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Popkultur

Aufnahmefehler und schlechte Verkaufszahlen: Die holprige Geschichte von Bob Dylans Debütalbum

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Bob Dylan
Foto: Brian Shuel/Redferns/Getty Images

39 Alben hat Folk-Legende Bob Dylan veröffentlicht. Den Grundstein für seine jahrzehntelange Karriere legt der Musiker am 19. März 1962 mit seinem Debüt Bob Dylan. Ein traumhafter Sahnestart gelingt ihm damit allerdings nicht …

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das Debüt von Bob Dylan anhören:

Hibbing (Minnesota), Mitte der Fünfziger: Bob Dylan heißt noch Robert Allen Zimmerman, geht auf die Highschool, hört Rock’n’Roll im Radio und gründet seine ersten eigenen Bands. Eine davon heißt The Golden Chords. Mit der Gruppe covert Zimmerman Stücke von Little Richard und Elvis Presley. Als die Golden Chords bei einem Auftritt in der Schule den Song Rock And Roll Is Here To Stay von Danny & The Juniors spielen, wird es so laut, dass der Rektor den jungen Musikern den Saft abdreht. Im Highschool-Jahrbuch sind sich Zimmermans Mitschüler sicher: Dieser Kerl tritt nach der Schule Little Richards Band bei. Doch Zimmerman hat etwas anderes vor.

„Die Sache mit dem Rock’n’Roll ist, dass er für mich sowieso nicht genug war“, erklärt Dylan Mitte der Achtziger in einem Interview. „Es gab dort tolle Schlagworte und treibende Rhythmen … aber die Lieder waren nicht ernst oder spiegelten das Leben nicht realistisch wider.“ Stattdessen entdeckt der Musiker schnell ein anderes Genre für sich: „Als ich zur Folk-Musik kam, wusste ich, dass das eher eine ernste Sache ist. Die Lieder sind mit mehr Verzweiflung, mehr Traurigkeit, mehr Triumph, mehr Glauben an das Übernatürliche und viel tieferen Gefühlen gefüllt.“ Als Student begibt er sich mit ganzem Herzen in die neue musikalische Welt — und krempelt sie um.

„Man nennt sich, wie man will.“

Während seiner Zeit an der University Of Minnesota in Minneapolis tritt Zimmerman in einem Café in Campusnähe auf. Er wird langsam zu Bob Dylan, immer öfter stellt er sich mit seinem Künstlernamen vor. 2004 verrät der Musiker in einem Interview mit CBS, wie es zu dem Namenswechsel kam: „Manche Menschen werden mit dem falschen Namen oder den falschen Eltern geboren. Ich meine, das kommt vor. Man nennt sich, wie man will. Dies ist das Land der Freien.“ Später macht er in dieser Hinsicht durchaus Ernst, aber dazu kommen wir später. Im Mai 1960 hat Dylan genug vom College und steigt aus. Im Januar 1961 reist er in die Stadt der Städte: nach New York City.

Er spielt in den Clubs des Greenwich Village, freundet sich mit der New Yorker Szene an und lässt sich von der bunten Folk-Welt der Metropole inspirieren. Er begleitet andere Musiker*innen, wie zum Beispiel Harry Belafonte. Als Dylan die Mundharmonika für ein Album von Carolyn Hester aufnehmen soll, hört ihm ein gewisser John Hammond bei den Proben zu — und nimmt das junge Talent bei Columbia Records unter Vertrag. Mit diesem wichtigen Schritt legt Dylan den Grundstein für eine jahrzehntelange Karriere der Superlative, nur wenige Monate später beginnt er mit seinen ersten Aufnahmen als Solokünstler.

Ein Debüt für 402 US-Dollar

Die erste Session soll am 20. November 1961 über die Bühne gehen. Einige Lieder hat Dylan schon im Repertoire, doch er macht sich die Song-Auswahl für sein erstes Album nicht zu leicht. Tage- und nächtelang durchstöbert er Bücher und Plattensammlungen. Auf dem Album landet schließlich eine Auswahl von elf Coversongs sowie die beiden Eigenkompositionen Talkin’ New York und Song To Woody (obwohl Dylan insgesamt 17 Stücke einspielt). Am 20. November beginnt die erste Session, genau wie es geplant war. Doch so richtig rund laufen die Aufnahmen mit dem weitestgehend unerfahrenen Dylan noch nicht …

„Bobby hat bei jedem P ein Plopp-Geräusch gemacht, bei jedem S gezischt und hat sich dauernd vom Mikro entfernt“, erinnert sich Hammond in einem Interview. „Noch frustrierender war, dass er nicht aus seinen Fehlern gelernt hat. Es kam mir zu der Zeit so vor, als hätte ich noch nie mit jemandem zusammengearbeitet, der so undiszipliniert war.“ Weil Dylan zweite Versuche weitestgehend ablehnt, braucht er trotzdem gerade einmal zwei Nachmittage für die Aufnahmen. Am 22. November ist schon alles fertig. Columbia Records habe „etwa 402 US-Dollar“ für die Platte ausgegeben, scherzt John Hammond später. Es sollte sich gelohnt haben, zumindest ein bisschen …

Bob Dylans Debüt: Später Erfolg dank großer Karriere

Als Bob Dylans erstes Album am 19. März 1962 erscheint, löst der junge Musiker damit keinen Erdrutsch aus. Ganz im Gegenteil: Gerade einmal 5.000 Exemplare gehen im ersten Jahr über die Ladentheke. Ein gutes Geschäft macht Columbia Records wegen der geringen Produktionskosten trotzdem. Im August 1962 lässt sich Dylan ganz offiziell in Robert Dylan umbenennen. Erst im Mai 1965 landet sein Debüt zum ersten Mal in den britischen Charts, also drei Jahre und weitere vier Dylan-Alben später. Zu jener Zeit gelingt dem jungen Musiker mit seiner fünften Platte Bringing It All Back Home gerade der ganz große Durchbruch. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte …

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