wohl erübrigt.

2. Rocket Queen

Skandalnudeln von Anfang an. Mit Rocket Queen wollte man das Armageddon aus Sex, Drogen und Alkohol, das Appetite For Destruction letztendlich ist, ein bisschen positiv ausklingen lassen. Axl wollte den Song als Liebeserklärung an seine Freundin von damals verstanden wissen, als Dank für die Unterstützung, die sie ihm gab. Aber wie man hört, endete Rocket Queen doch wieder ziemlich pornös. Die Dame, die da im Hintergrund stöhnt, ist übrigens eine damalige Bekannte von Drummer Steven Adler, die Axl überzeugte, mit ihm in der Aufnahmekabine Sex zu haben, um dem Song den letzten Schliff zu geben. Typisch.

3. Patience

Nach Appetite waren Guns N’ Roses schlagartig die größte Rockband der Welt. 1988 erschien mit G N’ R Lies eine Nachfolge-EP, die viele Fans erst mal stutzig machte, denn die Hälfte der Platte bestand aus akustischen Stücken, die nicht viel mit Krachern wie Welcome To The Jungle gemeinsam hatten. Diese Band hatte also noch andere Ambitionen, und diese Taktik sollte noch aufgehen. Der schönste Song auf dieser EP war mit Abstand Patience, eine fast sechs Minuten dahin schwebende Ballade aus der Feder von Rhythmusgitarrist Izzy Stradlin.

4. Coma

Im Jahr 1991 erschien mit den beiden Teilen von Use Your Illusion ein Mammutprojekt, wie es die Rockwelt schon lange nicht mehr erlebt hatte. Zwei Alben mit insgesamt 30 Songs, auf einen Schlag – konnte das gut gehen? Guns N’ Roses hatten mit ihrem Größenwahn Erfolg, besetzten die Chartspitze und verkauften zig Millionen Platten. Lies deutete schon an, das GN’R Ambitionen hatten, die über wilde Hardrock-Bretter hinausgingen. Coma war einer der Songs, mit der sie klassische Rocksong-Strukturen aufbrachen und sowohl Axl wie auch Slash ihr Genie bewiesen.

5. November Rain

Nummern wie November Rain machen klar, dass Guns N’ Roses das Potenzial gehabt hätten, noch viel weiter zu gehen, als Band zu wachsen und ganz andere Territorien zu erkunden. Letztendlich wurde daraus nichts, November Rain wurde zu einem ihrer letzten großen Meisterwerke. An diesem Song, der nicht gerade wenig an Elton John oder sogar Stairway To Heaven erinnert, feilte Axl angeblich schon seit Mitte der 1980er-Jahre. Use Your Illusion war natürlich der ideale Moment, um ihn an die Öffentlichkeit zu bringen.

6. You Could Be Mine

Endlich: Alle Fans, denen in den Jahren nach Appetite For Destruction ein wenig das Feuer unterm Hintern von neuen GN’R-Singles gefehlt hatte, wurden mit You Could Be Mine beglückt. Eigentlich – und das hört man – entstand der Song schon bei den ersten Sessions für Appetite, doch man war schlau genug, um sich ein solches Brett noch für später aufzusparen. Es verlieh nicht nur dem Soundtrack von Terminator 2 ordentlich Kante, sondern schärfte im Sommer 1991 wieder das Profil von GN’R als Draufgänger-Band. Längst waren sie Mainstream-Rockstars, doch You Could Be Mine ließ Erinnerungen an 1987 aufkommen.

7. Civil War

Ein genialer Protest- und Antikriegssong von vorne bis hinten – das hätten viele Guns N’ Roses gar nicht zugetraut, nicht zuletzt aufgrund Axls oft zweifelhafter politischen Ansichten. Der Song eröffnet die „Blaue“, Use Your Illusion II, und ist einer ihrer vielen Höhepunkte: Shotgun Blues, 14 Years, Locomotive, Don’t Cry– alles Hits, die eigentlich auch einen Platz in dieser Liste verdient hätten.

