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Popkultur

„Jeder Song hat ein paar Fehler!“ – Airbourne im Interview zu ihrem neuen Album „Boneshaker“

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Airbourne 2019
Foto: Travis Shinn

Für die Aufnahmen ihres fünften Studioalbums Boneshaker zog es die australischen Hard-Rocker von Airbourne in die USA – genauer gesagt ins geschichtsträchtige Studio A in Nashville. Dort spielte die Band, unter Anleitung des dort ansässigen Produzenten Dave Cobb in wenigen, live eingespielten Takes das gesamte Album ein.

Boneshaker ist auf das absolut Wesentliche reduziert: Zehn Songs und dreißig Minuten lang gibt es Oldschool-Rock’n’Roll, der die Vorbilder und Wegbereiter*innen (allen voran AC/DC) ordentlich hoch- und vor allem aufleben lässt. Wir trafen Schlagzeuger und Gründungsmitglied Ryan O’Keefe und Gitarrist Matt „Harri” Harrison zum Interview in Berlin.

 von Markus Brandstetter

Hört hier in die Single Boneshaker von Airbourne rein

Für euer neues Airbourne-Album Boneshaker habt ihr erstmals mit dem Produzenten Dave Cobb gearbeitet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Ryan: „Wir wollten das Album live aufnehmen – zusammen in einem Raum, als Band. Gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten trifft man aber meistens auf Produzenten, die alles isoliert aufnehmen wollen. Das macht das Mixen ja auch einfacher. Man hat das Schlagzeug in einem Raum, die Verstärker in einem anderen. Man hört die Dinge anders. Wenn die Band in einem Raum aufnimmt, kann das für einen Produzenten zum Albtraum werden, vor allem, wenn es ihm um Perfektion geht. Aber darum ging es uns gar nicht.

Mit Dave war es toll, denn er ließ Imperfektion auf den Songs zu. Ich denke, jeder Song auf dem Album hat ein paar Fehler, aber das gibt den Stücken Charakter. Die Leute, die das Album kennen, erzählen uns außerdem, dass sie jedes Mal neue Dinge in den Songs entdecken. Das macht die Sache speziell.”

Wie viele Takes habt ihr denn pro Song so gebraucht?

Harri: „Ein oder zwei Takes, mehr nicht. Es ging sehr schnell. Schließlich haben wir mit Dave viel über unsere Lieblingsalben gesprochen – und nie ging es dabei um perfekte Alben. Egal, ob es sich um Alben von The Rolling Stones, The Beatles, AC/DC oder Led Zeppelin handelt: Es gibt Fehler darauf, aber sie fangen alle eine bestimmte Energie ein. Genau das wollten wir ebenfalls erreichen. Die Hälfte der Zeit schafften wir die Takes, ohne dass wir es selbst mitbekommen hätten. Wir dachten, wir arbeiten gerade an Teilen, stecken die Songs erstmal ab – dann kam Cobb rein und sagte: ‚Das ist es, Jungs. Wir haben’s!’


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Es brauchte ein, zwei Wochen um uns auf diese Arbeitsweise einzustellen. Zunächst dachten wir uns: Häh, wie soll das fertig sein, wir kennen ja das Stück noch nicht mal richtig. Aber dann hörten wir es uns mit etwas Abstand an und merkten, dass die Energie durch die Lautsprecher auf uns zukam. Das war eine tolle Art, zu arbeiten. Alles fühlte sich neu an. Dave Cobb hilft wirklich dabei, den modernen Anspruch an Recording wieder in diese Richtung zurückzuführen – und nicht alles zu polieren. Viele moderne Alben klingen alle gleich, zu perfekt und seelenlos. Es ging darum, dass das Album Seele und Energie versprühen soll.“

Spürt man einen gewissen Druck, wenn man weiß: Es geht jetzt um den perfekten Take?

