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Popkultur

Bill Kaulitz zum Jubiläum von „Durch den Monsun“: „Für uns gab’s nur Geradeaus“

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Bill Kaulitz Tokio Hotel

Innerhalb eines Sommers änderte sich für Tokio Hotel alles: Am 15. August 2005 erschien ihre erste Single Durch den Monsun – von da an sollte das normale Leben vorbei sein für die vier Teenager aus der Nähe von Magdeburg. Der Song kletterte an die Spitze der deutschen Charts, eroberte in der englischen Version später auch Länder wie Griechenland, Belgien und die USA, das dazugehörige Album Schrei wurde über 1,5 Millionen mal verkauft.

von Christina Wenig

Schwelgt hier mit Schrei in Erinnerungen:

Tokio Hotel waren ein omnipräsentes Phänomen. MTV, Bravo & Co. zeigten die Band über Jahre bei jeder Gelegenheit, bei den Live-Auftritten der vier Jungs kam es zu Massenhysterien, die an die Beatlemania erinnern. Die Gruppe zog die Reißleine: Das Zwillingspaar Bill & Tom Kaulitz floh 2010 vor der ständigen Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nach Los Angeles, legte eine Pause ein, wurde erwachsen. Mittlerweile haben Tokio Hotel fünf Alben veröffentlicht und den Synthpop für sich entdeckt.

Im Interview erinnert sich Frontmann Bill Kaulitz – inzwischen auch als Solo-Künstler, Model und Moderator unterwegs – an seine musikalischen Anfänge, seine Vorbilder sowie die Höhe- und Tiefpunkte der Bandkarriere.

(Textversion des Interviews unter dem Video)

Bill, euer Durchbruch mit Durch den Monsun liegt jetzt 15 Jahre zurück. Wie fühlt sich das an?

Das ist krass. Irgendwie fühlt es sich auf eine Art an, als wäre es gestern erst gewesen. Ich denke mir: Wow, 15 Jahre, das ist die Hälfte meines Lebens. Auf der anderen Seite fühlt es sich aber auch so an – da denke ich mir: Das ist eine Ewigkeit her. Wir waren Kinder damals, das war unser allererstes Album und unser allererster Song. Ich verbinde damit viele schöne Erinnerungen, aber auf der anderen Seite fühlt es sich auch ein bisschen an wie ein anderes Leben. Es ist natürlich Vergangenheit und man hat die Connection nicht mehr zu seinem 15-jährigen Selbst. Ich guck da heute auch drauf wie ein Fremder auf eine Art. Aber es ist auch immer wieder schön, mal zurückzugucken. Ich nehme das jetzt tatsächlich zum Anlass mal zurückzuschauen, weil ich normalerweise niemand bin, der groß in Erinnerungen schwelgt; der sich hinsetzt und sentimental in die Vergangenheit guckt. Ich gucke, was kommt als nächstes. Mich interessiert eher, was morgen passiert, als was gestern war.

Du kommst aus einer ländlichen Gegend Sachsen-Anhalts, wo es keine Kunstszene gab. Wie bist du überhaupt mit Musik in Berührung gekommen?

Ich habe Nena auf einer Kassette von meiner Tante entdeckt, als ich sechs Jahre alt war. Wir haben alle zusammen in einer Wohnung gewohnt. Wir hatten keine Kohle, meine Eltern hatten sich getrennt, wir sind alle zusammen bei unseren Großeltern eingezogen. Ich habe dann diese Kassette entdeckt war in love, es war instant love bei Nena. Ich hab sie im Fernsehen gesehen bei Auftritten und Live-Konzerten und wollte ab dem Zeitpunkt genau das gleiche machen. Unser Stiefvater ist Musiker und hat uns eine Gitarre gegeben. Tom hat angefangen rumzuklimpern und sich das selber beizubringen. Wir haben sofort einen Song geschrieben und wollten auftreten und dachten, wir sind der coolste Scheiß. So hat das angefangen. Irgendwie war das unsere große Leidenschaft. Ich habe ab dem Moment nie wieder aufgehört, Songs zu schreiben und selber zu texten und hab ja auch relativ früh schon die ersten Songs von diesem ersten Album geschrieben. Auf unserem ersten Album, was dann kam, waren auch viele Sachen aus der Zeit, wo wir echt 7, 8, 9, 10 Jahre alt waren.

