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Popkultur

Vergessene Debütalben: Diese 10 ersten Platten werden oft übersehen

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Bee Gees

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Es gibt viele Gründe, warum Debütalben im Verlauf der Musikgeschichte unter den Tisch fallen können. Vielleicht gab es bloß eine kleine Auflage? Möglicherweise war die Platte nur regional erhältlich? Vielleicht war das dritte Album der Band so gut, dass alle das erste vergessen haben? Eventuell war Album Nummer eins auch einfach schlecht? Wir haben zehn Debüts für euch zusammengestellt, die man heute nicht mehr unbedingt auf dem Schirm hat.

von Timon Menge

1. Bee Gees – The Bee Gees Sing And Play 14 Barry Gibb Songs (1965)

Wer den Namen Bee Gees hört, denkt unweigerlich an Night Fever und Stayin’ Alive, denn diese Gruppe steht vor allem für eins: Disco. Die Gebrüder Gibb haben allerdings auch ein Vorleben und bewegen sich zu Beginn ihrer Karriere eher auf den Spuren des Folk. So auch auf ihrem ersten Album, das 1965 exklusiv in Australien erscheint und dort den Grundstein für den Erfolg der Gruppe legt. Achtung: Es gibt auch noch ein Bee-Gees-Album mit dem Titel 1st (1967), doch The Bee Gees Sing And Play 14 Barry Gibb Songs erscheint bereits zwei Jahre vorher.

2. The Golden Earrings – Just Ear-Rings (Golden Earring) (1965)

Wie so viele Rocker der Sechziger und Siebziger haben Golden Earring vor ihrem großen Durchbruch mit Radar Love als Beat-Truppe angefangen. Kein Wunder, erobern zu jener Zeit doch gerade die Beatles den Planeten und beeinflussen Tausende Musiker*innen weltweit. So auch The Golden Earrings, wie die niederländische Gruppe in ihren Anfangstagen noch heißt. Wenn man sich das Debüt der Band heute anhört, triefen die Beatles aus jeder Pore. Gut, dass Golden Earring später nicht nur einen neuen Namen, sondern auch ihren eigenen Stil gefunden haben.

3. David Bowie – David Bowie (1967)

Zunächst: Ja, es gibt zwei Bowie-Alben mit dem Titel David Bowie, nämlich einmal von 1967 und einmal von 1969. An dieser Stelle soll es um das erste der beiden gehen, das noch nicht wirklich nach dem klingt, was wir von Bowie kennen. Stattdessen widmet sich der exzentrische Brite auf seinem Debütalbum dem Zeitgeist, der Mitte der Sechziger im Swinging London herrscht und setzt auf psychedelische Folk-Sounds mit poppigen Einschlägen. Zum Weglaufen ist das nicht, aber Bowies spätere Werke klingen eindeutig runder.

4. George Harrison – Wonderwall Music (1968)

Was die Mitglieder der Beatles abseits ihrer Hauptband so veröffentlicht haben, klingt selten nach den Beatles. Das gilt auch für Wonderwall Music, das erste Solowerk von Gitarrist George Harrison, der maßgeblich für den indischen Einfluss der Beatles verantwortlich ist. So entdeckt Harrison während der Dreharbeiten zum zweiten Beatles-Film Help! die Sitar für sich, weil ein solches Instrument für den Streifen als Requisit benutzt wird. Wenig später legt er sich in London selbst eine zu und verliert sich in der indischen Musik. Genau das hört man auch auf seinem ersten Soloalbum, das zwischen den Aufnahmesessions von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (1967) und dem „White Album“ (1968) entsteht, also in einer Phase, in der das Verhältnis zwischen den Beatles bereits ziemlich angespannt ist.

 5. Free – Tons Of Sobs (1969)

All Right Now kennen wir alle, klar. Ihren größten Hit veröffentlichen Free allerdings erst auf ihrem dritten Album Fire And Water (1970). Als die Briten ihr Debüt aufnehmen, ist noch keines der Bandmitglieder 20 Jahre alt. Bassist Andy Fraser soll während der Entstehung sogar erst 16 gewesen sein. Davon merkt man aber nicht viel, denn auf Tons Of Sobs geht ganz schön die Post ab, vor allem handwerklich.

 6. Genesis – From Genesis To Revelation (1969)

Die Geschichte von Genesis lässt sich grob in zwei Abschnitte unterteilen: die Prog-Phase und die Pop-Phase. Doch davor unternehmen auch Genesis ihre ersten Gehversuche im folkigen Psych-Pop der Sechziger. Qualitativ lässt sich über diese Platte sicher streiten, aber immerhin: Noel Gallagher von Oasis findet sie super.

7. Yes – Yes (1969)

Wer in dieses Debüt einsteigen möchte, braucht starke Nerven. Ende der Sechziger sind Namen wie Steve Howe, Rick Wakeman und Roger Dean bei Yes noch kein Thema. Auch eigene Songs sind noch Mangelware, weshalb sich die Briten mit Coverversionen wie Every Little Thing von den Beatles behelfen müssen. Handwerklich gibt es nichts zu meckern. Das überrascht nicht, denn als Yes ihr erstes Album aufnehmen, haben sie schon mächtig Tour-Erfahrung. Inhaltlich geht es im Lauf der Siebziger aber (zum Glück) noch kräftig bergauf.

8. Alice Cooper – Pretties For You (1969)

Zu Beginn seiner Karriere steht Alice Cooper noch bei Straight Records unter Vertrag, der Plattenschmiede von niemand geringerem als Frank Zappa. Das nimmt hörbaren Einfluss auf Coopers Erstgeborenes Pretties For You, denn straighten Hardrock gibt es hier noch nicht zu hören. Stattdessen wuselt sich Tante Alice durch einen 38-minütigen psychedelischen LSD-Trip, der keinen Schnörkel auslässt. Coopers griffige Rock-Kompositionen lassen sich hier möglicherweise erahnen, aber wenn ihr eure Freund*innen mit dem Interpreten dieser Platte überrascht, dürfte die Antwort in neun von zehn Fällen folgendermaßen lauten: „Bitte, was?“

9. Thin Lizzy – Thin Lizzy (1971)

Unabhängig vom wirklich sehr coolen Albumcover bietet das Debüt von Thin Lizzy sicher Diskussionsstoff. Und das obwohl das Personal mit Sänger und Bassist Phil Lynott, Gitarrist Eric Bell und Schlagzeuger Brian Downey schon ziemlich hochkarätig ist. Trotzdem: Man merkt der Gruppe den Anfängerstatus noch zu sehr an. Und so richtig gut waren Thin Lizzy vor allem mit Brian Robertson und Scott Gorham an der Gitarre.

10. Scorpions – Lonesome Crow (1972)

Nicht viele wissen, dass es sich beim ersten Album der Scorpions um einen Soundtrack für den Antidrogenfilm Das kalte Paradies handelt. Dementsprechend düster klingt die Platte, was zwar nicht untypisch für die Scorpions ist, sich aber deutlich vom Achtziger-Hardrock der Gruppe abhebt. Außerdem handelt es sich bei Lonesome Crow um das einzige Scorpions-Album, bei dem Michael Schenker zum festen Line-up gehört.

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