Ryan: „Nein, das ist ganz leicht. Es fühlte sich nicht anders an, als in unserem Proberaum in Melbourne zu stehen. Der einzige Unterschied: Da war eben ein Typ, der uns dabei aufnahm. Seit ich elf Jahre alt bin und das erste Mal mit meinem Bruder [Airbourne-Sänger Joel O’Keefe – Anm. d. Red.] gespielt habe, erinnere ich mich daran, wie es sich anfühlt, ein Riff zum ersten Mal zu spielen. Wenn du es danach spielst, ist es immer noch cool – aber wenn du es zum ersten Mal spielst, schaust du dich gegenseitig an und weißt, du bist gerade auf irgendwas gestoßen.

Dave Cobb hat einfach recht, wenn er sagt, der erste Take ist immer der bemerkenswerteste. Deswegen war das genial – man muss als Produzent aber schon viel Mut haben, ein Album so anzugehen. Das ist in dieser Industrie oft so: Leute, die etwas total einfach aussehen lassen, machen meistens einen extrem guten Job.“

 

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Die Rolle eines Produzenten ist ja nicht ganz definiert: Manche greifen ins Songwriting ein und sind quasi Teil der Band, andere drücken einfach nur den Aufnahmeknopf. Wo war Dave Cobbs Rolle anzusiedeln?

Ryan: „Ein bisschen was von allem. Er war der Projektmanager. Er wusste, wann die Songs gut waren, die Lyrics gut waren oder noch Arbeit brauchten. Er wusste, was zu tun war und machte Vorschläge. Er ist sehr smart in dem, was er tut – und sehr bewandert in der Musikgeschichte.”

Ihr kamt also großteils mit unfertigen Songs ins Studio?

Ryan: „Wir hatten viel Zeit, an Riffs zu arbeiten, Songs zu schreiben. Demos hatten wir keine gemacht, aber über diesen Punkt sind wir bereits hinweg. Wir wollen nicht mehr mit 15 Demoaufnahmen ankommen und diese im Studio polieren. Die Band ist an einem Punkt, an dem wir etwas besonderes an einem Tag einfangen wollen. Es gibt keinen Song in Melbourne, den wir in Nashville dann genau so aufgenommen hätten. Es wurde alles neu gemacht.”

Harri: „Wir haben einfach jeden Tag etwas ganz Neues gemacht. Es gibt keinen Song, an dem wir am Vortag gearbeitet hatten und gesagt: ‚Lass uns morgen weitermachen’.“

Wie lange wart ihr insgesamt im Studio?

Ryan: „Sechs Wochen, fünf davon haben wir aufgenommen. Das Mixing dauerte anschließend noch eine Weile.“

Wir reden hier natürlich nicht von irgendeinem Studio, sondern dem Studio A in Nashville, ein historischer Ort. Wie war es, in dieser Umgebung aufzunehmen

Ryan: „Die Umgebung, in der du aufnimmst, ist extrem wichtig für das Album. Man zehrt von den Geistern im Raum. Das half, die Platte so werden zu lassen. Dass Johnny Cash einen Meter von meinem Drumkit gesungen hat, das ist schon toll. Die Dellen im Boden sind wahrscheinlich von ihm gewesen.“

Harri: „Ja, von seinen Cowboystiefeln. Dave ist der Typ, der sich verantwortlich für die Geschichte des Studios fühlt und den Künstlern, die bei ihm aufnehmen, die Geschichte des Ortes näherbringt. Fast jeden Tag kam er mit irgendwelchen Fotos, zum Beispiel von den Rolling Stones, Johnny Cash oder Elvis, wie sie hier aufgenommen haben. Es war cool, ein Teil dieses Ortes zu sein, des Erbes eines berühmten Studios“.

„Let It Bleed“: Die Geschichte des ungewöhnlichen Album-Covers der Rolling Stones

Habt ihr auf Bandmaschine aufgenommen?

