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Popkultur

Aerosmith: Alle Alben im ultimativen Ranking

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Aerosmith
Foto: Jeff Kravitz/FilmMagic/Getty Images

Ist Get A Grip wirklich so schlecht wie alle denken? Und wie gut ist eigentlich Toys In The Attic? Hier kommt unsere Einschätzung aller 15 Platten der bösen Jungs aus Boston.

von Björn Springorum

2023 feiern wir 50 Jahre Aerosmith. Und auch wenn ihre Bühnenkarriere langsam den Ende entgegen geht, ist das noch lange kein Grund, huldvoll vor ihrem Gemächt-, äh, Vermächtnis zu knien. 15 Platten haben Steven Tyler, Joe Perry, Tom Hamilton, Joey Kramer und Brad Whitford zwischen 1973 und 2012 veröffentlicht, über 150 Millionen Tonträger haben sie weltweit verkauft. Wie viel Gold und Platin es dafür gab, wissen wahrscheinlich nicht mal Aerosmith selbst. Konzentrieren wir uns also lieber auf diese Frage: Welches ist denn eigentlich die beste Platte? Welches die mieseste? Welche ist unterschätzt, welche gar überschätzt? Vorhang auf für unser ultimatives Ranking.


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15. Nine Lives (1997)

1993 veröffentlichen Aerosmith mit Get A Grip ihr erfolgreichstes, wenn auch wenig geliebtes Album. Der Nachfolger Nine Lives fühlt sich vier Jahre später wie das lieblose Sequel zu einem Blockbuster an, nach dem eigentlich niemand gefragt hat. Die Produktion verläuft katastrophal, die Band klingt viel zu bemüht hip und angesagt. Cool ist hier die Nummer The Farm mit ein wenig Britpop-Charme (echt). Der Rest ist leider Meterware.

14. Just Push Play (2001)

Der Nachfolger ist ähnlich schlimm, bemüht, verkrampft: Zwar versuchen Aerosmith hier wieder mehr, sich auf ihre Kernkompetenz zwischen Blues und Sleaze zu berufen; doch Songs wie dieser Fremdscham-Versuch Jaded, mit dem sie in den Alternative Rock vordringen wollen, gehen dann aber deutlich nach hinten los. Auch der Versuch, bei Outta Your Head ihre Walk-This-Way-Geister wieder heraufzubeschwören, wird zum sehr peinlichen Rap-Rock-Flop. Joe Perry sieht 2010 ein: „Dieses Album hat mir gezeigt, wie man ein Aerosmith-Album nicht macht.“ Stimmt.

13. Music From Another Dimension (2012)

Es ist wohl schon das größte Kompliment, dass die nach wie vor aktuelle Aerosmith-Platte Music From Another Dimension nicht auf dem letzten Rang gelandet ist. Liegt nicht daran, dass sie besonders gut ist; vielmehr überwiegt die Freude, dass elf Jahre nach Just Push Play zumindest noch ein Album in der Vita steht, das ein versöhnlicheres Ende bedeuten würde – Joe Perry sei Dank.

12. Rock In A Hard Place (1982)

Ist ein Aerosmith-Album ohne Joe Perry eine gute Idee? Hört man ja: nee. Die einzige Veröffentlichung der Bostoner ohne ihren essentiellen Gitarristen klingt lauwarm, will nicht recht in die Gänge kommen und stürzt Aerosmith in eine ernste Krise. Nicht, dass Perry-Substitut Jimmy Crespo eine schlechte Figur macht; Rock In A Hard Place klingt nur irgendwie so, als würde eine Cover-Band unveröffentlichte Aerosmith-Songs spielen.

11. Done With Mirrors (1985) 

1985 ist Joe Perry zurück, die Band zumindest etappenweise aus Bergen von Koks aufgetaucht, alles soll wieder so werden wie früher. Die Energie ist durchaus zurück, Lust am Experimentieren auch. Das einzige, was fehlt, sind eben Hits. Dennoch befindet sich manch kleines Juwel auf der Scheibe – der Swagger von Gypsy Boots zündet zumindest noch heute.

10. Honkin’ On Bobo (2004)

Zwölf Jahre vor Blue & Lonesome von den Rolling Stones arbeiten sich Areosmith auf Honkin’ On Bobo an ihren Blues-Vorbildern ab. Nach allem, was die Band davor abgeliefert hat, ist das höchst willkommen, ein unschuldiger, heißblütiger Streifzug durch Bo Diddley, Willie Dixon oder Fleetwood Mac (Stop Messin’ Around). Kein ganz großer Geniestreich, aber zur damaligen Zeit äußerst heilsam.