8. Estranged

Einer von der „Blauen“ muss aber noch hervorgehoben werden. In Estranged leiden wir mit Axl, der sein Herz ganz weit öffnet: „Old at heart, but I’m only 28. And I’m much too young to let love break my heart.“ Viel Glück hatte Axl nie in seinen damaligen Beziehungen – in Estranged singt er über seine annulierte Ehe mit Erin Everly, mit seiner neuen Freundin Stephanie Seymour ging es auch bald wieder zu Ende. Zumindest musikalisch hat er von diesen unglücklichen Phasen profitiert.

9. Ain’t It Fun

Was sollte nach Use Your Illusion kommen? Nach diesen völlig überambitionierten Werken musste sich doch zwangsläufig Desillusion in der Band einschleichen. Noch dazu hatte sich 1992 eine Kleinigkeit geändert: Grunge und Nirvana ließen Bands wie GN’R auf einmal völlig alt und out aussehen. The Spaghetti Incident (1993) war eigentlich eine angemessene Antwort auf die neu angebrochene Zeit, konnte aber natürlich das Konzept Guns N’ Roses nicht mehr retten. Im Rückblick sind die Punk-Coverversionen auf der Nudelplatte eine geniale, demütige Geste der gerade eben noch größten Rockstars der Welt. Einer der stärksten Songs ist Ain’t It Fun, im Original von The Dead Boys aus dem Jahr 1978.

10. Better

2008 geschah das Unglaubliche und eigentlich Unmögliche: Nach über 14 Jahren Warten und Hoffen brachte Axl Rose Chinese Democracy doch noch heraus. Ein neues Album von GN’R war zum Dauer-Gag geworden, die Band hatte sich längst zerstreut und nur noch Axl war von der Originalbesetzung übrig geblieben. Doch es geschah wirklich, und Chinese Democracy überzeugte mit Tracks wie Better auch wieder viele alte Fans. Wer hätte schließlich damit noch gerechnet? Man muss mit allem rechnen, wie wir heute wissen: Die Not-In-This-Lifetime-Tour brachte uns GN’R (fast) in Originalbesetzung zurück, obwohl Axl eine solche Reunion fest ausgeschlossen hatte. Wie sagt man so schön unter Rockern? Wunder gibt es immer wieder, heute oder morgen.

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Ole Beich: Das vergessene Gründungsmitglied von Guns N‘ Roses

Popkultur

Als Led Zeppelin facettenreicher wurden: „Houses Of The Holy“

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Led Zeppelin HEADER
Titelfoto: Evening Standard/Hulton Archive/Getty Images

Vier durchnummerierte Platten brauchten Led Zeppelin, um die Spitze des Rockolymp zu erklimmen. Auf ihrer fünften Veröffentlichung Houses Of The Holy schlugen die Briten experimentierfreudigere Pfade ein — mit großem Erfolg. Den Titeltrack mussten sie allerdings auf das nächste Album verschieben.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Houses Of The Holy von Led Zeppelin anhören:

Pause? Für Led Zeppelin ist das zu Beginn ihrer Karriere ein Fremdwort. In gerade einmal drei Jahren veröffentlichen die Briten vier legendäre Alben, touren mehrfach um den Globus und spielen weltweit vor ausverkauften Häusern. Großbritannien, Nordamerika, Japan, Australien — und wieder von vorn. Ein wenig zur Ruhe kommen Led Zeppelin erst 1972, als sie mit der Aufnahme ihres fünften Albums Houses Of The Holy beginnen. Die Gruppe schlägt darauf experimentellere Wege ein und setzt auf aufwändige Arrangements und neue Einflüsse statt auf schnodderigen Hardrock-Sound. Doch wie genau kam es zu dieser Typveränderung — und hatten auch die Fans Freude an den neuen Led Zeppelin?