Ryan: „Ja, auf Tape. Wir haben immer schon auf Tape aufgenommen, das ging soweit, dass ich mir aus russischen Warenhäusern Bänder liefern ließ. Wir hätten es bei diesem Album nicht vorausgesetzt, aber Dave meinte nur: ‘Oh, das werden wir definitiv so machen. Natürlich nehmen wir auf Tape auf!’ “

Harri: „Dave meinte nur: ‘Warum zum Teufel sollten wir denn NICHT auf Band aufnehmen?’ Das war seine Antwort.”

Ryan: „Als ich Dave erzählte, dass ich mir immer Tape aus Russland kommen ließ, meinte er nur: ‘Das ist seltsam! Der Drummer sollte sich nicht darum kümmern müssen, Bänder zu besorgen. Ihr sollt euch um die Songs kümmern, der Produzent kümmert sich um sowas.’“

Hattet ihr auch die Möglichkeit, etwas von Nashville zu sehen?

Ryan: „Ja, wir sind ein paar Mal ausgegangen. Tolle Stadt. Eine Menge Musik, tolle Musiker. Es ist schön, in einer Stadt zu sein, die Gitarrenmusik schätzt. Denn viele Orte auf dieser Welt tun das ja nicht. Die schätzen nur Computer, USB-Sticks und schräg aufgesetzte Baseballcaps. Es ist gut, ein Schulterklopfen zu fühlen. Du gehst aus dem Studio und da steht plötzlich ein Typ auf der Straße und spielt Thunderstruck. Das ist cool, ein perfekte Stadt für Musik.“

 

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Wie würdet ihr die Platte denn selbst beschreiben?

Ryan: „Die hier macht mehr Spaß als die davor. Es ist Good Time Rock’n’Roll. Die Band hat viele verschiedene Sachen gemacht, aber Boneshaker zeigt, worum es bei der Band geht. Nämlich darum, eine gute Zeit zu haben. 30 Minuten, du sollst sie auflegen und Spaß dabei haben.“

Wann kamen die Lyrics ins Spiel?

Ryan: Wir kümmerten uns zunächst um die Instrumentals, Schlagzeug, Gitarren, Bass, alles zusammen. Wir haben die Energie eingefangen – und dann nutzen wir diese Aufnahmen, um Inspiration für die Texte zu finden. Das ging dann ziemlich einfach.“

Waren die Gesangsaufnahmen dann auch spontan und intuitiv?

Ryan: „Das dauerte nicht lange. Joel hat die Gesangsspuren nicht in der Gesangskabine aufgenommen, sondern am Mischpult.“

Harri: „Bei ein paar Songs sogar mit einer extrem laut laufenden Anlage. So, als wäre es ein Live-Gig. Ein paar Bier, ein bisschen rumhüpfen und ausflippen”.

Ryan: „Deswegen gibt’s da eine Menge Bleed auf den Aufnahmen.“

Harri: „Es gab ja auf den Instrumentalaufnahmen schon extrem viel Bleed – die Bassmikros, die ins Schlagzeugmikrofon ausstreuten, das Schlagzeugmikrofon, das in die Mikros der Gitarrenamps ausstreute. Und dann nimmt Joels noch die Vocals auf mit einer PA, die ihm ins Gesicht bläst.“

Airbourne kündigen ihr neues Album „Boneshaker“ an

Nahmt ihr euer eigenes Equipment mit ins Studio?

Harri: „Es war ja meine erste Platte mit der Band – aber mir wurde gesagt, es war die kleinste Menge an Equipment, das wir je mitnehmen mussten. Wir sind rübergefahren mit der Einstellung, ohne riesige Optionen vorzugehen und nicht mit dreißig Gitarren rumzuspielen und Zeit zu verschwenden. Ein paar Gitarren, ein paar Amps, mehr haben wir nicht mitgenommen. Nicht nur das Studio, auch Dave Cobb hat eine riesige Sammlung an Schlagzeugen, Amps, Gitarren.