9. Draw The Line (1977)

1977 zeigen sich bei Aerosmith so langsam erste Abnutzungserscheinungen. Überarbeitet, ständig high, nur unterwegs… die Jahre seit Toys In The Attic fordern ihren Tribut. Da hilft es auch nicht, dass man sich in einem leerstehenden Kloster in New York City einquartiert und die Mandolinen und Banjos hervorholt. Killer (Draw The Line) und Filler (Critical Mass) halten sich hier die Waage, doch was vor allem hängenbleibt, ist der Mut der Band, nicht einfach das Rezept des erfolgreichen Vorgängers zu wiederholen.

 8. Night In The Ruts (1979)

Ein Beweis für die Größe dieser Band ist Night In The Ruts: Während alles implodiert, während Joe Perry hinwirft und die Berge an Koks immer größer werden, schaffen es Aerosmith irgendwie dennoch, ein kerniges, rohes, grobkörniges Rock-Album rauszuhauen. Steven Tyler liebt die Platte bis heute: „Eine verdammte Sonnenfinsternis“, nannte er sie mal. Recht hat er: Dramatische Songs wie Remember (Walking In The Sand) sind von einer fiebrigen, ahnungsvollen Aura durchdrungen.

7. Get A Grip (1993)

In aller Fairness: Das Album ist bei weitem nicht so schlecht wie alle sagen! Klar sind vielleicht ein bisschen viel Balladen drauf, aber hey, das sind die frühen Neunziger und MTV braucht Futter. Außerdem sind Crazy, Cryin’ und Amazing schlichtweg saugute Songs. Da sollte man mal nicht so hart sein.

6. Permanent Vacation (1987) 

Für die Band mag Done With Mirrors zwei Jahre zuvor schon das Comeback gewesen sein. Für den Rest der Welt gelingt das erst mit diesem Album. Permanent Vacation klingt heute vielleicht ein klein wenig in die Jahre gekommen, doch die Platte macht einfach immer noch Bock – vom explosiven Opener Heart’s Done Time über das lässige Rag Doll bis zum albernen Mötley-Crüe-Diss Dude (Looks Like A Lady).

5. Get Your Wings (1974) 

Im Grunde macht die Band hier alles wie auf ihrem Debüt Aerosmith. Nur ein kleines bisschen besser. Konzentrierter, dichter, selbstbewusster. Ein zweites Dream On ist zwar nicht drauf, dafür Perlen wie Lord Of The Thighs (was ein Titel) und das jenseitige Seasons Of Wither. Hier spielt eine Band, die sich bereit macht für den großen Sprung.

4. Aerosmith (1973)

Vielleicht ist alles noch ein wenig naiv und unausgereift auf Aerosmiths Debüt. Das macht aber den Charme der Platte aus – ein großes Hard-Rock-Werk aus den frühen Siebzigern, gekrönt von Dream On, einem der legendärsten Rock-Songs überhaupt. Interessiert damals nur keinen – weil ein gewisser Bruce Springsteen am selben Tag ebenfalls seine erste Platte veröffentlicht. Na, der Ärger wird mittlerweile verflogen sein.

 3. Pump (1989) 

Und so klingt es dann, wenn eine Band nach einem erst wackeligen und dann starken Comeback wieder fest im Sattel sitzt und nur so strotzt vor Selbstbewusstsein: Pump beendet die Achtziger mit einem standesgemäß überlebensgroßen Sound, mit großen Gesten, breitbeiniger Haltung, anzüglichen Hits wie Love In A Elevator, kontroversen Songs wie Janie’s Got A Gun und dem grandiosen Blues-Ausklang What It Takes.

2. Rocks (1976)

An der Spitze wird es eng: Eigentlich hätten Rocks und Toys In The Attic beide den ersten Platz verdient. Wir weisen Rocks nur deswegen Rang zwei zu, weil hier alles vielleicht ein bisschen zu sehr klingt wie auf dem Vorgänger, der Aerosmith den großen Durchbruch beschert. Ist ja aber auch irgendwie klar: Die Platte erscheint nur ein Jahr später. Back In The Saddle ist bis heute unübertroffen, Lick And Promise steht im Aerosmith-Kanon auch ganz oben. Die Produktion packt zu, die Band spielt entfesselt… Mitte der Siebziger können die Bostoner gar nichts falsch machen.

1. Toys In The Attic (1975)

Unsere Nummer eins steht auch deswegen ganz oben, weil der Sprung von Get Your Wings zu Toys In The Attic ein großer ist: 1975 schält sich eine neue Megaband aus dem Kokon, eine wilde, gefährliche, zügellose Truppe, die alle Versprechen ihrer ersten beiden Platten einlöst. Die Grooves sitzen, die Riffs sind schwer und hart (Round And Round geht als Metal durch), sogar dem Fifties-Blues huldigen sie überzeugend (Big Ten Inch Record). Ein Manifest des Siebziger-Rock, eine Ikone, das Abum, das Aerosmith zu Aerosmith macht. Das verdient nichts anderes als die Pole Position.

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