Houses Of The Holy: Ein Album unter anderen Umständen

Anfang der Siebziger ist das Bankkonto von Led Zeppelin bereits gut gefüllt — so gut, dass sich Gitarrist Jimmy Page und Bassist John Paul Jones ihre eigenen Heimstudios einrichten. Zum ersten Mal können die beiden Musiker ihre Ideen in aller Ruhe aufnehmen, noch einmal hören, bearbeiten und ergänzen. Dadurch werden die Songs ausgeklügelter als sonst — weg vom Bluesrock, hin zum AOR, wenn man so möchte. Als Led Zeppelin mit den offiziellen Aufnahmen von Houses Of The Holy beginnen, sind die vier Musiker deutlich besser vorbereitet als bei ihren vorherigen vier Alben. Zu gut, wie es scheint, denn die Band spielt mehr Songs ein als auf die Platte passen.

Während der Sessions zu Houses Of The Holy sammeln Led Zeppelin so viel Material, dass sie ein paar ihrer neuen Kompositionen für später aufbewahren müssen. Das betrifft zum Beispiel den Song Walter’s Walk, der erst 1982 auf der Zusammenstellung Coda erscheint. The Rover und Black Country Woman packen die Briten auf ihr sechstes Album Physical Graffiti (1975). Besonders kurios: Sogar den Titeltrack verschieben Led Zeppelin auf später, sodass der Song Houses Of The Holy nun nicht auf dem Album Houses Of The Holy zu finden ist, sondern ebenfalls auf dem Nachfolger Physical Graffiti. Trotzdem klingt Houses Of The Holy stimmig — auch wenn „Led Zep“ darauf einige Experimente wagen.

Da wäre zum Beispiel die Funk-lastige Nummer The Crunge, die man den Briten vorher wohl nicht unbedingt zugetraut hätte. Auch das Reggae-beeinflusste Stück D’yer Mak’er klingt nicht wie ein typischer Led-Zeppelin-Song. Genau das war das Ziel, wie Gitarrist Jimmy Page in dem Buch Light & Shade: Conversations With Jimmy Page erklärt: „Auch wenn alle ein zweites Led Zeppelin IV wollten: Es ist sehr gefährlich, sich selbst zu kopieren. Ich werde keine Namen nennen, aber jeder kennt Bands, die sich ewig wiederholen. Nach vier oder fünf Alben sind sie ausgebrannt. Bei uns hingegen wusste man nie, was als nächstes kommt.“

Eine Tour der Superlative — und der anschließende Burnout

Das gilt auch für die Tour zu Houses Of The Holy, mit der Led Zeppelin einmal mehr neue Live-Show-Maßstäbe setzen. Laser, Discokugeln, aufwändige Outfits, Pyrotechnik: Die britischen Rocker lassen sich nicht lumpen und feuern auf ihrer insgesamt dreimonatigen Tour aus allen Rohren. 55 Konzerte geben Led Zeppelin, darunter auch in Nürnberg, München, West-Berlin, Hamburg, Essen und Offenburg. Überall feiert wird die Band gefeiert; später ist sogar die Rede davon, dass die Tour der technische Höhepunkt der Gruppe gewesen sein muss. Doch der Preis ist hoch: Nach der Konzertreise sind Led Zeppelin so fertig, dass sie eine fast zweijährige Pause einlegen.

Was die Verkaufszahlen und den Erfolg von Houses Of The Holy betrifft, geht die Platte im Vergleich zum direkten Vorgänger Led Zeppelin IV beinahe unter. „Nur“ elffaches Platin gelingt den Briten bis heute mit dem Album; bei Led Zeppelin IV ist es mehr als doppelt so viel und auch der Houses Of The Holy-Nachfolger Physical Graffiti kann insgesamt 16 US-Platinveredelungen abräumen. Dennoch: Led Zeppelin zeigen sich auf Houses Of The Holy von ihrer erwachsenen Seite und das kommt an. Drei Alben bringen die Briten anschließend noch raus, bis der Tod von Schlagzeuger John Bonham die Karriere der Gruppe im Jahr 1980 beendet. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

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5 Dinge, die ihr über John Paul Jones von Led Zeppelin noch nicht wusstet

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Popkultur

Zeitsprung: Am 28.3.1985 tritt Alicia Keys zum ersten Mal im TV auf. Sie ist 4.