Die ersten ein, zwei Tage waren wir wie Kinder im Süßwarengeschäft. Dave Cobb ist da genau so wie wir. Er hat mit Joel und mir über Gitarren abgenerdet. Am Ende wurde es dann eine Mischung aus Equipment, das wir mitgebracht hatten und Dingen, die bei ihm rumstanden. Wir entschieden uns einfach für das, was gut klang und machten uns nicht allzu viele Gedanken. Es sollte nicht zu kompliziert werden. Die Songs sollten wie der Raum klingen, in dem sie aufgenommen worden. Wenn ich mir die Aufnahmen anhöre, fühle ich mich in den Raum zurückversetzt. Das ist wirklich cool.”

Man hört also das Studio A raus.

Ryan: „Ja, absolut.“

Lasst uns über das Mixing sprechen – das ist ja bei einer live aufgenommen Platte wie eurer – Stichwort: Bleeding – ja nochmal ein ganz eigenes Thema.

Ryan: „Ich glaube, Mixing wird zu wenig Respekt gezollt. Die Platte ist wahrlich nicht fertig, bevor der Mix fertig ist. Greg Gordon hatte wirklich eine Menge Arbeit vor sich. Wenn man alles isoliert aufnehmen, ist es einfacher zu mixen – aber eine Platte zu mischen wie damals in den 1970er-Jahren, dazu braucht es einen echten Profi. Aber es gibt diese Typen noch, und wir hatten das Glück, einen von ihnen zu haben.“

Harri: „Mit Isolierung und Sound-Replacement ging die Kunst des Mixing auch irgendwie verloren. Für die Art von Album, die wir machen wollten und schlussendlich auch machten, brauchte es einen Oldschool-Typen wie Greg Gordon.“

Ryan: „Wir sind eine Oldschool-Band, wir brauchten einen Oldschool-Producer und einen Oldschool-Mixer, um das ganze zu schaffen.“

Popkultur

Zeitsprung: Am 30.9.1978 veröffentlicht Gary Moore „Back On The Streets“.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.9.1978.

von Christof Leim und Tom Küppers

Als Gary Moore am 30. September 1978 Back On The Streets veröffentlicht, hat er schon einige Bands hinter sich. Die Platte erscheint unter eigenen Namen, doch er kann auf helfende Freunde zählen. Insbesondere die Herren Lynott und Downey, zwei alte Bekannte aus Dublin, mischen mit.


Hört hier in Back On The Streets rein:

Klickt auf „Listen“ für das ganze Album.

Dass bei Gary Moore etwas mit Musik gehen würde, zeichnet sich schon früh ab: Mit zehn bekommt er seine erste Gitarre in die Finger, schon im Alter von 16 Jahren wird er 1968 von der Dubliner Band Skid Row rekrutiert (nicht verwandt oder verschwägert mit den gleichnamigen Hardrockern aus New Jersey). Nach dem Ende dieser Truppe gründet er die kurzlebige Gary Moore Band und veröffentlicht 1973 das Quasi-Soloalbum Grinding Stone. 1974 hilft er kurzfristig auf der Bühne und im Studio bei Thin Lizzy aus und betätigt sich parallel bei den Jazzrockern Colosseum II. Als Lizzy Anfang 1977 vor einer gemeinsamen US-Tour mit Queen ohne Gitarrist dastehen, springt Gary wieder ein.



Insbesondere mit Lizzy-Frontmann Phil Lynott versteht sich Moore auf künstlerischer und persönlicher Ebene hervorragend. Doch das Angebot fest bei der seinerzeit populärsten irischen Band einzusteigen, lehnt der Gitarrist noch ab. Zum einen will er seine Colosseum II-Kollegen trotz kommerziellen Misserfolgs nicht im Regen stehen lassen, zum anderen steckt er zu diesem Zeitpunkt schon in den Vorbereitungen für sein erstes „richtiges“ Soloalbum.



