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Popkultur

Zeitsprung: Am 16.3.1981 erscheint „Breaker“ von Accept.

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Accept Breaker Cover

"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 16.3.1981.

von Matthias Breusch und Christof Leim

Ohne künstlerische Kompromisslosigkeit wird es nichts mit einem Dauerparkplatz auf dem Olymp. Accept allerdings ziehen durch – und liefern am 16. März 1981 mit Breaker den unüberhörbaren Startschuss für goldene Jahre des Edelstahls.

Hier könnt ihr das komplette Album erleben:

Der Titel des Werks ist bewusst gewählt. Breaker bedeutet im Jargon des Elektrikers „Unterbrecher“. Und exakt dies haben Accept im Dezember 1980 im Sinn, als sie bei klirrender Kälte im Studio ihres Produzenten Dirk Steffens anrücken: den Schalter umzulegen. Denn mit dem Vorgängeralbum I’m A Rebel ist die Band alles andere als glücklich.

Von den Verantwortlichen ihres Krautrock-Labels Brain über lange Zeit massiv bedrängt, kommerziell verwertbare Songs zu liefern, sehen sie sich in einer Sackgasse voller netter, aber harmloser Liedchen gefangen. Statt weiterhin als Schattenversion ihrer Labelkollegen Scorpions zu verblassen, entwickeln sie für Breaker eine radikale Mixtur mit sämtlichen Markenzeichen, die sie als Mitbegründer des metallischen Klassizismus berühmt machen sollen.

Peitschenhiebe für die Insel

Im Kern des Albums steht ein Lied mit dem herzigen Titel Son Of A Bitch. Das widmet die Band inklusive blütenzarter Stichworte wie „asshole“ und „cocksucking motherfucker“ speziell dem Personal aus dem Artist & Repertoire-Büro von Brain. Oder wie Sänger Udo Dirkschneider es ausdrückt: „Die Nummer war eindeutig gegen die Plattenfirma gerichtet.“ Bei Brain bleibt man gelassen und lässt den wütenden Klienten freien Lauf, besteht allerdings darauf, dass für moralisch empfindliche internationale Marktplätze eine abgemilderte Variante aufgenommen wird. Briten, Amerikaner und Japaner kommen daher in den Genuss des poetisch kaum weniger freundschaftlichen Born To Be Whipped.

Accept Breaker Cover

Ihr Lieblingsmaterial für die Bestückung der in Frage kommenden Peitschenschnüre durchzieht auch die optische Aufmachung des Albums. Auf dem Backcover findet sich eines der legendärsten Fotomotive der Metal-Geschichte: zwei aneinander gelehnte Flying-V-Gitarren, verknüpft mit rostfreiem Stacheldraht.

Messerscharf geschliffen

Der Erfolg von Breaker ruht neben Ohrwürmern wie dem Titelsong und Burning auf mehreren Säulen: In Wolf Hoffmann haben Accept einen Leadgitarristen von Weltklasse, in Udo einen Frontmann, dessen rostige Kettensägen-Stimme auf dem Planeten der Harten ähnlichen Kultstatus erringen wird wie das leiernde Geschnörgel von Ozzy Osbourne, und im Studio sitzen mit Dirk Steffens und dem ehemaligen Accept-Gitarristen Michael Wagener als Toningenieur gleich zwei Mischpult-Dirigenten von Format, die das Album in einen messerscharf geschliffenen Rahmen fassen. Für Wagener wird Breaker das Sprungbrett in eine unvergleichliche kalifornische Karriere als Top-Produzent diverser Stadionbands wie Dokken, Alice Cooper und Skid Row. Auf sein Konto geht auch der Mix von Master Of Puppets.

Accept

Die klassische Besetzung im Uhrzeigersinn: Jörg Fischer (g), Wolf Hoffmann (g), Udo Dirkschneider (v), Stefan Kaufmann (dr) und Peter Baltes (b). Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images

Als Managerin agiert Hoffmanns spätere Gattin Gaby Hauke, die nach Abschluss der Aufnahmen im Januar 1981 zur Band stößt und die Jungs auf Anhieb als Vorgruppe der Europatour von Judas Priest unterbringt. Dies beschert Accept den Vollkontakt mit der perfekten Zielgruppe. Die Basis für den endgültigen Durchbruch ist damit bereitet.

Startschuss

Alles, was danach kommt, ist buchstäblich Geschichte: Mit einer stabilen Besetzung nimmt die Band, deren turbulente Wanderjahre durch Jugendzentren und Kellerlöcher bis in die frühen Siebziger zurückgehen, einen Klassiker nach dem anderen auf; zunehmend auch mit Gaby als kreativer Direktorin im Hintergrund und als Texterin unter dem Pseudonym Deaffy und. Die stilprägenden Momente von Restless & Wild (1982), Balls To The Wall (1983) und Metal Heart (1985) machen Accept zur lebenden Legende.

Dennoch behält Son Of A Bitch auf den immer größer werdenden Welttourneen seinen Stellenwert in der Setlist. Auch auf dem Livedokument der Gipfeljahre, dem opulenten Doppelalbum Staying A Life von 1990, ist es zwischen Hymnen wie Neon Nights und Krachern wie Fast As A Shark selbstverständlich vertreten: als Symbol für ihren ganz persönlichen Urknall.

Zeitsprung: Am 2.10.1982 geben sich Accept „Restless And Wild“.

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