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Popkultur

40 Jahre Melvins: Die wichtigsten Songs der Grunge-Wegbereiter

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The Melvins HEADER
Foto: Tim Mosenfelder/Getty Images

Nirvana, Soundgarden, Alice In Chains… sie alle haben eines gemeinsam: Die Melvins als großen Einfluss. 1983 feiert die einflussreichste unbekannte Band der Welt ihren 40. Geburtstag. Hier kommen die wichtigsten Songs der schroffen Schraddel-Chefs.

von Björn Springorum

Man kann die Bedeutung der Melvins ganz kurz zusammenfassen: Ohne sie würde es Nirvana so nicht geben. Der junge Kurt Cobain ist ein riesiger Fan der Band aus Montesano, Washington, hilft auch mal als Roadie aus. Durch die Melvins lernt Cobain überhaupt erst Dave Grohl kennen. Die Geschichte der größten Grunge-Band aller Zeiten wäre ohne diese Rumpeltruppe also ganz anders gekommen.

Wie Hardcore Punk, nur langsamer

1983 gründet Strubbelkopf Buzz Osborne die Melvins, anfangs spielen sie Cover von The Who und Jimi Hendrix, später gehen sie in der Hardcore-Punk-Szene der Westküste auf. Richtig zu den Melvins werden sie aber erst, als sie sich entscheiden, die Ingredienzen dieser Musik (DIY, Härte, dreschende Riffs) einfach mit stark gedrosselter Geschwindigkeit zu spielen. Das machte sie zu Underground-Helden, die nie so groß werden sollen wie die Bands, die sie beeinflussen. Dennoch ist dieser Einfluss unermesslich: Nirvana, Soundgarden, Faith No More, Tool, Slipknot, Mastodon oder die gesamte Stoner-Doom-Bewegung haben dieser Band sehr viel zu verdanken. Besonders liegt das an diesen fünf Songs:

Heater Moves And Eyes (1987)

Das Melvins-Debüt Gluey Porch Treatments ist eine bizarre Ausahmeerscheinung. Abschreckend und abstoßend für die meisten, ein Hohefest des Lärms für die anderen. Diese anderen, das sind eben Typen wie Kurt Cobain oder Dave Grohl, die sich beide unabhängig in diese schroffe, abgefuckte Musik verlieben. Grohl selbst nennt die Platte „härter als Sabbath“, für Cobain wird sie zum gewaltigen Einfluss. Songs wie das psychotische, nagende, metallisch sägende Heater Moves And Eyes bereiten aus den Schatten den Siegeszug des Grunge vor, ohne die Absicht zu haben, selbst bei der Parade mitzureiten. Musik von Outsidern für Outsider, die dann zufällig die Welt erobern.

Vile (1989)

1989 erscheint das zweite Melvins-Album Ozma. Es nimmt die Kraft des Metal, die Schnoddrigkeit des Punk und die Tristesse dessen, was später als Grunge bekannt sein wird, und schmiedet ein bewusst rohes, hässliches, dissonantes Biest daraus. Holpernde, schwere Drums, gequälte Gitarren, Vocals von der anderen Seite des Raumes… der Opener Vile kann gut und gern als Blaupause für vielen von dem gelten, was danach in Seattle passiert.

Boris (1991)

Bis in die frühen Neunziger hinein sind die Melvins eher für kurze, schleppende, ruppige, verstörende Studien bekannt. Das ändert sich 1991 mit Bullhead: Gleich der Opener Boris geht mit über achteinhalb Minuten Länge ins Ziel und schlabbert mit Sabbath im Hinterkopf verwegen, dröhnend und verkommen zwischen den Kniekehlen. Ein essentieller Sludge-Morast, dem eine mittlerweile weithin beliebten japanischen Band ihren Namen verdankt.

Honey Bucket (1993)

Wenn Metal-Bands wie Lamb Of God oder The Dillinger Escape Plan einen Song wie Honey Bucket zu ihren erklärten Lieblingsliedern zählen, kann man schon mal aufhorchen. Kommt ja nicht jeden Tag vor, dass eine Noise-Rock-Band über alle Schubladen hinweg Fans hat. Die Melvins aber schon. So kommt es dann auch, dass die seltsamen Underdogs 1993 plötzlich bei Atlantic Records unter Vertrag stehen, weil Kurt Cobain nicht aufhört, von ihnen zu reden. Houdini macht dennoch nichts anders als die Vorgänger, was die Plattenfirma irgendwann auch merkt. Immerhin kommen Songs wie das mächtige Honey Bucket mit seinem fetten, saftigen Riff und frenetischem Tempo dann mal über die üblichen Insiderkreise hinaus.

Revolve (1994)

Mit ihrer zweiten Atlantic-Platte Stoner Witch erweisen sie nach ihren Diensten für den Grunge einem anderen Genre Geburtshilfe: Allein der Titel des Albums ist der Blueprint für hunderte ähnlich geratene Stoner-Bandnamen zwischen Bongzilla, Belzebong oder Acid Witch. Songs wie Revolve gestalten sich dann aber doch eher in Richtung Rock und Grunge, passend dazu liefert Osborne hier eine bärbeißige, raue Hard-Rock-Gesangsperformance ab. Besonders gelungen: Das monotone, hypnotische Abschlussriff, in dem es sich herrlich versinken lässt.

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