Back On The Streets wird im Frühjahr 1978 unter der Aufsicht des legendären Hardrock-Produzenten Chris Tsangarides eingespielt. Neben Studiogrößen wie dem späteren Toto-Schlagzeuger Simon Phillips gastiert mit Phil Lynott und Trommler Brian Downey die Rhythmussektion von Thin Lizzy gleich auf mehreren Stücken. Und auch kompositorisch hinterlässt Lynott deutliche Spuren: Abgesehen von einer gelungenen Neueinspielung des Lizzy-Hits Don’t Believe A Word in balladesker Form profitiert Moore zwei weitere Male von den schöpferischen Fähigkeiten seines Freundes.



Fanatical Fascists zeigt sich von der wuchtigen Simplizität des aufkeimenden UK-Punk inspiriert, für den Lynott große Sympathien hegt. Für die größere Überraschung sorgt Parisienne Walkways: Der gemeinsam von Lynott und Moore geschriebene Schmachtfetzen entpuppt sich als Hit, der im vereinigten Königreich bis auf Position acht der Single-Charts vordringt. Bis heute fesselt die Nummer durch ihre wunderbaren Gitarrenlinien, 2014 trägt sie den japanischen Eiskunstläufer Yuzuru Hanyu gar zum Punkte-Weltrekord im Kurzprogramm. Und selbstverständlich profitiert auch das am 30. September 1978 veröffentlichte Back On The Streets-Album in Sachen Verkaufszahlen von diesem kommerziellen Überraschungserfolg.

Eine weitere denkwürdige (weil einzigartige) Performance gibt es im Januar 1979 im Rahmen der BBC-Sendung The Old Grey Whistle Test zu bestaunen. Für diesen Anlass rekrutiert Moore mit Lynott, Lizzy-Klampfer Scott Gorham, Keyboarder Don Airey und Trommel-Gott Cozy Powell eine All-Star-Truppe ersten Kalibers. Die Interpretationen des Titelsongs von Back On The Street und Don’t Believe A Word sind absolut mitreißend, bei letzterem lässt sich Gary selbst von einer gerissenen Saite nicht aufhalten.



Zu diesem Zeitpunkt befindet sich der Gitarrist allerdings bereits wieder mit Thin Lizzy im Studio, um als festes Bandmitglied deren Album Black Rose: A Rock Legend (1979) einzuspielen. Jedoch verlässt er die von Drogenproblemen geplagte Band im Sommer während einer laufenden US-Tournee wieder. Von dem Moment an widmet er sich fast ausschließlich seinen musikalischen Alleingängen, mit denen er in den kommenden Jahrzehnten so wohl im Hard Rock als auch im Blues epochale Gitarrengeschichte schreiben wird.

Zeitsprung: Am 30.5.1980 landet Gary Moores G-Force auf dem Rockplaneten.

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Popkultur

„Monsters Of California“: Alles über den UFO-Film von Blink-182-Sänger Tom DeLonge

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Tom DeLonge HEADER
Foto: Christopher Polk/Getty Images

Blink-182-Fans wissen: Frontmann Tom DeLonge hat nicht nur ein Faible für Rock, sondern auch für Roswell. Schon seit vielen Jahren interessiert er sich für UFOs, außerirdische Lebensformen und alles, was damit zu tun hat. Mit Monsters Of California bringt er bald seinen ersten Film raus. Und darin geht es natürlich um …

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Nine von Blink-182 anhören:

… genau. In Monsters Of California hängt der Teenager Dallas Edwards am liebsten mit seinen verpeilten Freund*innen herum. Eines Tages findet die südkalifornische Clique zufällig einige Unterlagen von Dallas’ Vater, die darauf schließen lassen, dass er beruflich mit mysteriösen und paranormalen Ereignissen zu tun hat. Die Jugendlichen verknüpfen ihre Erkenntnisse miteinander, stellen Theorien auf — und werden auf einmal von uniformierten Männern mit Maschinengewehren umstellt. Spätestens jetzt wissen sie, dass etwas Großem auf der Spur sind. Doch sie haben natürlich noch keine Ahnung, wie groß ihre Entdeckung wirklich ist …