Mit 13 hast du bei der Castingshow Star Search mitgemacht, obwohl deine Mutter nicht an deinen Erfolg geglaubt hat und dich auch nicht zum Casting fahren wollte. Was war dein Antrieb, es trotzdem zu versuchen?

Ich habe irgendwie schon immer ein rebellisches Herz gehabt. Immer wenn mir jemand sagt „Du kannst das nicht“ oder „Du darfst das nicht“, dann will ich das unbedingt. Das hat immer bei mir im Herzen geschlummert. Ich hatte eigentlich gar keine richtige Wahl – ich hatte aus irgendeinem Grund, frag mich nicht warum, diesen Drive. Ich wollte das unbedingt machen und hab mich da auch nicht beirren lassen. Für mich war das das einzige, was mich interessiert hat und ich habe das auch überhaupt nicht infrage gestellt. Ich habe mir nie gedacht: Bist du vielleicht gar nicht so gut wie die anderen? Obwohl ich weiß, als ich dann zu dem Casting ging und die anderen hab singen hören, da habe ich dann auch ein bisschen gedacht: „Oh wow, so gut bin ich dann doch nicht.“ Aber ich habe mich da nicht von abbringen lassen. Ich dachte immer, wenn ich einmal die Chance habe, dann pack ich das irgendwie.

Tokio Hotel

Foto: Sascha Pierro

Komischerweise hatte ich so ein Selbstbewusstsein. Ich weiß nicht so richtig, woher. Ich glaube, das war aber auch eine Naivität. Wenn man so jung ist, dann traut man sich Sachen auch ganz anders. Ich gucke heute auf alte Auftritte und Sachen zurück, die man mit 15 gemacht hat, und man hatte einfach so eine innocence, sowas Unbefangenes. Wir waren noch in der Schule, wir hatten überhaupt nichts zu verlieren, für uns gab’s nur Geradeaus. Ich glaube, wenn man älter wird, fängt man eher an, Sachen infrage zu stellen und sich Sachen zu viel zu überlegen. Eigentlich ist es ganz schön, wenn man schafft, sich diese Naivität vom Anfang irgendwie zu bewahren. Aber das ist natürlich auch schwieriger, wenn das irgendwann dein Beruf wird, denn damit verändert sich ganz viel. Aber damals war das für mich einfach nur meine absolute Leidenschaft.

Du bist von Anfang an optisch sehr aufgefallen. War es dir bewusst oder gar wichtig, dass du anders warst als andere in deinem Alter?

Das hat sich auch so ein bisschen durch meine Kindheit gezogen. Ich habe immer das gemocht, was die anderen Jungs nicht mochten und hatte immer eher Freundinnen. Nena hat keiner gehört, das war überhaupt nicht angesagt. Irgendwie war ich schon immer der Außenseiter – wir beide, Tom und ich. Bis wir sechs Jahre alt waren, hat uns unsere Mama komplett gleich angezogen und dann hatten wir irgendwann auch das Bedürfnis, nicht nur die Zwillinge zu sein. Wir waren da schon so verschieden in unseren Interessen, aber trotzdem so verbunden, und beide auf ihr Extrem schon so anders, dass wir uns auch so extrem anders angezogen haben. Wir haben uns in so krass verschiedene Richtungen bewegt und auch musikalisch überhaupt nichts miteinander zu tun gehabt.

Tom hat HipHop geliebt und ich Deutschrock, aber auch viel Pop-Musik gehört. Dann kam irgendwann Britney Spears dazu, dann war ich riesen Britney-Spears-Fan. Auch so Sachen, die überhaupt keinen Sinn ergeben, wo andere sagen: „Das geht doch nicht, du kannst doch nicht Nena gut finden und dann Britney Spears hören!“ Ich habe mir immer meine Inspiration von überall genommen. Ich war ein riesen David-Bowie-Fan. Ich habe irgendwann Das Labyrinth entdeckt und dann wollte ich die Haare und Kostüme so haben. Ich fand Vampire ganz toll, hab dann angefangen, mich zu schminken und so. Ich habe mir das immer von überall zusammengesucht und ich glaube, daraus wurde dann so ein total weirder Look. Ich war mir darüber gar nicht so bewusst.

