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Popkultur

Aus den Kellern Seattles zu H&M: Die Geschichte von Nirvanas Smiley-Logo

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Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

Vor 30 Jahren tauchte das ikonische Smiley-Logo von Nirvana erstmals auf. Seither ist es zum millionenfach verkauften Billigmoden-Accessoire, aber auch zum Gegenstand eines handfesten Rechtsstreits geworden. Rollen wir das Feld mal von hinten auf.

von Björn Springorum

Das Nirvana-Gesicht ist eines der berühmtesten und ikonischsten Bandlogos aller Zeiten. Fast schon frech und punkig in seiner Einfachheit, steht der gelbe Smiley mit der rausgestreckten Zunge und den zugekniffenen Augen auf schwarzem Grund (heute würde mal wohl Emoji dazu sagen) in der Musikwelt unmissverständlich für Nirvana. Da müssten die Versalien NIRVANA in der Schriftart Onyx gar nicht mal darüber stehen. Schadet aber nicht – vor allem für alle „edgy“ Teenager oder „coole“ Dads der letzten drei Jahrzehnte.

Zum runden Geburtstag des wegweisenden zweiten Nirvana-Albums Nevermind am 24. September 1991 ist es bei aller Einfachheit dennoch überaus lohnend, dem Ursprung dieses Logos mal auf den Grund zu gehen. Der Weg führt, soweit keine Überraschung, nach Seattle, wo Nirvana nach dem moderaten Erfolg ihres Debüts Bleach kurz vor einem kolossalen Durchbruch stehen. Von dem wissen sie natürlich noch nichts, als sie sich gerade nach grafischen Gestaltungsmöglichkeiten für ihren Millionenseller Nevermind umsehen. Ohne großes Budget, versteht sich.

Stripschuppen als Vorbild?

Jahrelang ging die Geschichte so: Kurt Cobain zeichnet das Smiley-Logo als Kommentar auf die großen Player der Musikindustrie, eine Art Dazed and confused der Grunge-Ära, inspiriert von den anzüglichen Smiley-Designs des legendären Seattle Stripclubs The Lusty Lady. Dazu passt auch der Backprint des ikonischen Smiley-Shirts: Flower Sniffin, Kitty Pettin, Baby Kissin Corporate Rock Whores. Ob man damals vielleicht doch schon spürte, dass ihnen die Sache schon sehr bald über den Kopf wachsen würde?

Wissen wir nicht. Was wir aber wissen, ist: Das Smiley-Face taucht das erste Mal auf einem Flyer auf, der ein intimes Nevermind-Releasekonzert am 13. September 1991 ankündigt. Die Party findet in Seattles mittlerweile geschlossener Re-bar in Seattle statt, einem Hang-Out für die LGBTQIA+-Welt, die damals gerade erst eröffnet hat. Hände hoch, wer da gern dabei gewesen wäre.

Nirvana gegen Modedesigner

Jahrzehntelang gilt diese Geschichte unter Nirvana-Gelehrten als authentisch. Cobain kritzelt das Logo, Nirvana erobern die Welt, irgendwann hängt das Smiley sogar bei H&M. Dann, im November 2018, bringt Designer Marc Jacobs eine sündhaft teure Redux Grunge Collection auf den Markt. Das ist nicht nur der größte Affront gegenüber dem DIY-Ethos des Grunge; er kopiert auch dreist und uninspiriert das druffe Smiley-Logo, woraufhin der Nirvana-Nachlass natürlich sofort eine Phalanx an Anwälten aufmarschieren lässt.

Im Zuge dieser Streitigkeiten tritt plötzlich eine ganz neue Figur ans Licht, die fast 30 Jahre lang geschwiegen hat: Urplötzlich behauptet der ehemalige Art Director von Geffen Records, Robert Fisher, das Logo gezeichnet zu haben. Ist natürlich nicht ausgeschlossen, Fisher hat viel für Nirvana gestaltet. Die Frage ist eben nur, weshalb er so lange geschwiegen hat. Und wer sich überhaupt als Urheber eines Logos ausgeben kann, das eindeutig als Tribut an die wilden Smileys der Acid-Ära der Siebziger zu verstehen ist. Aber wie das eben so ist, wenn sich millionenschwere Meilensteine wie Nevermind ihren runden Geburtstagen nähern, wittern viele noch mal einen ordentlichen Batzen Kohle. Wie bei dieser Geschichte mit dem Nevermind-Cover.

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