Tom DeLonge: Pop-Punk-Ikone und UFO-Fan

Die meisten kennen Tom DeLonge als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen Pop-Punks Blink-182. Doch der Kalifornier ist auch ein ausgewiesener Alien-Fan, der sich in seiner Freizeit ausgiebig mit UFO-Sichtungen, Area-51-Theorien, außerirdischen Lebensformen und paranormalen Aktivitäten beschäftigt. (Mit dem Song Aliens Exist vom Blink-182-Album Enema Of The State brachte er DeLonge beiden Leidenschaften 1999 unter einen Hut — und genau diese Nummer ist natürlich auch im Trailer von Monsters Of California zu hören.) Immer wieder hinterfragt und forscht er im Namen der Wissenschaft nach Aliens und sucht Erklärungen für diverse Verschwörungstheorien. Schräg, oder?

DeLonges Engagement geht so weit, dass er am 18. Februar 2017 zum Beispiel den „UFO Researcher of the Year Award“ von OpenMindTV verliehen bekam. 2015 erzählte er in einem Interview von einer mutmaßlichen Begegnung mit Außerirdischen — während eines Camping-Trips nahe der sagenumwobenen Area 51. „Mein ganzer Körper hat sich angefühlt, als sei er statisch aufgeladen gewesen“, versicherte der Sänger. Auch Freunde von ihm könnten über Begegnungen mit Aliens berichten. Außerdem verfüge er über Regierungsquellen und auch sein Telefon sei aufgrund seiner Forschungen schon abgehört worden. Wenn er meint …

Monsters Of California: Wann startet der erste Film von Tom DeLonge?

In den USA läuft Monsters Of California am 6. Oktober 2023 an, doch wann der Streifen in Deutschland erscheinen soll, ist bisher nicht klar. So oder so: Der Trailer verspricht mindestens einen unterhaltsamen Kinobesuch — nicht nur für Blink-182-Fans.

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blink-182: Alle Studioalben im Ranking

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Popkultur

Zeitsprung: Am 29.9.1986 trumpfen Iron Maiden erneut auf mit „Somewhere In Time“.

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Foto: Cover

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.9.1986.

von Christof Leim

In den Achtzigern stürmen Iron Maiden von einem Triumph zum nächsten. Dabei reiben sie sich fast bis zur Überlastung auf, halten aber konsequent Kurs und Niveau und entdecken neue Sounds. Am 29. September 1986 erscheint Somewhere In Time – und Eddie wird zum Cyborg.

Hier könnt ihr das Album hören:

Die Geschichte von Somewhere In Time beginnt mit völliger Erschöpfung. Kann nach einer Welteroberung schon mal passieren: 1984 hatten die fünf Briten auf der World Slavery Tour elf Monate lang in 28 Ländern auf vier Kontinenten gespielt – und zwar satte 193 Shows vor geschätzten 3,5 Millionen Fans. Der Preis: Bruce Dickinson (Gesang), Steve Harris (Bass), Dave Murray (Gitarre), Adrian Smith (Gitarre) und Nicko McBrain (Schlagzeug) sind fix und fertig. Deshalb fordern die Musiker sechs Monate Pause. Daraus werden zwar nur vier, doch zum allerersten Mal seit Jahren steht die Maiden-Maschine ein Weilchen still. 

Neues Spielzeug

Die Konsequenzen hört man: Harris, Smith und Murray experimentieren mit Gitarrensynthesizern, mit denen sich Keyboardsounds über die Gitarre und den Bass erzeugen lassen. Dickinson indes zweifelt an seiner Motivation und will musikalisch in eine andere Richtung. Er komponiert vor allem akustisches (also stromloses, ruhiges) Material, das von den Kollegen und dem Produzenten aber abgelehnt wird. Der Sänger zeigt sich verletzt, freut sich aber darüber, für eine Weile „nur“  singen zu müssen. Für ihn springt Adrian Smith in die Bresche und liefert im Alleingang mehrere fertige Tracks, die auf einhellige Begeisterung stoßen und Somewhere In Time maßgeblich prägen sollten.