Was hast du in deinen Idolen wie Bowie oder auch Annie Lennox gesehen, das dich inspiriert hat?

Die hatten so eine Freiheit. Da, wo ich herkam, gab es keine Künstler, es gab keine Musikszene und es gab keine Kultur. Wir haben in einem 800-Seelen-Dorf gewohnt, außerhalb gab es die Kali-Berge und ansonsten gab es gar nichts. Die Träume reichten nur bis zur Kasse beim nächsten Supermarkt, das war halt die Aussicht. Das war schon trist und grau und ich wollte da unbedingt weg. Schon als kleiner Junge dachte ich: Ich bin hier irgendwo falsch abgebogen, ich gehör hier eigentlich nicht her. Ich wollte was anderes machen. Die haben für mich Freiheit symbolisiert. Die haben Musik gemacht, die gute Laune gemacht hat, die haben sich angezogen, wie sie wollten. Das war für mich die freie weite Welt.

Mit welchen Ambitionen habt ihr Tokio Hotel gestartet? Waren die Charts und Ruhm schon euer Ziel?

Wir haben natürlich geträumt als Kinder: Wie cool wäre das, wenn uns jemand nach einem Autogramm fragt? Oder wie cool wäre das, wenn wir mal irgendwo in der Zeitung sind? Wir haben unsere ersten Artikel ausgeschnitten und waren wahnsinnig stolz. Als wir dann Produzenten hatten und einen Plattendeal bekommen haben, war das für uns krass. Aber man kann sich das gar nicht vorstellen, das sind so Kinderträumereien. Ich weiß noch, vor den Sommerferien haben uns die Lehrer gefragt, was wir in den Ferien machen und wir meinten: „Wir gehen ins Studio und nehmen eine Platte auf!“ Und die so; „Ja genau, ist klar.“ Und wir: „Ja und wir drehen dann auch ein Musikvideo“, und dann meinten die: „Ja und das läuft dann auch auf MTV?“, und ich so: „Hoffentlich!“ Da haben sich alle drüber lustig gemacht, und so war es auch bei uns. Wir haben uns das erträumt und gewünscht, aber Erfolg kann man sowieso nicht planen. Das ist was, was einfach passiert. Dieses Ausmaß und was das dann auch wirklich bedeutet, das haben wir uns überhaupt nicht vorstellen können. Das hat uns alle überrollt.

Als die Single einmal draußen war, ging alles unglaublich schnell für euch. Kriegt man das in dem Moment überhaupt verarbeitet?

Das passiert irgendwie einfach. Es kamen die Charts, die gab’s damals noch auf so großen Postern zum Auffalten. Vorher waren schon die Trendcharts gekommen, aber ich wusste auch gar nicht, was das alles heißt und bedeutet. Alle meinten schon „Wow, das sieht schon sehr gut aus“, aber keiner hat uns richtig Infos gegeben. Dann kamen die Charts raus und wir waren ganz aufgeregt und sind die von unten durchgegangen, und waren nirgendwo. Auf 1 wollte ich gar nicht gucken – und dann stand da dieser Song auf 1. Das war für uns so absurd, das war überhaupt nicht zu begreifen. Und von dem Moment lief das Video nonstop. Wir haben dann nur noch reagiert. Wir hatten ja keinen Manager im Hintergrund, der sich das ausgedacht hat oder irgendwelche Strategen, die das durchgeplant haben. Das haben ja viele gesagt: Die sind zusammengestellt und da war jemand ganz clever und hat den Nerv der Zeit getroffen. Klar haben wir den Nerv der Zeit getroffen, aber ich glaube, das war eben, weil wir das selber gemacht haben. Das war unser Song und unsere Musik, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Aber das hat sich keiner ewig überlegt. Und wir haben alle nicht damit gerechnet. Weder die Leute, mit denen wir Musik gemacht haben, noch unsere Freunde oder Familien. Das war für uns alle so „Krass, was machen wir denn jetzt?“

Tokio Hotel

Foto: Oliver Gast

War der Ruhm letztendlich so, wie ihr euch das vorgestellt habt?