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Alicia Keys
Paola Kudacki/Sony Music

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 28.3.1985.

von Timon Menge und Christof Leim

Mehr als 150 Preise gewinnt Alicia Keys im Lauf ihrer Karriere, darunter 15 Grammys. Ihre Premiere im Showgeschäft feiert sie allerdings am 28. März 1985 in einer TV-Serie – mit vier Jahren.

Hier könnt ihr euch Here anhören:

Übernachtungsparty! Die kleine Tochter der Familie hat ihre Freunde und Freundinnen eingeladen, alle sind bestens gelaunt, vor allem als sie reihum mit dem Herrn Papa Rodeo spielen. Die Regeln: Wer sitzen bleibt, gewinnt. Ein Mädchen mit Lockenkopf kann sich trotz wildester Bewegungen halten und geht als Siegerin hervor. Vier Jahre alt ist die junge Schauspielerin in dieser Szene der Bill Cosby Show, ihr Name lautet Alicia Cook. Damals kennt sie niemand, heute schon…

In den Achtzigern kann man sich ein Fernsehprogramm ohne die Familie Huxtable kaum vorstellen. In acht Staffeln thematisiert die Sitcom das Leben einer afroamerikanischen Familie aus der Mittelschicht, die sich mit alltäglichen Situationen und Problemen auseinandersetzt. Dass dieses Format auch bei der weißen Bevölkerung gut ankommt, ist zu jener Zeit noch nicht selbstverständlich. Den Familienvater Dr. Heathcliff Huxtable gibt Schauspieler Bill Cosby, nach dem die Sendung auch benannt ist. (Heute ist Cosby weltweit und zurecht in Ungnade gefallen, weil er wegen dreifachen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahren Haft verurteilt wird. Aber das ist eine andere, unschöne Geschichte.)

Wer ist Alicia Cook?

Diese kleine Alicia Cook, die da einen Gast der Übernachtungsparty der kleinsten Huxtable-Tochter Rudy spielt, lernen wir Jahrzehnte später unter einem anderen Namen kennen: Alicia Keys. Mit dem Auftritt in der Show feiert sie sozusagen ihren Einstand im Showgeschäft. Hier könnt ihr euch den Ausschnitt mit ihr angucken:

In einem späteren Interview mit der Teleschau erzählt Keys: „Ich erinnere mich vor allem daran, dass es ein wahnsinnig langer Tag war. Bis das alles abgedreht war, war es später Abend – und ich und die anderen Kinder waren so müde, dass wir irgendwann einfach auf dem Sofa eingeschlafen sind. Aber ich erinnere mich auch daran, dass es extrem witzig war. Bill Cosby war super. Und hey, immerhin habe ich beim Reite-Spiel auf seinem Knie gewonnen.“

Nur der Anfang

Gewinnen wird Keys nachher noch so einiges, nämlich mehr als 150 Auszeichnungen und 14 Platinschallplatten (allein in den USA). Mit Alben wie Songs In A Minor (2001), The Diary Of Alicia Keys (2003), As I Am (2007) und The Element Of Freedom (2009) räumt sie in den 2000er Jahren wirklich alles ab. Wer hätte 1985 gedacht, dass aus der kleinen Alicia Cook einer der größten Popstars des 21. Jahrhunderts wird?

Zeitsprung: Am 7.9.1984 sind die Jacksons auf Tour und Janet brennt durch.

 

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Popkultur

Zeitsprung: Am 27.3.1970 veröffentlicht Alice Cooper „Easy Action“.

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Alice Cooper Easy Action Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 27.3.1970.

von Bolle Selke und Christof Leim

Die Rock’n’Roll-Welt steht nicht gerade in Flammen für die Alice Cooper Band, als sie am 27. März 1970 ihr zweites Album Easy Action veröffentlicht. Das könnte nicht zuletzt an der lustlosen Produktion liegen. Trotzdem bietet sich hier ein perfektes Zeitdokument einer sich entwickelnden Band, das man fast als Vorproduktion für den Meilenstein Love It To Death im folgenden Jahr ansehen könnte.