Futuristische Fahrzeuge, klassische Patronengurte: Iron Maiden auf dem Pressefoto für „Somewhere In Time“ – Foto: Aaron Rapoport/Promo

Erst im Januar 1986 geht es zurück ins Studio, genauer: in mehrere Studios. Drums und Bass nehmen Iron Maiden in den Compass Point Studios auf den Bahamas auf, in dem auch AC/DC Back In Black eingespielt hatten. Gitarren und Gesänge bringen die Musiker in den Wisseloord Studios im niederländischen Hilversum auf Band, abgemischt wird schließlich in den Electric Lady Studios in New York. Damit wird Somewhere In Time nicht nur zum teuersten Album der bisherigen Bandkarriere, sondern auch zum technisch ambitioniertesten. Wie für die Beständigkeit in der Maiden-Welt der Achtziger typisch, ändert sich an der sonstigen Formel wenig. Die Produktion übernimmt ein weiteres Mal Stammproduzent Martin Birch.

Fünf Minuten mindestens

Somewhere In Time erscheint am 29. September 1986 und steigt in Großbritannien auf Platz drei ein. In den USA schafft die Band mit Platz elf ihre bis dato beste Platzierung. Auf dem Cover prangt natürlich das unvergleichliche Iron Maiden-Monster Eddie in einem aufwändigen Science-Fiction-Gemälde. Schon im Intro der ersten Nummer, dem vom Film Blade Runner inspirierten Quasi-Titelstück Caught Somewhere In Time aus der Feder von Steve Harris, hören die Fans die besagten Gitarren-Synthesizer. Doch am grundsätzlichen Stil von Iron Maiden hat sich nichts geändert. Es galoppiert der Bass, wie es sich gehört, die Gitarren riffen, und Dickinson lässt seine Sirenenstimme aufheulen. Wo Iron Maiden drauf steht, ist Heavy Metal drin, vermutlich bis ans Ende aller Tage. Allerdings klingt Somewhere In Time insgesamt weniger rau, sondern bei gleichem Energieniveau erwachsener, vielschichtiger und, wenn mal so will, futuristischer.

Von den acht Songs fällt keiner kürzer aus als fünf Minuten aus, das Gros stammt von Steve Harris, drei Beiträge kommen von Adrian Smith. Dazu gehört die erste Single Wasted Years, in der Maiden so eingängig klingen wie es nur geht, ohne ihren eigenen Sound zu verlieren. Der Text erzählt von Heimatlosigkeit und Entfremdung – ein klarer Kommentar zur endlosen World Slavery Tour. Als Wasted Years drei Wochen vor dem Album als Single ausgekoppelt wird, sieht man auf dem Cover das Cockpit einer Zeitmaschine, in deren Armaturenbrett sich der Kopf von Eddie spiegelt. Der Grund: Sein neues Aussehen sollte nicht vor Erscheinen des Albums verraten werden, schließlich hat das Maskottchen mittlerweile Kultstatus erreicht.

Auf der Vorabsingle durfte Eddie sich noch nicht ganz zeigen…

Filme und Bücher als Inspiration

Das folgende Sea Of Madness, ein dramatischer Uptempo-Banger, stammt ebenfalls von Smith, setzt aber keine besonderen Akzente. Für Heaven Can Wait, einen Harris-Song über eine Nahtoderfahrung, rekrutieren Maiden die Gäste einer Kneipe, um die „Oh-Oh“ -Fußballchöre im Mittelteil einsingen zu lassen.

Das ebenso harte wie vertrackte The Loneliness Of The Long Distance Runner basiert nicht nur im Titel auf einer Kurzgeschichte des britischen Autoren Alan Sillitoe. Stranger In A Strange Land hingegen geht direkt ins Ohr und wird deshalb als zweite Single ausgekoppelt. Inspiriert wurde Adrian Smith hierfür durch ein Gespräch mit einem Arktisforscher, der einen gefrorenen Körper im Eis gefunden hatte. Vom gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Robert A. Heinlein hingegen leiht sich Smith lediglich den Titel. 