Es ist sehr viel mehr Arbeit, als man sich das vorstellt. Wir haben auch nie angefangen mit dem Wunsch, berühmt zu werden. Berühmt werden ist eine coole Sache, die da dazu kommt, aber für uns ging es schon um die Leidenschaft an der Musik. Tom und ich haben einfach gerne in unserem Kinderzimmer gesessen und Musik gemacht. Wir haben unsere Songs selbst geschrieben, fanden das total geil und wollten damit auftreten. Mit einem Nummer-eins-Song anzufangen war natürlich ein Trip und hat am Anfang auch mega viel Spaß gemacht. Bis die Schattenseiten kommen und du realisierst, was mit deinem Leben passiert, ist das erstmal nur geil. Klar, wir waren vier Teenager, durften aus der Schule raus, mussten nicht mehr auf unsere Lehrer hören und durften mit einem Team durch ganz Deutschland touren und überall auftreten. Geiler kann’s nicht sein. Die ersten Jahre hatten wir den Spaß unseres Lebens.

Vor etwa zehn Jahren sind Tom und du dann nach L.A. geflüchtet, wo ihr noch immer lebt. Wie hat diese Stadt eure persönliche und künstlerische Entwicklung beeinflusst?

Ich glaube, L.A. hat uns gerettet in vielerlei Hinsicht. Privat auf jeden Fall, denn wir wussten überhaupt nicht mehr, wie es weitergeht. Tom und ich waren an dem Punkt, an dem wir bereit waren, alles hinzuschmeißen und zu sagen „Wir machen gar keine Musik mehr, wir wollen raus aus der Öffentlichkeit, wir wollen nichts mehr mit dem Musikbusiness zu tun haben“. Wir waren echt ausgebrannt und hatten keinen Bock mehr. Wir konnten den Bandnamen nicht mehr hören und uns selber nicht mehr sehen.

Wir sind dann erstmal ohne Überlegung da hingegangen und als es uns privat wieder besser ging und wir eine Welt entdeckt haben, in der wir wieder frei sein und das Leben für uns entdecken konnten als Erwachsene, da kam wieder dieser Instinkt und die Lust am Musikmachen – der Punkt, wo man merkt, wir können gar nicht nicht Musik machen. Ich könnte mir mein Leben einfach nicht vorstellen, ohne zu singen und auf der Bühne zu stehen. Es hat ja vier Jahre gedauert, bis wir wieder ein Album gemacht haben, aber dieser Urinstinkt kam dann wieder zurück. Unsere ganze Karriere und auch der Weg, wie wir damit umgehen und das verarbeiten, das hat alles eine ganz neue Balance gefunden und ich glaube, das haben wir alles L.A. zu verdanken. Und das hat uns natürlich auch musikalisch beeinflusst. Ich bin dann zum ersten Mal auf Festivals gegangen, hab mir andere Bands angehört, bin in Nachtclubs gewesen und hab getanzt – also am Leben teilgenommen. Das habe ich vorher nicht. Wir waren in so einer Bubble und so isoliert von der Welt, dass wir auch überhaupt keine Inspiration mehr hatten.

War es für euch schwierig, eure eigene künstlerische Stimme zu finden?

Total. Ich glaube, das ist etwas, was man im Laufe der Karriere auch erst entwickeln muss. Ganz schnell wollen natürlich tausend Leute mitreden. Du hast Produzenten, Songschreiber und so weiter, die dir auch oft das Gefühl geben, dein eigenes Material ist nicht gut genug, weil die sich alle in deine Projekte reinhieven wollen. Man entwickelt da eine Unsicherheit. Das meinte ich auch vorhin: Als wir jünger waren, dachte ich, das ist alles mega. Wenn dann eine Karriere da ist und man hat Sachen zu verlieren, entwickelt man Ängste und wird unsicher. Man muss an Erfolge anknüpfen, da ist ja auch ein Druck dahinter. Dann lässt man andere Leute rein und natürlich hier und da auch die falschen Leute. Da muss man ein Selbstbewusstsein wieder entwickeln irgendwann. Für uns war das auch der Prozess des Älterwerdens, dass wir gesagt haben, wir gehen ganz alleine ins Studio und machen mal wieder nur zu viert, oder auch Tom und ich, zusammen Musik, ohne dass da irgendjemand anders reinkommt. Das muss man dann aber auch durchziehen. Es ist natürlich nicht so gerne gesehen, dass Bands einfach alles alleine machen. Das war so ein Befreiungsschlag für uns.