Hier könnt ihr euch Easy Action anhören:

Geneigte Fans und Hardrock-Aficionados wissen vermutlich, dass Alice Cooper für eine Band steht, die sich 1975 auflösen wird. Erst danach adaptiert deren Sänger Vincent Furnier den Namen und wird so zu einem hochgeschätzten Heavy-Metal-Entertainer und Gottvater des Shock Rock.

Psychedelische Scheißmusik

1970 allerdings stehen solche Superlative noch in weiter Ferne. Die Truppe schraubt an ihrem zweiten Album, das ebenso wie der Vorgänger Pretties For You bei Frank Zappas Plattenfirma Straight erscheinen soll. An den Reglern sitzt David Briggs, der heutzutage vor allem bekannt dafür ist, mehr als ein Dutzend Neil-Young-Alben produziert zu haben. Schlagzeuger Neal Smith sagt später über Briggs: „David hasste unsere Musik und uns. Ich erinnere mich, dass unsere Song für ihn ‚psychedelischer Scheiß‘ waren. Wenn man mich fragt, klang Easy Action zu trocken, eher wie eine TV- oder Radiowerbung. Er half in keiner Weise beim Arrangement der Lieder oder lieferte irgendwelchen positiven Input.“ Und so wird kein einziges der Stücke von Easy Action nach der Love It To Death-Tour jemals wieder live von Cooper aufgeführt.

Nichtsdestotrotz bezeichnen manche gerade diese Scheibe als das „große unentdeckte“ Cooper-Album. Während Pretties for You eine schwierige Platte ist und Love It to Death ein Klassiker, könnte man Easy Action als das perfekte Bild einer sich entwickelnden Band ansehen. Beim ersten Stück Mr. And Misdemeanor lässt sich zum Beispiel miterleben, wie Sänger Furnier seinen bösartig klingenden Gesangsstil definiert. Alice Cooper steht später für drei Minuten lange Hits mit eingängigen Melodien und negativen Themen, welche dann gegen Ende der Alben durch längere Stücke ergänzt werden. So gesehen liefern die Rocker mit Easy Action also fast eine Vorproduktion für Love It to Death, obwohl die Band auf ersterem mehr Erfindergeist zeigt.

Unisex, roh und gewalttätig

Hinter dem Albumtitel steckt eine Zeile aus einem Lieblingsfilm von Furnier und Bassist Dennis Dunaway, dem Musical West Side Story mit der Musik von Leonard Bernstein. Zitate daraus wie „got a rocket in your pocket“ und „when you’re a Jet, you’re a Jet all the way“ werden auch bei dem Song Still No Air verwendet. Das Motiv der halbstarken Gang aus West Side Story wird auch an anderen Stellen von Alice Copper aufgegriffen. Auf dem Cover wendet sich die Band von der Kamera ab, deren unbedeckte Rücken sind nur durch ihr langes Haar bedeckt. Eine Radiowerbung von 1970 pries die Band dann auch als „unisex, roh, miteinander und gewalttätig – genau wie ihr, amerikanische Mitbürger“.

Easy, Action!

Als ob die Band den fehlenden kommerziellen Erfolg von Easy Action geahnt hätte, beginnt der letzte Song, das psychedelisch abgedrehte Lay Down And Die, Goodbye, mit den Worten des Komikers Tom Smothers: „Ihr seid der einzige Zensor. Wenn euch das, was ich sage, nicht gefällt, habt ihr die Wahl: Ihr könnt mich ausschalten.“

Die Kritiker zerreißen das Album hauptsächlich. Robert Christgau bezeichnet es im Magazin The Village Voice als „unmelodisches Singen, unmelodisches Musizieren, unmelodische Melodien und pseudomusikalischen Beton“. Erst bei Love It To Death entdeckt die Band mithilfe von Produzent Bob Ezrin den Sound für den Alice Cooper heutzutage geliebt wird…

Zeitsprung: Am 5.6.1977 gibt es einen Todesfall bei Alice Cooper – wegen einer Ratte.

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