Egal, wo und wann: Eddie ist immer cool

Die Credits für Deja-Vu teilt sich Harris mit Dave Murray, der im Schnitt für jedes zweite Album einen Song beisteuert. Alexander The Great stammt vom Bassisten alleine und reiht sich mit einer Spielzeit von achteinhalb Minuten in den Reigen der großen Maiden-Epen ein, diesmal mit explizit historischem Bezug.

Ein Cover wie ein Bildband

Ein sicherer Hit ist zweifelsfrei das Artwork der Platte: Hier steht Eddie als Weltraum-Terminator mit Cyborg-Auge und Laserpistolen in einer futuristischen Stadt, die vor Details nur so überquillt. Der Künstler Derek Riggs, der Künstler hinter diesem Werk, erinnert sich an den Arbeitsauftrag: „Wir haben uns eigens in Amsterdam getroffen und drei Tage lang über das Cover gesprochen. Sie wollten eine Kulisse wie in Blade Runner, eine Science-Fiction-Stadt.“ Um das zu erreichen, erschafft Riggs eine Skyline mit Werbeslogans und Firmennamen, die er größtenteils erfindet, um Copyright-Probleme zu vermeiden. Dabei dreht er richtig auf und auch ein wenig durch. 

Immense Detailfülle und jede Menge versteckte Späßchen: Das Artwork aus der Feder von Derek Riggs

Wer genau hinguckt, kann unter anderem erkennen: den Sensenmann und die Katze mit Heiligenschein von Live After Death, den abstürzenden Himmelsstürmer aus Flight Of Icarus, ein Flugzeug über der „Aces High Bar“ , das „Ancient Mariner Seafood Restaurant“, ein Straßenschild zur „Acacia Avenue“ , ein Konzertposter mit dem Ur-Eddie, die Dame aus Charlotte The Harlot, die Tardis aus Doctor Who, Batman, eine Uhr, die zwei Minuten vor Mitternacht anzeigt, das „Phantom Opera House“ , den Ruskin Arms Pub (eine der ersten Spielstätten der Band) sowie die exakt gleiche Straßenlaterne wie auf dem Cover des Debüts. Irgendwo steht sogar auf Japanisch „Pickelcreme“ , auf Russisch „Joghurt“  und in Spiegelschrift „Dies ist ein sehr langweiliges Gemälde“. Drei Monate sitzt Derek Riggs an dem Werk, mitgezählt eine mehrwöchige Zwangspause, weil er irgendwann Halluzinationen bekommt und aussetzen muss. Kurzum: Das Cover ist Wahnsinn. Und absolut großartig.

…und die Rückseite ist genauso bombastisch.

Auf die Straße. Natürlich.

Natürlich geht es für die fünf Musiker umgehend auf Konzertreise: Der Somewhere On Tour getaufte Trek zieht von September 1986 bis Mai 1987 um die Welt, mit dabei ein überdimensionaler Cyborg-Eddie, der über die Bühne spaziert, zwei riesige Podeste rechts und links in Form von Monsterkrallen, eine aufwändige, sehr helle Lightshow sowie ein pulsierendes Leuchtherz als Teil von Bruces Bühnenoutfit. 

Somewhere On Tour: Dave Murray schreddert, Eddie guckt kritisch – Foto: Ebet Roberts/Redferns/Getty Images

So stressig und geradezu selbstmörderisch wie zwei Jahre zuvor auf der World Slavery Tour sollte es jedoch nicht mehr werden, auch die Zeiten, in denen Iron Maiden jedes Jahr ein Album und eine Welttour hinlegen, sind mit Somewhere In Time vorbei. Doch die Metal-Weltherrschaft der Achtziger haben Iron Maiden da längst inne.

Zeitsprung: Am 28.4.1988 starten Iron Maiden ihre Welttournee in einem Kölner Club.

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