Tokio Hotel

Foto: Lado Alexi

Neben der Musik ist Mode für dich ein sehr wichtiges Thema. Was bedeutet Fashion als Ausdrucksform für dich?

Für mich war Tokio Hotel auch immer wahnsinnig visuell. Wir haben damit angefangen, Ideen für Videos und Looks zu haben. Ich habe in dem Monsun-Video meine Hose und meine Lederjacke selber zusammengenäht. Ich hatte halt damals keine Kohle, um mir geile Klamotten zu kaufen. Ich habe dann  Vintage-Teile genommen und neue Sachen draus gemacht und hab auch selber entworfen. Mit Bowie und Prince, den ich auch super fand, kamen Mode und Performance immer zusammen. Wir waren nie Singer/Songwriter, die mal die Gitarre rausholen und die Jungs von nebenan sind. Unsere Live-Shows waren immer Shows. Ich wollte, dass die Leute rausgehen und sagen „Wow, sowas habe ich noch nie gesehen!“ Es war immer auch so ein bisschen Cirque du Soleil mit Musik.

Für mich gehörten das Visuelle, die Fotos, ein Album-Booklet, ein Cover und die Idee dahinter immer zusammen. Das war immer meine andere große Leidenschaft. Auch mit Fotografen zusammenzuarbeiten, die ich toll fand und in Magazinen zu sein, die ich toll fand. Ich habe als kleiner Junge die Vogue aufgefressen und dann irgendwann selbst in der Vogue zu sein, war ein anderer Traum, den ich mir erfüllen konnte. Darum bin ich froh, dass ich all diese Seiten als Sänger auch ausleben kann. Ich glaube, für Deutschland war das oft zu amerikanisch, die haben das nicht so verstanden. Aber ich habe das total geliebt, dass ich diese Narrenfreiheit habe als Sänger, das alles auszuprobieren. Da sind natürlich auch 10.000 Fehltritte dabei, aber das gehört eben dazu.

Wie schaust du denn auf euer altes Material zurück? Kannst du dich damit noch identifizieren?

Ich würde natürlich jetzt den Song niemals nochmal so schreiben. Ich würde mich nicht mehr so anziehen und so weiter. Aber das war zu der Zeit genau das, was ich machen wollte. Das war immer authentisch und das war immer echt. Darum verstehe ich, wo mein Geist damals war und warum ich das toll fand. Ich weiß, wo das herkam. Heute finde ich eben andere Sachen toll und die Musik hat sich natürlich verändert. Wir machen das so lange, wir stecken alle in ganz anderen Leben mittlerweile. Natürlich verändert sich das, aber wir spielen auch auf jeder Show noch Monsun. Wir haben jetzt so viele Alben gemacht und so viele verschiedene Songs – es ist auch schön, auf so eine lange Geschichte zurückzublicken. Ich liebe Veränderung und finde, das gehört dazu. Aus Angst machen viele Künstler ganz oft das Gleiche, weil sie denken, das funktioniert, das wollen die Leute hören. Es gehört ja auch Mut dazu, sich zu verändern. Für mich ist Stillstand der Tod und deswegen liebe ich diese Weiterentwicklung und auch zurückzuschauen und Dinge in einem neuen Gewand zu machen.

Wie sieht die Zukunft von Tokio Hotel aus?

Bei uns kommt jetzt ganz viel zusammen. Es sind tausende Geheimpläne, die ich noch gar nicht verraten darf, aber ab Oktober geht es bei uns wieder richtig los mit ganz vielen Projekten. Es kommen ganz viele Sachen mit Tokio Hotel, ganz viele Sachen, die ich auch alleine mache. Wir haben jetzt in der Corona-Zeit an so viel gleichzeitig gebastelt, dass das jetzt alles zusammenkommt. Wir sind auch wieder im Studio und es gibt neue Musik. Eine Tour ist auch geplant, aber natürlich nicht in diesem Jahr. Wir nehmen diese 15 Jahre also als Anlass zurückzuschauen und auch einen Neustart hinzulegen.

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