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Popkultur

„Countdown To Extinction“: Wie Megadeth zu Superstars wurden

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Megadeth
Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Zu Beginn der Neunziger ist krachiger Metal nicht mehr das Maß aller Dinge. Metallica motten ihre Spandex-Hosen ein, Mötley Crüe waschen sich das Haarspray raus — und auch Megadeth vollziehen angesichts der neuen Dekade einen Kurswechsel. Auf ihrem fünften Album Countdown To Extinction schlagen die Kalifornier radiotauglichere Töne an — und erreichen damit zum ersten Mal Superstar-Status.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch Countdown To Extinction von Megadeth anhören:

Als Megadeth 1991 die Arbeit an ihrem fünften Album aufnehmen, befinden sich die Kalifornier in einer komfortablen Ausgangslage. Mit Rust In Peace (1990) haben Dave Mustaine und Co. gerade einen Metal-Meilenstein für die Ewigkeit vorgelegt, waren ausschweifend auf Tour und konnten Fans aus aller Herren Länder begeistern. Nun wartet die Welt gespannt darauf, dass sich die Gruppe zurückmeldet. Megadeth hätten es sich einfach machen und ein zweites Rust In Peace veröffentlichen können. Schließlich heißt es auch im britischen Fußball: „Never change a winning team.“ Doch die Musiker möchten mit ihrem fünften Album den Thrash-Metal-Stallgeruch abwaschen und in den Mainstream vordringen. Das Ergebnis: Countdown To Extinction.

Countdown To Extinction: Megadeth übertreffen sich selbst

Handelte es sich bei den ersten vier Megadeth-Alben noch um kompositorische Fast-Alleingänge von Bandleader Dave Mustaine, arbeitet die Band für ihr fünftes Album zum ersten Mal gemeinsam an den Songs. Ob Symphony Of Destruction, Sweating Bullets oder Skin O’ My Teeth: Auf Countdown To Extinction gelingt Megadeth der einzigartige Spagat zwischen brachialer Härte, musikalischer Finesse und radiotauglicher Eingängigkeit. Den Weg für diese Entwicklung ebnen ausgerechnet Mustaines alte Arbeitgeber Metallica, wie Schlagzeuger Nick Menza in einem Interview erklärt: „Metallica haben definitiv die Türen für andere Bands geöffnet. Wir waren offensichtlich die Nächsten, die diesen Weg gehen mussten.“


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Countdown To Extinction entsteht in zwei Sessions: eine unmittelbar nach der Clash Of The Titans-Tour mit Slayer, Megadeth, Suicidal Tendencies und Testament, die am 14. Juli 1991 endet; die andere im Herbst 1991. „Wir haben bei unseren Songwriting-Sessions Pausen eingelegt und sind mit einem Basketball rausgegangen, um ein paar Körbe zu werfen“, erinnert sich Bassist David Ellefson. „Danach kehrten wir zurück an die Arbeit und Dave schrieb das Riff zu Sweating Bullets.“ Laut Gitarrist Marty Friedman gestaltet sich der Schreibprozess komplett anders als bei Rust In Peace, womit er unter anderem meint, dass Megadeth die neuen Songs „eine Million Mal“ verändern, bevor die Band ins Studio geht, um sie einzuspielen.

Megadeth 1992: ein Motor, der auf allen zwölf Zylindern läuft

Im Studio läuft es dafür umso besser, wie Dave Mustaine später in einem Interview berichtet: „Countdown To Extinction war eins dieser Alben, bei denen der Motor auf allen zwölf Zylindern lief und das haben wir einfach gespürt.“ In die Quere kommen der Band allerdings die gewaltsamen Unruhen in Los Angeles 1992. Weil vier Polizisten freigesprochen werden, die vor Gericht der Misshandlung des Afroamerikaners Rodney King beschuldigt worden waren, bricht in der kalifornischen Metropole eine Art Bürgerkrieg aus, bei dem 53 Menschen ums Leben kommen. Für Megadeth hat das zur Folge, dass sie jeden Abend um 18 Uhr Feierabend machen müssen, denn aufgrund der Aufstände verhängt die Polizei eine abendliche Ausgangssperre.

„Es gibt nichts Schlimmeres, als gerade einen kreativen Moment zu haben, und dann aufhören zu müssen“, erklärt Mustaine später in einem Interview. „Es war damals, als würde die Schulglocke klingeln.“ Doch trotz der widrigen Umstände stellen Megadeth ihr fünftes Album fertig und lassen die Platte am 14. Juli 1992 auf die Menschheit los. Für die Pole Position reicht es nicht, doch die Kalifornier landen zum ersten Mal in den Top 20, in den Top Ten, ja, sogar in den Top 5. Platz zwei heißt es am Ende in den US-amerikanischen Albumcharts und Fans sowie Kritiker*innen überschlagen sich mit Lob. Der neue Megadeth-Sound kommt gut an — und soll uns auch im Anschluss noch erhalten bleiben.

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